Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
kann.«
Bitterholz schüttelte angewidert den Kopf. Jandra sprang vom Fass und hockte sich neben Shay. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. »So einen Fluch gibt es nicht«, sagte sie. »Wir haben einfach nur eine Pechsträhne. Es herrscht Krieg. Es ist normal, dass da Dinge verbrannt werden.«
»Aber …«
»Hör zu«, sagte sie. »Burke hatte Recht. Bücher sind mehr als nur Papier und Tinte. Die Informationen darin sind ihrem Wesen nach unsterblich. Nicht alle Bücher in der Bibliothek sind verloren. Ich habe Bilder von Tausenden von ihnen in meinem Kopf, ganze Ausgaben. Wenn ich meinen Flaschengeist zurückbekomme, kann ich sie Molekül für Molekül wieder zusammensetzen, auf Papier und mit Tinte.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Shay.
»Ich kann dir auch nicht folgen«, sagte Bitterholz.
»Ich meine, als ich meinen Flaschengeist hatte, hatte ich die totale Erinnerung. Alle Bücher, die ich jemals gelesen habe, waren noch immer in meinem Gehirn. Sie sind auch jetzt noch da, nur weiß ich nicht, wie ich an sie herankommen soll.«
»Nein«, sagte Bitterholz. »Ich meine, was du darüber gesagt hast, dass du deinen Flaschengeist zurückbekommen müsstest. Ich weiß, dass du ihn verändert hattest, damit er nicht mehr wie ein Helm aussieht, und dass du ihn unter deiner Kleidung getragen hast. Heißt das, dass du ihn verloren hast?«
»Ich schätze, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, ist einiges passiert. Hex und ich haben das Nest verlassen und sind nach Drachenschmiede geflogen, um mehr über die Rebellion zu erfahren und um herauszufinden, ob wir irgendwie helfen könnten.«
»Aber … Hex war ein Sonnendrache«, sagte Shay. »Wieso hätte er den Rebellen irgendwie helfen sollen?«
Jandra stand auf und wandte sich ab. Sie kehrte ihnen den Rücken zu, als sie sagte: »Ich meine, wir sind gekommen, um Shandrazel zu helfen, die Rebellion zu zerschlagen.« Sie spannte sich bei diesen Worten an, als erwartete sie, dass Bitterholz ihr einen Schlag versetzte. Aber Bitterholz schien gar nicht überrascht zu sein.
»Wieso solltest du dich auf die Seite der Drachen stellen?«, fragte Shay.
»Ich bin von einem Drachen aufgezogen worden. Ich fürchte, meine Loyalität ist immer gespalten gewesen. Ich glaube nicht, dass die Menschen einen gerechten Anteil in dieser Welt bekommen haben, aber ich weiß auch aus persönlicher Erfahrung, dass die meisten Drachen durchaus gute, vernünftige Wesen sind.«
»Drachen halten sich Sklaven und jagen Menschen zum Zeitvertreib. Wir haben offenbar verschiedene Auffassungen darüber, was gut und vernünftig ist«, sagte Shay.
Jandras Schultern sackten bei diesen Worten etwas nach unten.
»Es überrascht mich, dass Hex sich auf die Seite seines Bruders stellen könnte«, sagte Bitterholz. »Er hat eigentlich eher zur Anarchie geneigt.«
»Ich fürchte, du bist ein weit besserer Beurteiler, was seinen Charakter betrifft, als ich es war«, sagte Jandra. »Ich bin als Shandrazels Botschafterin nach Drachenschmiede gegangen.
Pet ist mit mir zurückgekommen, um Shandrazel zu sprechen. Er war der Meinung, dass er der einzige Mensch wäre, der die Chance hätte, eine friedliche Einigung der beiden zerstrittenen Seiten herbeizuführen. Unglücklicherweise trug er in seinem Umhang einen vergifteten Dolch mit sich. Er hat Shandrazel getötet. Bevor ich das Gift neutralisieren konnte, hat Hex mich bewusstlos geschlagen und mir meinen Flaschengeist geraubt, wodurch er mir meine Macht genommen hat. Ich konnte nur noch zusehen, wie Shandrazel und auch Pet gestorben sind, während Hex mit der mächtigsten Waffe der Welt davongeflogen ist.«
»Hex ist nur noch am Leben, weil du mir das Versprechen abverlangt hast, ihn nicht zu töten.«
»Ich weiß«, sagte Jandra.
»Hex ist der einzige Blutsverwandte von Albekizan«, sagte Bitterholz.
»Ich weiß«, sagte Jandra und kaute wieder auf ihren Nägeln.
»Befreist du mich von dem Schwur?«
Jandra wand sich. »Tu, was du tun musst«, sagte sie schließlich. »Aber er hat den Flaschengeist möglicherweise gar nicht mehr. Er hat ihn vielleicht irgendwo versteckt. Wenn du ihn findest … es ist möglich, dass …«
»Ich weiß, wie man einem Drachen seine Geheimnisse entlockt«, sagte Bitterholz.
»Ich … ich glaube nicht, dass Hex böse ist«, sagte sie. Ihre Stimme zitterte. »Er … er glaubt, das Richtige zu tun. Er glaubt, er würde die Welt zu einem besseren Ort machen.«
Bitterholz sah zu dem brennenden Turm hin. »Du
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