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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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fragte sich, wieso Ragnar nicht die Kanonen eingesetzt hatte, um dies zu verhindern. Die großen Geschütze hatten eine weit größere Reichweite als irgendein Katapult.
    Unter ihm standen ein paar triefäugige Erddrachen bei einem Zelt aus blauer Seide. Der Stil des Zeltes verriet ihm, dass es den Walküren gehörte. Die Erddrachen blickten auf, blinzelten und beschatteten die Augen, als versuchten sie zu begreifen, was sie da sahen. Er war nicht übermäßig besorgt. Erddrachen waren bekanntermaßen kurzsichtig. Sie würden sie wahrscheinlich für Himmelsdrachen halten.
    Der Wind, der um seine Ohren pfiff, verhinderte, dass Burke verstehen konnte, was sie einander zuriefen. Er verzog das Gesicht. Vielleicht hatten sie sie doch nicht mit Himmelsdrachen verwechselt. Er sah, wie sich eine Zeltklappe öffnete, eine einzelne Walküre ihren Kopf herausstreckte und ihren Hals gen Himmel reckte. Sie wirkte nur halbwach, aber wachsam genug, dass sie daran gedacht hatte, sich den Helm aufzusetzen.
    Plötzlich riss die Walküre die Augen auf.
    Er hoffte, dass Dorny und Ferkelchen klarkamen, wenn das Himmelsdrachenweibchen mit ihren Schwestern in die Luft aufstieg, aber er konnte jetzt unmöglich langsamer fliegen. Die
Mauern der Festung kamen rasch näher. Er musterte die Zinnen auf irgendwelche Anzeichen hin, dass die dort positionierten Bogenschützen der Himmelsmauer sie gesehen hatten. Er sah genauer hin, und ihm sank der Mut. Es hatte ihn kein Bogenschütze gesehen, weil keiner auf der Mauer war. Nirgendwo in der Stadt war ein lebender Mensch zu sehen.
    Dasselbe konnte man nicht von toten Menschen sagen.
    Als er für einen kurzen Moment einen Blick hinunter auf die Mauern werfen konnte, sah er auf dem hölzernen Wehrgang abgetrennte Menschenköpfe im Zustand fortgeschrittener Verwesung liegen. Die von Krähen leergepickten Augenhöhlen starrten gen Himmel. Überall auf dem Dach lagen irgendwelche Überreste herum, Beine und Arme und Rümpfe, zusammen mit ganzen Körpern, die sich an Kaminen verkeilt hatten oder schlaff von Regenrinnen hingen.
    Sein erster Gedanke war, dass sie zu spät kamen und die Rebellen bereits abgeschlachtet worden waren. Dann setzte allmählich der Verstand ein, und seine Logik sagte ihm, wofür die Katapulte benutzt worden waren: ein Leichenregen, der die Rebellen vor dem bevorstehenden Angriff hatte weichklopfen sollen.
    Wieder fragte er sich, wieso die Kanonen nicht eingesetzt worden waren. Die großen Geschütze waren bereits fertiggestellt worden, als er geflohen war. Inzwischen musste auch die Konstruktion fertig sein, die benötigt wurde, um sie auf den Mauern aufzustellen. Hatte Ragnar seine Schlachtpläne gar nicht gelesen?
    Anza ließ ihre Füße nach unten sinken; ihr langer Zopf wehte hinter ihr her, als sie sich auf dem breiten Rand des Brunnens mitten in der Stadt niederließ. Fast schien es, als wäre sie zu schnell, aber kurz, bevor sie auf dem Boden aufkam, verlangsamte sie ihr Tempo; es war, als würde sie von einem Netz aufgefangen,
und sie landete so sanft auf dem Steinrand wie ein fallendes Blatt. Burke hatte ihr nichts von dem erzählt, was mit Shanna beim Brunnen geschehen war, und angesichts seiner Lage im Zentrum der Stadt und der Art und Weise, wie er sich wie eine Bühne inmitten festgetretener Erde erhob, bot er sich als Landeplatz geradezu an.
    Vance und Jeremiah landeten neben ihr. Burke sank herunter und hielt dann inne; er blieb mitten über dem Brunnen in der Luft schweben. Ein Würgereiz erfasste ihn, als er ein paar Schritt tiefer in einem im Brunnenschacht hängenden Eimer einen menschlichen Brustkorb fand. Ratten huschten über die verwesenden Fleischreste. Er hoffte, es war Zufall gewesen, dass dort etwas gelandet war. Wenn die Scharfschützen der Drachen so gut waren, um etwas gezielt beim Brunnen treffen zu können, steckten sie in großen Schwierigkeiten. Er behielt diese Gedanken für sich, während die anderen ihre Blicke umherschweifen ließen. Es gab mehr als genug Schrecknisse zu sehen.
    »Wieso hat nicht irgendwer die Leichen von den Dächern geholt?«, fragte Vance, der die verlassenen Straßen musterte. »Und wo sind überhaupt alle?«
    Burke hob das Schießgewehr, das Shay ihm gegeben hatte, hoch über seinen Kopf. »Finden wir es heraus«, sagte er und betätigte den Abzug. Der Knall hallte durch die leeren Straßen.
    Sekunden später tauchten ein paar Wachen auf der Stadtmauer auf. Hatten sie geschlafen? Er konnte nur sieben erkennen – im

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