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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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bittere Ironie, dass Tandelor es kaum ertragen konnte. Er bereute, nicht auf sie gehört und die Annäherung mit Ansun gesucht zu haben. Vielleicht, sagte er sich, hätte dann vieles verhindert werden können. Jetzt konnte nur noch das Schwert entscheiden.
    Tandelor setzte den Becher an, nur um enttäuscht festzustellen, dass er schon wieder leer war. Die Menge Wein, die er brauchte, um zumindest für kurze Zeit aus dem Labyrinth seiner Gedanken und Selbstvorwürfe zu gelangen und ein wenig Ruhe zu finden, wurde von Tag zu Tag größer. Gerade wollte er den Diener rufen, als dieser von sich aus das Zelt betrat.
    »Mein König.«
    »Was gibt es?«
    »Die Grafen Savaric, Ruvon und Lavan wünschen Euch zu sprechen.«
    »Tatsächlich?« Tandelor wischte sich über das Gesicht, das sich schwammig und verschwollen anfühlte. Er hatte nicht mehr mit Besuch gerechnet an diesem Abend, und er verspürte kein Verlangen danach, die drei Streithähne zu treffen, die sich sicher wieder wegen irgendeiner Kleinigkeit in die Haare geraten waren. Dennoch besann er sich seiner Pflicht. »Sollen hereinkommen«, wies er den Diener an und straffte seine Gestalt, indem er sich auf das Schwert stützte. Doch auch die ehrwürdige Königsklinge konnte nicht verhindern, dass seine Knochen von der Kälte und der klammen Feuchte schmerzten, die nachts in die Zelte kroch.
    Als der Diener zurückkehrte, hielt er den Vorhang des Eingangs für die drei Landgrafen auf, die alle drei ihre Rüstungen trugen, was an sich schon ein bemerkenswerter Anblick war.
    Während Savaric in seinem schwarzen Rock mit dem Sturmfalken auf der Brust noch einen einigermaßen würdevollen Anblick bot, war Lavan deutlich anzusehen, dass er die Rüstung zuletzt in seinen Jugendtagen getragen hatte, und auch damals wohl nur, um die Hofdamen zu beeindrucken. Das Kettenhemd spannte über seinem Wanst, ebenso wie der grüne Waffenrock, auf dem sich ein doppelköpfiger grüner Drache nach Kräften abzumühen schien, um nicht in der Mitte auseinandergerissen zu werden. Ruvon hingegen trug die leichte Lederrüstung des Südens und das Amulett mit dem Pferdekopf, dazu den charakteristischen fellumrandeten Helm, den er erst abnahm, nachdem er das Zelt betreten hatte. Die Schwerter hatte man den Lehnsherren abgenommen, das Breitschwert des Nordens ebenso wie die gekrümmte Klinge des Südens. Doch Tandelor bezweifelte, dass die drei gefährlicher ausgesehen hätten, hätte man ihnen ihre Waffen gelassen …
    Er begrüßte sie mit einem Nicken. »Was verschafft mir die Ehre? Noch dazu zu so später Stunde!«
    »Wir bitten, uns die Störung nachzusehen, Majestät«, erwiderte Savaric beflissen, »jedoch gibt es etwas, das wir Euch mitteilen wollten in der Hoffnung, dass ihr dann besser ruht.«
    »Wer sagt, dass ich nicht gut ruhe?«
    »Mit Verlaub, mein König«, erwiderte Lavan, »das ist kein Geheimnis. Das ganze Lager spricht davon. Die Schreie, die Ihr nachts von Euch gebt, sind weithin zu hören. Und es gibt nicht wenige, die dies als schlechtes Omen deuten.«
    »Aberglaube«, knurrte Tandelor. Einmal mehr wollte er den Becher ansetzen, nur um erneut daran erinnert zu werden, dass er bereits leer war. »Aberglaube, nichts weiter.«
    »Gewiss, mein König«, stimmte Savaric zu, die hageren Züge eine undurchschaubare Maske. »Das alles liegt natürlich an den Sorgen, die Euch quälen, an der Furcht um das Wohlergehen Eurer Tochter …«
    »Und? Wollt Ihr mir das zum Vorwurf machen?«
    »Nichts dergleichen, Majestät. Deshalb sind wir zu dieser späten Stunde in Euer Zelt gekommen.«
    »Um was zu tun? Mir von einem neuen Streit zu berichten, der Euch entzweit?« Tandelor gab sich keine Mühe, seinen Ärger zu verbergen. Die Müdigkeit und der Alkohol sorgten dafür, dass er seiner Zunge weniger Zurückhaltung auferlegte als sonst.
    »Mitnichten, mein König«, widersprach Savaric, »sondern um Euch zu berichten, dass die hohen Herren Ruvan, Lavan und ich ein Abkommen geschlossen haben.«
    »Ein Abkommen?«
    »Es ist kein Geheimnis, dass wir im Rat oft verschiedener Ansicht sind und nicht selten erbitterte Gegner. Wenn es jedoch um das Wohl des Reiches geht, müssen unsere kleinlichen Fehden zurückstehen. Wir haben uns deshalb entschlossen, einen Burgfrieden zu schließen, um Euch in diesen Tagen unsere uneingeschränkte Unterstützung zu gewähren.«
    »Ist … das wahr?« Tandelor konnte seine Überraschung nicht verbergen. Wenn ausgerechnet diese drei sich einigten, war das

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