Die Herrschaft der Orks
Andaril bekundete, sondern auch, weil sie bereit und willens war, Seite an Seite mit ihnen zu kämpfen.
»Für die Freiheit!«, echote es hundertfach, mit dem Mut der Verzweiflung – dann erklomm bereits der erste Kaldrone die Schutthalde, um die Bresche zu passieren.
Schwerfällig kämpfte sich das kugelförmige Gebilde voran, während Dutzende von Pfeilen darauf einprasselten, ohne ihm jedoch ernsthaft gefährlich zu werden. Wie sich zeigte, war die Kluft im Mauerwerk noch nicht breit genug, um einen Kaldronen passieren zu lassen – indem er die riesige Axt zum Einsatz brachte, wollte der Lenker die Passage entsprechend verbreitern. Doch er hatte nicht mit der Gegenwehr der Verteidiger gerechnet.
Aus einer schwenkbaren Pechnase, die sich seitlich von der Bresche befand, ergoss sich ein Schwall zähflüssigen schwarzen Verderbens, der die feindliche Kampfmaschine traf. Ein Brandpfeil, der hinterher geschickt wurde, setzte das Pech in Brand, und der Kaldrone verwandelte sich in eine Feuerkugel.
Der Kampfkoloss taumelte zurück, entsetzliches Geschrei drang aus seinem Inneren, als der Lenker bei lebendigem Leib geröstet wurde. Was weiter aus der Maschine wurde, war nicht zu erkennen, denn sie verschwand aus dem Blickfeld der Verteidiger – dafür tauchten grüne, mit Kriegsbemalung versehene Fratzen auf, als die Orks den Schuttberg stürmten.
Vom Treppenabsatz herab schickte Aryanwen ihnen ein Rudel Pfeile entgegen. Die ersten beiden Orks, die durch die Bresche setzen wollten, wurden getroffen und sanken nieder. Doch ihre nachdrängenden Kumpane trampelten kurzerhand über sie hinweg und trafen im nächsten Moment auf die Stadtwächter von Andaril.
Der Hauptmann der Wache begriff nicht, was ihm widerfuhr – die Axt des Orks ging so jäh und mit derartiger Wucht auf ihn nieder, dass sie Helm und Schädel spaltete. Blutüberströmt kippte der Mann zurück, seinen eigenen Leuten entgegen, die entsetzt zurückwichen – und die Orks setzten nach. Vermutlich wäre ihnen der Durchbruch schon in diesem Augenblick gelungen, wäre Dag nicht in die Bresche gesprungen. Seinem verletzten Bein zum Trotz sprang der Sohn des Herzogs vom Treppenabsatz auf die Schutthalde, einen heiseren Kampfschrei auf den Lippen und die Klinge schwingend.
Der Stahl traf den völlig überrumpelten Ork am ungeschützten Hals und trennte ihm das Haupt von den Schultern. Doch noch ehe der kopflose Torso niedergegangen war, drängten bereits weitere Unholde nach. Geschmeidig täuschte Dag einen Hieb zum Kopf an – als sein Gegner jedoch den saparak empor riss, um den Angriff zu parieren, änderte Dag die Stoßrichtung der Klinge und rammte sie ins Herz des Unholds. In einem Schwall dunklen Orkbluts stürzte der Krieger seinen Kumpanen entgegen, sodass ihr Ansturm für einen Moment ins Stocken geriet – was die Wächter von Andaril nutzten, um zum Sohn ihres Herzogs aufzuschließen. Schild an Schild standen sie, bereit, jeden Fußbreit Boden unter Einsatz ihres Lebens zu verteidigen, und als die Orks erneut herandrängten, setzte ein verheerendes Hauen und Stechen ein.
Wie von Sinnen hieb Dag um sich. Der Stahl seiner Klinge drang durch Fleisch und Knochen und schlug fürchterliche Wunden. Ork um Ork fiel unter seinen Schwertstreichen, womit er seine Mitstreiter ermutigte, nicht nachzulassen und dem Feind weiter zu trotzen. Verzweifelt warfen sich die Verteidiger den Unholden entgegen, doch auch aller Mut vermochte sie nicht gegen die mörderischen Klingen der saparak’hai zu schützen. Aus dem Augenwinkel sah Dag zahllose seiner Leute fallen, hörte ihre Todesschreie von dem dumpfen Widerhall weiterer Explosionen.
Dann ein fürchterliches Bersten und Grollen.
»Der Große Turm wurde getroffen!«, schrie jemand.
Die Nachricht traf Dag mit der Wucht eines Keulenhiebs.
Sein Vater war auf dem Turm, und alles in ihm drängte danach, ihm zu Hilfe zu kommen. Doch er wusste, dass seine Pflicht eine andere war, auch der Herzog selbst hätte es so gewollt …
Unbändige Wut, wie er sie noch nie zuvor verspürt hatte, ergriff von Dag Besitz. »Elende Kreaturen!«, schrie er und drang mit derart wütenden Schlägen auf einen Angreifer ein, dass diesem die Kriegsaxt entglitt. Dag dankte es ihm mit einem quer geführten Hieb, der tief in die Kehle des Unholds schnitt, doch die Trauer und der Zorn machten den Sohn Herzog Osberts auch unvorsichtig. Noch während er bittere Genugtuung über das unrühmliche Ende seines Gegners empfand, nahm er aus
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