Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
Bibliothek.«
»Beeil dich«, sagte Bitterholz. »Altes Papier brennt so schnell.«
Chapelion sah hoch, während die Drachen an ihm vorbei hinausgingen.
»Ihr kommt nie aus dem Palast heraus!«, fauchte er, bevor er sich umdrehte und aus dem Zimmer stapfte, so dass die Menschen allein zurückblieben. Die Tür zum Turm schlug zu. »Sämtliche Luftwachen umstellen den Turm! Sie dürfen nicht entkommen!«
Anza tänzelte über das Netz. Jandra zuckte zusammen, als sie wieder und wieder mit dem Schwert zuschlug. Sekunden später fiel das Netz zusammen. Anza beeilte sich, Shay zu befreien.
Bitterholz ließ sich von dem hohen Fenster hinunter ins Zimmer fallen. Er sah Jandra an; Echs kletterte gerade wieder auf ihre Schulter. »Ist das da ein Erddrachenkind? Er kann nicht mit uns kommen.«
»Er kann es, und er wird es«, sagte Jandra.
Bitterholz öffnete den Mund, aber Jandra schnitt ihm das Wort ab. »Du verlierst solche Auseinandersetzungen so wie immer, also überspringen wir den Teil doch einfach und sehen zu, dass wir von hier wegkommen.«
Bitterholz starrte sie finster an und nickte.
Shay schüttelte das restliche Seil von sich ab, und Anza trat zurück. Seine Stimme zitterte, als er zu dem Mann trat, der ihn gerade gerettet hatte. »Habt Ihr … habt Ihr wirklich die Große Bibliothek angezündet?«
»Sicher«, sagte Bitterholz mit gelassener Stimme, als hätte Shay etwas vollkommen Banales gefragt.
»Dann seid Ihr ein Ungeheuer!« Shay ließ seinen schlaksigen Arm in einem wütenden Bogen vorschnellen und platzierte seine geballte Faust direkt gegen die Zähne des Drachentöters.
Bitterholz’ Kopf ruckte zur Seite, aber er verlor nicht das Gleichgewicht. Er wischte sich mit dem Handrücken ruhig über die Lippen, während er Shay anstarrte. Shay zitterte vor Wut, und seine Fäuste waren nach wie vor geballt. Er hob die Arme erneut, um noch einmal zuzuschlagen.
Bitterholz versetzte Shay einen Stoß in die Lenden. Shay klappte vornüber, und Bitterholz brachte beide Fäuste auf seinen Schädel herunter. Der ehemalige Sklave sackte auf dem Netz zusammen und blieb reglos liegen.
Bitterholz sah nach unten und spuckte. Sein Speichel war rosa vom Blut, als er auf Shays Hals spritzte. »Er kommt mir vertraut vor«, sagte er. »Habe ich ihm mal irgendwo das Leben gerettet?«
»Frag es ihn selbst, wenn er wieder aufwacht«, sagte Jandra, ging zu ihrem Schrank und riss die Türen auf. »Da du ihn bewusstlos geschlagen hast, wirst du ihn auch tragen.«
»Den Teufel werde ich tun«, sagte Bitterholz. Jandra warf ihm einen strengen Blick zu. Bitterholz schüttelte angewidert den Kopf, während er sich nach vorn beugte und Shay am Kragen packte.
Kapitel Neun
Eine Siegesfackel
S hay hustete, als er wieder zu Bewusstsein kam. Rauch schabte in seiner Lunge. Zumindest kam es ihm so vor, als wäre er wach, denn was seine Augen ihm mitteilten, war etwas anderes. Sie sagten ihm, dass er in einem Alptraum feststeckte. Er befand sich einhundert Fuß hoch in der Luft an der Außenseite eines Steinturms, lag über einem weißen Sattel auf dem Rücken einer fünfzig Fuß langen, kupferfarbenen Schlange. Eigentlich hätte er nach unten auf den Boden fallen müssen – das Tier, auf dem er ritt, bewegte sich schließlich senkrecht an der Turmwand entlang, und es tat das so schnell, als würde es sich über einen ebenerdigen Boden bewegen und sich mit Dutzenden von Beinen mit scharfen Klauen an der Wand festhalten. Glücklicherweise fühlte sich der Sattel an, als wäre er mit einem Klebstoff überzogen, so dass sein Bauch trotz der Schwerkraft daran festgehalten wurde.
Als Shay den Hals reckte und durch den Rauch blinzelte, stellte er fest, dass andere bekannte und unbekannte Reiter auf der Kupferschlange saßen. Direkt im Sattel vor ihm saß Jandra; auf ihrer Schulter stand Echs, der laut zischte, während er seine kleine Faust auf den Schwarm von Himmelsdrachen zu schüttelte, die auf sie zukamen. Hinter ihm hockte Anza
auf einem weißen Sattel; in ihren Händen funkelten Wurfmesser. Ein Gefühl von Höhenangst stieg in ihm auf; dem Winkel nach, in dem sie auf der Schlange hockte, hätte sie eigentlich herunterfallen müssen. Hinter ihr, nahe beim Schwanz, saß ein schwarzweißes Schwein mit einem silbernen Visier über den Augen. Das Schwein saß vollkommen heiter und gelassen da, als würde es den schwankenden, unruhigen Gang der Schlange gar nicht bemerken, während diese sich am Turm entlangschlängelte. Hinter dem
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