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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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hatten. Kaum eleganter als der Köter grub auch Aryanwen ihre Zähne tief in das Fleisch und riss große Brocken heraus, schlang sie gierig in sich hinein. Ihr Magen, der sich in freudiger Erwartung geweitet hatte, nahm alles dankbar auf, und mit jedem Bissen hatte Aryanwen das Gefühl, wieder ein wenig von ihrer alten Kraft und Zuversicht zurückzugewinnen.
    Verstummt waren die Unkenrufe in ihrem Kopf, zum Schweigen gebracht von überwältigendem Genuss. Kaum hatte Aryanwen die erste Scheibe Fleisch vertilgt, griff sie nach der zweiten, und auch wenn die Speisen aus der Küche des Feindes stammten, musste die Prinzessin zugeben, dass sie köstlich waren. Nie zuvor hatte sie etwas gegessen, das so vollendet schmeckte – oder vielleicht war es auch nur die wochenlange Entbehrung, die sie so empfinden ließ.
    Winmar selbst hatte aufgehört zu essen.
    Mit offenkundigem Vergnügen schaute er der Prinzessin zu, die mit den Fingern aß wie eine Dienstmagd. Dass er ihren Stolz gebrochen hatte, dass er sie dazu gebracht hatte, etwas zu tun, das sie eigentlich nicht wollte, war ihr in diesem Moment gleichgültig. Mit jedem Bissen, den sie aß, kehrte das Leben zu ihr zurück. Und sie wollte leben …
    »Diener!«, rief Winmar so laut, dass es von den Säulen widerhallte. »Kommt und schenkt der Prinzessin ein! Solch großer Appetit macht gewiss auch mächtigen Durst!«
    Sogleich eilten mehrere Zwerge herbei, die noch jung waren und deren Bärte entsprechend kurz. Beflissen trugen sie einen großen Krug Bier heran, aus dem sie Aryanwen einschenkten – dunklen schäumenden Gerstensaft mit berauschender Wirkung. Als Aryanwen keine Anstalten machte, zu ihrem Becher zu greifen, hob Winmar seinen eigenen Krug und prostete ihr zu.
    »Auf Euer Wohl und das meine, Prinzessin!«
    Aryanwen aß weiter, nagte einen Apfel bis auf das Kerngehäuse ab.
    »Was denn? Erwidert Ihr meinen Trinkspruch nicht? Wo es heute doch einen Grund zum Feiern gibt?«
    Aryanwen ließ den Apfel fallen, als wäre sie auf einen Wurm gestoßen. »Was für einen Grund?«, wollte sie wissen.
    »Ich bin ein bescheidener König. Glaubt mir, ich würde keine solch erlesenen Speisen auftischen lassen, wenn nicht ein besonderer Anlass dies rechtfertigen würde.«
    »Was für ein Anlass?« Aryanwens Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. Sie ahnte, dass ihr die Antwort nicht gefallen würde.
    »Oberst Vigor hat mir neue Kunde gebracht, Nachrichten aus Tirgaslan«, eröffnete Winmar ohne Zögern. »Wie es heißt, hat Euer geschätzter Vater König Tandelor ein Heer aufgestellt, mit dem er in den Krieg zu ziehen gedenkt – gegen Ansun!«
    »Nein!«
    Aryanwen sprang vom Hocker auf, und das mit derartiger Heftigkeit, dass die Ork-Wächter grimmig vortraten und die mörderischen Hellebarden ein Stück weit senkten.
    »Überrascht«, sagte der Zwergenkönig sichtlich belustigt. »Ihr hättet nicht gedacht, dass sich die Dinge so entwickeln würden, wie ich es geplant habe. Dabei hättet Ihr es besser wissen müssen, denn schließlich kennt niemand Euren Vater so gut wie Ihr selbst. Er ist ein Schwächling, dem die Lethargie den Sinn für die richtigen Entscheidungen genommen hat.«
    Aryanwen hörte die Häme in seiner Stimme, aber sie war nicht fähig zu einer Erwiderung. Der würzig-süße Geschmack der Speisen war verflogen und schaler Bitterkeit gewichen, ihr Körper bebte vor hilflosem Zorn.
    »Bitte, Prinzessin«, forderte Winmar sie auf und winkte mit der beringten Rechten. »Nehmt Platz und esst weiter, das ist lebensnotwendiger für Euch als die große Politik. Greift ruhig zum Bier, es wird helfen, Eure Sorgen zu vertreiben.«
    Wieder lächelte er, während Aryanwen nur dastand und ihn über die noch immer reich gedeckte Tafel hinweg anstarrte, über die dampfenden Berge von gebratenem Fleisch. Ein Impuls riet ihr, sich auf ihn zu stürzen, ihre Hände um seinen Hals zu legen und mit aller Kraft zuzudrücken, während sich ihre Leibesmitte gleichzeitig so anfühlte, als hätte jemand mit aller Kraft hineingetreten. Ihr Magen wurde steinhart. Von einem Moment zum anderen hatte sie den Eindruck, durch eine Röhre zu starren, hatte Mühe, ihre Blicke auf ein festes Ziel zu richten.
    Dann kam die Übelkeit.
    So plötzlich und übermächtig, dass Aryanwen nichts dagegen ausrichten konnte. Die freudige Wonne, die ihren Magen eben noch erfüllt hatte, verwandelte sich in Schmerz, und all das, was sie heißhungrig hinabgeschlungen hatte, stieg wieder empor.
    Sie fuhr

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