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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Gegensatz zu den Hunderten, die eigentlich auf ihren Posten hätten sein sollen.
    Überall auf der Straße öffneten sich jetzt Türen. Düstere Gesichter, die Augen weit aufgerissen, blickten vorsichtig nach draußen. Langsam begannen die Stimmen, einander etwas zuzurufen.

    »Burke!«, rief jemand.
    »Burke«, wiederholte ein anderer.
    »Burkes Geist!«, rief eine Stimme.
    Burke verzog das Gesicht. Es mochte sich durchaus als schwierig erweisen, die Männer davon zu überzeugen, dass er nicht tot war, solange er weiter über dem Brunnen schwebte. Aber er hatte noch nicht vor zu landen. In aller Ruhe lud er die Schrotflinte nach. Anza faltete ihre Flügel wieder zu einer Scheibe zusammen und zog das Kriegsbeil. Ihre Haltung war zugleich entspannt und ungeduldig. Männer begannen, vorsichtig auf die Straßen zu treten.
    Vance folgte Anzas Beispiel. Er faltete die Flügel ein und zog seinen Himmelsmauerbogen, legte einen Pfeil an die Sehne und wartete aufmerksam. Jeremiah neben ihm zog Vulpinus’ Messer, aber er hielt die Flügel ausgebreitet.
    Einen Moment später schwebten Ferkelchen und Dorny vom Himmel. Ferkelchen stieß ein leichtes Grunzen aus; sämtliche vier gespaltenen Pfoten kamen zur gleichen Zeit auf dem Brunnenrand auf. Er stand neben Jeremiah. Das Schwein ließ die Flügel ebenfalls geöffnet. Burke fragte sich, ob er überhaupt wusste, wie er sie schließen konnte.
    Dorny faltete die Flügel ein, während seine Füße noch einen Fuß über dem Brunnen waren. Er stieß ein lautes »Uff« aus, als er landete. Dann sah er Burke an. »Ich bin dein Freund«, sagte er, »und ich würde für dich sterben, aber ich will verflucht sein, wenn ich jemals wieder für dich fliege. Ich gebe meine Flügel so bald wie möglich Bitterholz.«
    »Ich glaube nicht, dass er sie brauchen wird«, sagte Burke, als er die Schrotflinte fertig geladen hatte.
    »Niemand braucht so etwas«, grummelte Dorny.
    »Bilde ich mir das nur ein, oder hast du schlechte Laune?«
    »Ich fühle mich wie ein griesgrämiges Kind. Mit sechzig ist
man zu alt, um wieder zu zahnen.« Um zu zeigen, was er meinte, zog er die Lippen zurück und offenbarte sein Zahnfleisch. Wo einst mehr Lücken als Zähne gewesen waren, zeigten sich jetzt frische Zahnstümpfe, die zehnmal weißer waren als die alten Zähne rechts und links davon.
    Inzwischen füllte sich der Marktplatz. Die Männer riefen Burkes Namen – nicht als Jubel oder zur Begrüßung, sondern einfach, um andere über seine Ankunft in Kenntnis zu setzen.
    Burke sah zum roten Backsteinhaus am Ende der Straße.
    Er spannte den Kiefer an, als die Tür sich öffnete.
     
    Vulpinus hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, bei Sonnenaufgang aufzuwachen. An diesem stillen Morgen dachte er über die Worte nach, die er erst wenige Wochen zuvor zu Balikan gesagt hatte. Die Welt war nicht in Gefahr, dass ihr die Tage ausgingen oder die Jahre. Dennoch war sich Vulpinus nur zu sehr bewusst, dass er selbst nicht die Welt war. Sein Körper war von einer Schwerfälligkeit in der morgendlichen Kühle, die ihn daran erinnerte, dass seine Jugend seit langem vorüber war.
    Sein Kessel pfiff auf dem kleinen Ölbrenner. Er nahm ihn herunter und begrüßte die Wärme, die der Drahtgriff in seiner steifen Vorderklaue verströmte, während er den ölig-braunen Inhalt in einen Zinnbecher goss. Er schnüffelte daran und genoss die vielschichtige Schärfe, die mit dem Geruch in seine Nase stieg. Bei der Suppe handelte es sich um eine Mischung aus geschälter Rinde, Wurzeln und Organen. Die Rinde des Weidenbaumes war besonders bitter, aber es stand außer Frage, dass sie seine schmerzenden Muskeln beruhigte. Die Sassafraswurzel wirkte der Bitterkeit etwas entgegen; der medizinische Geschmack und ein Hauch Süße klärten seine Gedanken an einem kühlen Morgen. Alligatorhoden, getrocknet und pulverisiert, gewährleisteten seine Potenz, verliehen
der ganzen Mischung etwas Moschusartiges und gaben ihr einen salzigen Nachgeschmack.
    Er hockte bei einem niedrigen Tisch und nippte an seiner Morgenmedizin, während er den Brief las, der ihm am Tag zuvor von Chapelions Boten überbracht worden war. Chapelions Unfähigkeit veranlasste ihn, mit den Zähnen zu knirschen. Weitere Mitglieder der Luftwache hatten den Palast verlassen. Irgendein neuer charismatischer Prophet hatte augenscheinlich eine Basis in der Freien Stadt eröffnet und scharte sowohl Menschen als auch Drachen um sich. Schlimmer noch: Die Bestie Cragg, der Erbe von Rorgs

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