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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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denn ein Ruck durchlief ihre zarte Gestalt.
    »Lavan!«, entfuhr es ihr. »Was, bei den Königen der alten Zeit, habt Ihr als Mitglied des Thronrats von Tirgaslan mit dem Feind zu schaffen?«
    Der Angesprochene, ein feister Kerl mit haarlosem Schädel, der in einer für seine Leibesfülle viel zu engen Rüstung steckte, antwortete nicht. Es war auch nicht nötig. Ganz offenbar, dachte Dag bitter, war Aryanwens Vater von Verrätern umgeben gewesen. Balbok und Rammar hatten also recht gehabt …
    König Winmar wartete, bis die Träger seinen erhöhten Sitz in die Mitte des Hofes getragen hatten, dorthin, wo Dag, Aryanwen, Herzog Osbert und andere Noble des Reiches Ansuns standen, von feindselig gesenkten Speeren umzingelt. Demütigend lange ließ der Zwergenherrscher seinen Blick über den geschlagenen Feind schweifen. Dann erst ergriff er das Wort.
    »Ihr müsst wissen, ein Sieg über ein schwächeres Volk bedeutet mir nichts. Dennoch, auch wenn mich das Schicksal auf diesen Augenblick lange vorbereitet hat«, verkündete er mit einer Stimme, die vor Selbstgefälligkeit nur so triefte, »kann ich einen gewissen Triumph nicht verhehlen.«
    »Nur zu«, konterte Herzog Osbert. Dags Vater stand inmitten seiner gefangenen Getreuen, aus einer Kopfwunde blutend, die er bei der Flucht aus dem einstürzenden Turm davongetragen hatte, aber von ungebrochenem Kampfgeist. »Genießt den Augenblick, Winmar, denn eure Freude wird nicht von Dauer sein. Andaril wird nicht lange in Eurem Besitz verbleiben.«
    »Mir scheint, das glaubt Ihr wirklich.« In gespielter Wissbegier beugte sich der Zwergenherrscher auf seinem Thron vor. »Falls Ihr es noch nicht bemerkt haben solltet, Herzog – Ihr wurdet vernichtend geschlagen. Die Hälfte der Krieger unter Eurem Befehl ist tot oder verwundet. Eure Stadt liegt in Trümmern, was davon übrig ist, wird von meinen Orks und Kaldronen kontrolliert. Und falls sich tatsächlich irgendwo das hässliche Haupt des Widerstands erheben sollte, wird es Winmars Zorn zu spüren bekommen.«
    Winmars Zorn …
    Dag wusste inzwischen, dass dies der Name der neuen Waffe war, jenes zerstörerischen Elements, das Tod und Vernichtung über Andaril gebracht und die Niederlage der Menschen besiegelt hatte.
    In dem Augenblick, da die Kunde von weiteren Einfällen des Feindes in das Stadtgebiet sie erreichte, hatten Dag und Aryanwen eine Entscheidung getroffen. Natürlich hätten sie weiterkämpfen können, bis zum letzten Atemzug fechten und dann fallen, zusammen mit Hunderten anderer Menschen, die unter den Klingen des Feindes ein grausames Ende gefunden hätten – doch es wäre ein sinnloses Opfer gewesen, das am Ausgang des Kampfes nichts geändert hätte, zu erdrückend war die Übermacht des Feindes gewesen. Also hatten Dag und Aryanwen die Waffen gestreckt und sich ergeben – auch wenn ihnen klar gewesen war, dass nicht alle im Lager der Menschen ihre Haltung teilten.
    »Bist du nun zufrieden?«, raunte Herzog Osbert seinem Sohn voller Bitterkeit zu. »Ist es das, was du erreichen wolltest?«
    »Ich wollte, dass unser Volk überlebt«, war alles, was Dag darauf erwiderte. Er war nicht stolz auf das, was er versucht hatte, doch in seinen Augen war es unumgänglich gewesen.
    »Wie schön, Euch wiederzusehen, Prinzessin«, wandte sich Winmar jetzt höhnisch an Aryanwen, die an Dags Seite stand. »Wer hätte das nach Eurer unhöflichen, überstürzten Abreise gedacht?«
    »Und nun endlich erfahren wir auch, wer Euer junger Befreier gewesen ist«, fügte Vigor säuerlich hinzu, den Blick auf Dag gerichtet. »Beinahe wäre es Euch gelungen, mich zu täuschen.«
    »Euch zu täuschen, fällt nicht weiter schwer, Oberst«, konterte Dag bissig. »Euer Verstand und Eure Fähigkeit zum Mitleid halten sich die Waage.«
    Lord Lavan lachte laut. Der Verräter und Vigor schienen beide um die Gunst des Königs zu buhlen. Womöglich, dachte Dag, konnte dieses Wissen einmal von Nutzen sein …
    »Es freut mich zu sehen, dass Ihr wohlauf seid, Prinzessin«, sagte Lavan scharf.
    »Königin«, verbesserte sie.
    »Tatsächlich? Eine Königin ohne Land? Die Herrschaft Eures Hauses endete mit Eurem Vater, der Freund und Feind bis zuletzt nicht unterscheiden konnte. Das hat sein trauriges Ende besiegelt.«
    »Ihr wisst von dem Mordkomplott«, sagte Aryanwen wütend. »Ihr wart daran beteiligt.«
    »Wenn Ihr meint, ob ich an Savarics kleiner Verschwörung teilgenommen habe, so lautet die Antwort Ja«, stimmte der feiste Lehnsherr

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