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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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vorstehenden Ästen oder blieb daran hängen, aber um sich nicht zu verraten, verzichtete er zur Ausnahme auf ein lautstarkes Lamento. Und das war gut so, denn als die Gefährten den Wald verließen, stießen sie im kargen Gebirgsgras auf Spuren.
    »Hochinteressant«, zischte Aryanwen, die sich gebückt hatte, um die Fährte zu untersuchen.
    »Was ist das?«, wollte Rammar wissen.
    »Sieht aus, als ob irgendwas durchs Gras geschleppt worden wäre«, vermutete Balbok, der den halb besinnungslosen Dag noch immer auf den Armen trug. »Vielleicht sollte ich den Menschen ja auch einfach an den Haaren packen und hinter mir her …«
    »Untersteh dich!«, wies die Prinzessin ihn scharf zurecht. »Wenn du Dag nicht mehr tragen kannst, wird eben Rammar für dich übernehmen.«
    »Er kann noch lange«, war Rammar überzeugt. »Sag mir lieber, was das für Spuren sind.«
    »Ist das nicht offensichtlich?« Sie fuhr mit der flachen Hand über das niedergedrückte Gras. »Hier ist etwas durchgekommen, das ziemlich groß war und sehr schwer.«
    »Einer von diesen Todeskesseln.« Rammar verzog das Gesicht.
    »Anzunehmen. Und es kann noch nicht lange her sein, sonst hätte sich das Gras bereits wieder aufgerichtet.«
    »Dann sollten wir rasch sehen, dass wir in den Wald zurückkommen«, meinte der Ork, während er sich unruhig umblickte. »Dorthin kann uns der Todeskessel nicht folgen.«
    »Von wegen.« Aryanwen schnitt eine Grimasse. »Ich habe Kaldronen gesehen, die ganze Haine niedergerissen haben. Bäume sind für ihre Äxte kein Hindernis.«
    »Außerdem … nicht unsere Richtung«, ließ sich Dag vernehmen.
    »Ach ja?« Rammar schnaubte. »Und was, Mensch, ist dann unsere Richtung, wenn es erlaubt ist zu fragen?«
    »Jenseits dieser Hügelkette … der Eisfluss. Am Ufer entlang nach Osten …«
    »Das kann nur ein ausgemachtes Faulhirn vorschlagen, das noch nie gekämpft hat«, blaffte Rammar. »Dort sind wir völlig schutzlos!«
    »Einziger Weg … nach Ansun.«
    »Außerdem können wir nicht länger bleiben«, fügte Aryanwen hinzu. »Die Zwerge haben unsere Flucht längst bemerkt und sind uns auf den Fersen.«
    »Danke, dass du uns daran erinnerst«, nörgelte Rammar. »Warum nur bin ich nicht auf meiner Insel geblieben?«
    »Unserer Insel«, verbesserte Balbok.
    »Ja doch.«
    »Es ist ein bisschen spät, um sich darüber Gedanken zu machen«, sagte die Prinzessin mit einem Lächeln, für das Rammar sie am liebsten erwürgt hätte.
    »Pssst«, machte Balbok plötzlich. »Hört ihr das auch?«
    Sie lauschten, und einen Augenblick lang war nichts zu vernehmen außer dem Wind, der über die Hügel strich.
    Dann ein fernes Quietschen.
    Und Schnauben.
    Und Rasseln.
    »Der Kaldrone«, sagte Aryanwen leise. »Er ist noch in der Nähe.«
    »Shnorsh« , brummte Rammar.
    »Los, kommt mit!«
    Aryanwen huschte davon, durch die vor ihnen liegende Senke und den sich anschließenden Hügel hinauf. Rammar und Balbok tauschten einen Blick. Balbok zuckte mit den Achseln, Rammar verdrehte die Augen und ließ die Zunge dabei seitlich aus dem Maul hängen, um seinem an saobh grenzenden Missmut Ausdruck zu verleihen. Dann jedoch folgten sie der Prinzessin, die sich als sehr viel resoluter erwies, als sie es erwartet hatten – und auch das kam Rammar irgendwie bekannt vor.
    Im Laufschritt huschten sie durch das Gras und folgten Aryanwen auf die Anhöhe. Je weiter sie hinaufgelangten, desto mehr duckten sie sich. Schließlich krochen sie auf allen vieren, auch Dag, der darauf bestand, dass Balbok ihn absetzte. Auf der Hügelkuppe schlossen sie zu der Prinzessin auf, die dort bäuchlings im Gras lag und die unheimliche Szenerie beobachtete, die sich vor ihnen ausbreitete.
    Tatsächlich wurde das von Hügeln gesäumte Tal, das sich am Fuß des Hangs erstreckte, von einem Gewässer durchlaufen, das jedoch nicht wild war und reißend, wie Rammar es erwartet hatte, sondern träge und stehend – ein See, in dessen spiegelglatter Oberfläche sich das Licht der untergehenden Sonne reflektierte, sodass es aussah, als wäre er mit Blut gefüllt.
    »Was, bei Kuruls Flamme, ist aus dem Eisfluss geworden?«, fragte Rammar.
    »Die Zwerge haben einen Damm gebaut … den Fluss aufgestaut«, erklärte Dag. »Brauchen Wasser für ihren Stahl.«
    Rammar runzelte die Stirn. Ihm leuchtete nicht recht ein, wieso jemand einen Fluss aufstauen sollte, aber er fragte nicht weiter – schon deshalb nicht, weil etwas anderes seine Aufmerksamkeit voll und ganz in Anspruch

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