Die Herrschaft der Orks
über ihm erschien. Das breite Maul, das unterhalb der Maske zu sehen war, verzog sich zu einem Grinsen. Sich seiner Beute völlig sicher, holte der Unhold zum tödlichen Hieb aus …
… und Dag zog das Schwert neben sich aus dem Matsch und stieß kuzerhand zu.
Er wusste nicht, was Orks unter ihrem Rüstzeug trugen und hatte sich auch nie Gedanken darüber gemacht – in diesem Moment jedoch, als er die Klinge zwischen den Beinen seines Gegners senkrecht nach oben rammte, hoffte er inbrünstig, dass es nicht allzu viel war.
Und er hatte Glück.
Der Ork verfiel in kreischendes Gebrüll, als sich der Stahl in seinen Unterleib fraß. Er ließ seine Axt fallen und ruderte hilflos mit den Armen, dann kippte er stöhnend zurück.
Noch ehe er auf dem Boden aufschlug, stand Dag bereits wieder auf den Beinen und sah sich nach seinem nächsten Gegner um. Er sah Rammar, der ein wenig gelangweilt auf einem Stapel Brennholz hockte, und Balbok, der noch immer in ein erbittertes Handgemenge mit den beiden verbliebenen Söldnern verwickelt war. Beide hieben unter wüstem Heulen und Knurren mit ihren Äxten auf Balbok ein, der alle Mühe hatte, sie sich vom Leib zu halten.
Dag zögerte keinen Augenblick. Indem er das blutbesudelte Schwert durch die Luft wirbeln ließ und einen heiseren Kampfschrei ausstieß, ging er zum Angriff über. Einer der fulhok’hai fuhr herum, gewarnt durch den Schrei – doch er war zu schwerfällig und zu sehr darauf bedacht, Balbok den Garaus zu machen, als dass er auf den neuen Angreifer angemessen hätte reagieren können. So stand er nur da und starrte durch die Sehschlitze seiner blutgetränkten Kappe, während Dags Klinge seinen Hals durchbohrte. In einem Schwall dunklen Lebenssafts ging der Unhold nieder, und Balbok, der sich nurmehr mit einem Gegner konfrontiert sah, holte zum Gegenschlag aus.
Nun war er es, der die Waffe schwang und seinen Kontrahenten in die Verteidigung zwang. Zweimal trafen Axt und saparak mit furchtbarer Wucht aufeinander. Funken stoben, der hässliche metallische Klang war weithin zu hören. Dann verließ die Axt plötzlich ihren Besitzer und flog in hohem Bogen davon, die Klauen des fulhok noch immer am Schaft.
Auf die beiden blutigen Stümpfe starrend stand der Unhold da und schnaubte – als ihn ein Stein am Kopf traf. Einer der Dorfbewohner hatte ihn geworfen, die dem Kampf bislang in stummer Betroffenheit beigewohnt hatten. Und jetzt endlich, als sie erkannten, dass ihre Peiniger so gut wie besiegt waren, erwachten sie aus ihrer Lethargie und wagten zu handeln.
Ein weiterer Stein kam geflogen und noch einer. Als der Ork darauf mit wütendem Gebrüll reagierte, ging eine ganze Kanonade auf ihn nieder, in der sich die hilflose Wut und die Todesangst der Dorfbewohner entluden. Keuchend ging der Unhold nieder, mit den blutenden Stümpfen rudernd. Kaum war er am Boden, waren einige Bauern zur Stelle, die ihn mit Mistforken und Knüppeln bearbeiteten und seinem frevlerischen Leben ein Ende setzten.
Sie hatten nicht daran gelaubt. Aber die fulhok’hai waren besiegt.
»Habt ihr’s bald?«, rief Rammar von seinem Holzstapel aus den Gefährten zu. »Ich sitze mir hier noch den asar wund!«
Dag, in dessen Adern noch immer wilde Kampfeswut pulsierte, nickte schwer atmend. Er sah sich nach der Frau um, der sie das Leben gerettet hatten, aber sie hatte sich im Schutz des Getümmels längst davongemacht, und auch die übrigen Dorfbewohner verschwanden einer nach dem anderen in ihren schäbigen Häusern. Dag konnte es ihnen nicht verdenken, doch Rammar wetterte.
»Typisch. Da riskiert man seinen asar für die Milchgesichter, und sie verziehen sich, ohne sich anständig zu bedanken.«
»Dafür bedanke ich mich«, begann Dag, an Balbok und Rammar gewandt. »Ohne eure Hilfe …«
»… würden sie mit deinem verdammten Dickschädel inzwischen kas-bhull spielen«, vervollständigte Rammar und rutschte schwerfällig von dem Stapel, »also vergiss nicht, dass du uns was schuldest. Und wenn du so einen Blödsinn noch mal machst, reiße ich dir den Kopf von den Schultern, hast du verstanden?«
»Natürlich. Verstanden«, entgegnete Dag gleichmütig. Mit dem Ärmel seiner Tunika wischte er sich zuerst die Blutspritzer aus dem Gesicht, dann reinigte er sein Schwert so gut es ging.
»Du warst aber auch gut«, meinte Balbok, dessen runde Kuhaugen Dag anerkennend musterten. »Ziemlich gut sogar. Jedenfalls für ein Milchgesicht.«
»Danke.« Dag rang sich ein säuerliches
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