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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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zahllosen Händen im Lauf von Jahrzehnten aufgeschichtet worden war, zerbrach im Bruchteil von Augenblicken. Und mit jedem einzelnen Einschlag, mit jeder Feuerlohe, die an den Mauern emporfauchte und sie schwarz färbte, mit jeder Kaskade von Trümmern, die in die Luft geworfen wurde, mit jedem einzelnen Todesschrei wurde Dag bewusst, dass in diesem Augenblick tatsächlich ein neues Zeitalter anbrach. Allerdings keines friedlicher Erfindungen und fliegender Schiffe, wie er es sich stets erträumt hatte, sondern des Krieges und fürchterlicher Waffen, die all das, was von den Völkern Erdwelts je erbaut worden war, innerhalb von Lidschlägen zerstören konnten.
    Übelkeit stieg in Dag empor, als er sah, wie eine der Hurden, die um die Kronen der Wachtürme errichtet worden waren, von einem Geschoss getroffen wurde. Die Tierfelle, mit denen das Holz bespannt und die genässt worden waren, damit sie Brandpfeilen trotzten, muteten geradezu rührend an angesichts der Zerstörung, die nun darüber hereinbrach und sie kurzerhand zerfetzte. Nicht nur brennende Holztrümmer und Bruchstücke von Gestein stürzten in die Tiefe, sondern auch die zerfetzten Körper der Verteidiger, die auf dem Turm ausgeharrt hatten.
    Weitere Treffer folgten, und im nächsten Moment erklang die Meldung, vor der sich Dag seit dem allerersten Einschlag gefürchtet hatte.
    »Sie haben die Westmauer durchbrochen!«
    Wo die Stelle lag, an der der Steinwall nachgegeben hatte, war nicht schwierig festzustellen, denn nun änderten Kaldronen und Orks Formation und Marschrichtung und bewegten sich in pfeilförmiger Aufstellung auf den betreffenden Mauerabschnitt zu, Dag war klar, dass der Kampf um Tirgaslan in die entscheidende Phase getreten war, sehr viel früher, als er oder sein Vater oder irgendjemand sonst es erwartet hatte.
    Er fuhr herum und wollte los, doch Aryanwen hielt ihn zurück.
    »Was hast du vor?«
    »Ich muss hinunter, die Bresche verteidigen!«
    »Ich komme mit dir!«
    Dag zögerte. Alles in ihm sträubte sich dagegen, Aryanwen dieser Gefahr auszusetzen, doch ihm war klar, dass es keinen Ort in Andaril gab, an dem sie sicher war. Außerdem lag es nicht in seiner Macht, Tandelors Tochter etwas auszureden, dass sie sich in den Kopf gesetzt hatte.
    Gemeinsam eilten sie den Wehrgang hinab, vorbei an den Bogenschützen, die weiterhin alles gaben, um den heranrückenden Feind von den Mauern fernzuhalten – erfolglos. Beißender, nach Schwefel stinkender Rauch lag über den Mauern, überall waren die Schreie von Verwundeten zu hören, während es unablässig weiterkrachte und immer noch mehr der verderblichen Ladungen niedergingen. Einige davon flogen dicht über die Mauerkrone hinweg und richteten in den Gassen blindwütige Zerstörung an, andere waren zu kurz gezielt und fuhren mit vernichtender Wucht in die Reihen der herannahenden Orks, die wie Spielzeuge in die Luft geworfen wurden. Doch angesichts der erdrückenden Überzahl des Feindes war dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Sein verletztes Bein spürte Dag kaum noch. Zusammen mit Aryanwen und Alured stürmte er ans Ende des Wehrgangs und von dort die Stufen hinab bis zu dem Absatz, von dem aus man jenen Mauerabschnitt überblicken konnte, in dem die Bresche klaffte – eine keilförmige Lücke, die die Explosion in das Gestein gerissen hatte und die wie eine riesige schwärende Wunde aussah. Der hölzerne Wehrgang war herabgebrochen, Menschen lagen unter Trümmern begraben – und von jenseits des Schutthaufens drangen das Klirren der Kaldronen und das Kampfgebrüll der Orks herüber.
    Das Häuflein von Verteidigern, das sich diesseits des Walls versammelt hatte, um dem Angriff zu begegnen, mutete im Vergleich dazu geradezu lächerlich an – Angehörige der Stadtwache, die zwar gerüstet, aber nur leicht bewaffnet waren, sowie Bürger, die sich in ihrer Verzweiflung mit Knüppeln und Forken bewaffnet hatten, um den Eindringlingen zu trotzen.
    Die Entscheidung würde fallen.
    Hier und jetzt.
    »Bürger von Andaril! Freunde!«, rief Dag, sodass er auf seinem erhöhten Stand alle Blicke auf sich zog. »Lassen wir nicht zu, dass auch nur ein Unhold seinen Fuß in unsere Stadt setzt. Für Andaril, das Reich und die Freiheit!«
    »Für Andaril, das Reich und die Freiheit!«, bestätigte Aryanwen atemlos, wobei sie den Bogen in die Luft stieß. Als die Männer die Königin von Tirgaslan erkannten, ging ein Ruck durch ihre Reihen – nicht nur, weil sie so offen ihre Freundschaft zu

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