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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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und Dag antworteten, war nicht zu verstehen. Auch konnte man im Spiegel der Wasseroberfläche nichts mehr erkennen, da sich der Lichtschein des Suchfeuers auf die beiden gerichtet hatte. Deshalb konnten Rammar und Aryanwen von ihrem Versteck aus auch nicht sehen, was als Nächstes geschah – sie hörten nur die grässlichen Geräusche.
    Eine blecherne Verwünschung.
    Einen entsetzlichen Schrei.
    Dann ein wildes Zischen und Rasseln, als auch noch die anderen Kaldronen heranstampften. Dampfwolken stiegen auf und zogen über die Abbruchkante der Uferböschung hinweg, dann war zu hören, wie die Äxte niedergingen. Offenbar spielte sich dotrt oben ein furchtbares Massaker ab, selbst Rammar wurde übel bei dem Gedanken, wie die metallenen Monstren Balbok und Dag zerfleischten.
    »Mhhhm«, ließ Aryanwen sich dumpf vernehmen und wand sich einmal mehr in seinem Griff. Obwohl der Ork sie weiter umklammert hielt, gelang es ihr, den Kopf freizubekommen. Tränenüberströmt blickte sie zu ihm auf. »Lass mich los!«, flehte sie. »Ich muss zu ihm, ich liebe ihn!«
    »Und deshalb willst du dir den asar aufreißen lassen?«, blaffte Rammar sie an. »Das wirst du schön bleiben lassen! Das Milchgesicht und Balbok haben sich nicht geopfert, damit du dein Leben wegwirfst. Wenn ihr Tod einen Sinn haben soll, dann, dass wir am Leben bleiben.«
    »Willst du ihnen denn nicht zu Hilfe kommen?« Sie wand sich wütend in seiner Umklammerung.
    »Nur zu gerne«, hörte Rammar sich selbst sagen, »aber ich weiß, was ich meinem Bruder schuldig bin!«
    »Du bist kein Held aus alter Zeit, sondern ein Feigling! Ein elender Feigling!«, zischte sie und schlug mit einer Faust auf ihn ein. Rammar hielt sie weiter fest – und zu seiner Bestürzung hörte sie plötzlich auf, ihn zu schlagen, klammerte sich stattdessen an ihn und weinte an seiner breiten Brust.
    Er fragte sich, ob es jemals einen Ork gegeben hatte, der das tat, was er jetzt tun würde. Er sagte sich, dass er dabei wahrscheinlich genauso dämlich wie sein Bruder aussehen würde, und er verwünschte Balbok dafür, dass er ihn in diese Lage gebracht hatte – dann legte er vorsichtig und so behutsam er es vermochte seinen verstümmelten Arm um die Prinzessin, um sie zu trösten. Dabei fühlte er sich wie nach einer durchzechten Blutbiernacht.
    Irgendwann kehrte oben auf dem Hang Ruhe ein.
    Das Hauen und Stechen, Zischen und Rasseln verstummte, und weiße Schwaden zogen heran, die nach heißem Metall, nach Rauch und Waffenöl rochen. Nur hier und dort war noch ein Zischen zu vernehmen, dann wurde es gespenstisch still, bis auf Aryanwens leises Schluchzen.
    Rammar wartete eine endlos scheinende Weile. Dann schluckte er den dicken Kloß hinunter, der sich in seinem Hals gebildet hatte.
    »Ich glaube, es ist vorbei«, flüsterte er.
    Er lockerte seinen Griff um die Prinzessin, die sich sogleich von ihm löste und aus dem Versteck stürzte, hinaufwollte zum Schauplatz des Massakers.
    »Warte«, keuchte Rammar, »das solltest du dir nicht …«
    Atemlos erklomm auch er die Böschung – und kaum hatte er den Kopf über die Abbruchkante gesteckt, stieß er eine heisere Verwünschung aus.
    Denn dort stand Aryanwen, reglos vor Entsetzen und im Suchfeuer eines Kaldronen, der sich vor ihr aufgebaut hatte, die riesige Axt drohend erhoben.
    Eine Falle, schoss es Rammar durch den Kopf. Und die dumme Prinzessin war geradewegs hineingetappt.
    Und dann geschah etwas, was der dicke Ork in seinem Dasein nur sehr selten erlebt hatte – unbändige Wut packte ihn, die ihn seine Furcht und sogar seinen Selbsterhaltungstrieb vergessen ließ. »Du dämlicher Blecheimer!«, schrie er, zog sich über die Kante und rannte mit geballter Faust auf die Kampfmaschine zu. »Lass die Menschin in Frieden, oder ich werde dich eigenhändig auseinandernehmen, hast du verstanden?«
    Mit einem Quietschen seiner metallenen Gelenke wandte sich der Kaldrone dem heranstürmenden Ork zu, der seine nun doch aufkommende Furcht mit lautem Kampfschrei zu übertönen suchte – und sich im nächsten Moment mit voller Wucht gegen den kugelförmigen Rumpf des Kaldronen warf.
    Es gab ein donnerndes Geräusch. Der Kampfkoloss bewegte sich kein Stück, Rammar hingegen prallte zurück, wankte einige Schritte und landete dann unsanft auf dem asar . In der Überzeugung, die Axt würde nun herabfallen und sein Ende besiegeln, kniff der dicke Ork die Augen zusammen – doch was er hörte, war nicht das tödliche Zischen der Axt, sondern der

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