Die Herrschaft der Orks
nahm.
Todeskessel.
Und nicht nur einer.
Von ihrem Posten auf der Hügelkuppe aus konnten die Gefährten sehen, wie drei der kugelförmigen, bedrohlich aussehenden Gebilde am Seeufer entlangpatrouillierten. Jeweils oberhalb des Visiers, hinter dem die Lenker saßen, waren Laternen angebracht, die ihr Licht allerdings nicht nach allen Seiten streuten, sondern es zu einem leuchtenden Kegel konzentrierten, der wie ein Messer durch die Nacht schnitt und helle Löcher in die Dunkelheit bohrte.
»Verdammt«, fluchte Aryanwen, einer Prinzessin wenig angemessen. »Suchfeuer.«
»Müssen warten, bis es ganz dunkel ist«, flüsterte Dag. »Dann hinab zum Ufer.«
»Bist du verrückt?«, fragte Rammar, auf die einäugigen Kampfmaschinen deutend. »Und wenn sie uns entdecken? Ich habe keine Lust, noch mal gegen eins dieser Dinger zu kämpfen. Zumal ich unbewaffnet bin!« Er reckte den seines Werkzeugs beraubten Stumpf hoch.
»Was willst du tun, Held aus alter Zeit? Hierbleiben?«, fragte Aryanwen spitz – und Rammar schwor sich einmal mehr, dass er ihr den Hals umdrehen würde, wenn dies hier vorüber und er erst im Besitz des Buches wäre. Vielleicht auch schon vorher, wenn sie keine Ruhe gab.
Sie warteten ab, bis die Nacht sich ganz herabgesenkt hatte und das Rot des Sees tiefstem Schwarz gewichen war. Dann, als die Kaldronen ein gutes Stück entfernt waren und ihre Suchfeuer in die andere Richtung zeigten, erhob sich Aryanwen und huschte in gebückter Haltung den Hang hinab, auf das Flussufer zu. Balbok, der sich Dag auf die Schultern lud, vergewisserte sich mit einem Blick in Richtung der Kaldronen, dass sie nach wie vor anderweitig beschäftigt waren – dann lief auch er los. Zurück blieb Rammar, überzeugt, dass alle außer ihm den Verstand verloren haben mussten.
Der dicke Ork zögerte.
Sollte er ihnen folgen?
Oder lieber auf eigene Faust sein Glück versuchen?
Aber was, wenn er in einen Hinterhalt geriet und erneut gefangen wurde? Was dann?
Ein wenig sehnsüchtig blickte er den anderen hinterher, die bereits die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, von den Kaldronen noch völlig unbemerkt.
Vielleicht, wenn er gleich loslief …
»Shnorsh« , schnaubte Rammar.
Dann raffte er seine Leibesmassen auf die kurzen Beine und begann zu rennen, den Hang hinab, als sei Gulz der Schlächter hinter ihm her. Gehetzt blickte er zu den Kaldronen hinüber, die nur zwei Steinwürfe entfernt waren. Sicher würde sich jeden Augenblick einer von ihnen umwenden, und dann …
In diesem Augenblick blieb Rammar an einem Wurzelstock hängen. Der feiste Ork warf die Arme in die Luft und ruderte damit wie von Sinnen, rannte weiter, während er verzweifelt versuchte, das Gleichgewicht zu wahren.
Es gelang ihm nicht.
Seine Beine gaben nach, und er stürzte, und den Rest der Strecke legte der schrecklich Rasende kugelnd zurück.
Um seine Längsachse rollend, sich wild überschlagend und dabei aller Vorsicht zum Trotz wüste Verwünschungen von sich gebend, polterte Rammar zu Tal, einer Gerölllawine gleich. Der Vorteil war, dass er seine Gefährten auf diese Weise nicht nur ein-, sondern sogar überholte. Der Nachteil, dass einer der Kaldronen dadurch aufmerksam wurde.
Rammar hatte gerade die Abbruchkante der Uferböschung erreicht, als sich die Kampfmaschine mit hässlichem Zischen umwandte. Der Lichtkegel des Suchfeuers folgte ihrer Bewegung und wischte blitzschnell heran. Rammar, der in diesem Moment über die Abbruchkante stürzte, erfasste er nicht mehr – wohl aber Aryanwen, Balbok und Dag.
»Sie haben uns gesehen!«
Die Warnung der Prinzessin war überflüssig – Balbok wusste auch so, was zu tun war. Behände setzte er über die Kante und glitt den schlammigen Hang der Uferböschung hinab, an deren Fuß Rammar bereits lag und sich stöhnend am Boden wand.
»Hierher, schnell!«, wies Aryanwen die beiden an, die unmittelbar unterhalb der Abbruchkante Zuflucht gesucht hatte, wo herabhängende Farnblätter, Wurzeln und Gestrüpp einen natürlichen Überhang bildeten. Dag, Balbok und der stöhende Rammar, der seinen rollenden Augen nach noch immer nicht zu wissen schien, wo sich oben und unten befand, hatten kaum darunter Zuflucht gesucht, als sich das Schnauben des Kaldronen erneut vernehmen ließ, viel näher diesmal.
Dann ein Klirren, das den Gefährten durch Mark und Bein ging – und im nächsten Moment glitt das Licht des Suchfeuers über die Abbruchkante hinweg, grell und bedrohlich.
Die Gefährten hielten
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