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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Hälfte der Bräuche, die für Vandene und die anderen alltäglich sind. Aber ich möchte vermeiden, dir nicht gehorchen zu müssen, also lass es bitte.«
    Nynaeve schaute sie finster an und zog einmal fest an ihrem Zopf. Einzelheiten ihres Gewandes veränderten sich, die Röcke wurden etwas voluminöser, die Stickereien nahmen neue Formen an, der hohe Kragen senkte und hob sich, Spitze quoll aus ihm hervor. Sie war nicht sehr gut darin, die nötige Konzentration beizubehalten. Allerdings blieb der rote Punkt auf ihrer Stirn unverändert.
    »Also gut«, sagte sie ruhig und die Falten auf ihrer Stirn verschwanden. Ihr mit gelben Fransen versehenes Schultertuch erschien auf ihren Schultern und ihr Gesicht nahm etwas von der Aes Sedai-Alterslosigkeit an. An ihren Schläfen zeigten sich ein paar weiße Strähnen. Allerdings standen ihre Worte in scharfem Gegensatz zu ihrem Erscheinungsbild und dem gelassenen Tonfall. »Lass mich reden, wenn Egwene kommt. Ich meine, über das, was heute passiert ist. Am Ende plaudert ihr wieder, als würdet ihr euch vor dem Zubettgehen das Haar kämmen. Licht! Ich will nicht mit ihr zur Amyrlin gehen, und du weißt, dass sie uns keine Ruhe lassen wird, wenn sie es herausfindet.«
    »Wenn ich was herausfinde?«, fragte Egwene. Nynaeves Kopf fuhr mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen herum und einen Augenblick lang wurden das fransenbesetzte Schultertuch und das Seidengewand vom Weiß einer Aufgenommenen ersetzt. Selbst der Ki'sain verschwand. Aber das dauerte nur einen Moment, dann war wieder alles so, wie es gewesen war, abgesehen von dem Weiß in ihrem Haar, aber er reichte aus, um einen traurigen Ausdruck auf Egwenes Gesicht zu zaubern. Sie kannte Nynaeve sehr gut. »Wenn ich was herausfinde, Nynaeve?«
    Elayne holte tief Luft. Eigentlich hatte sie nicht beabsichtigt, etwas zurückzuhalten. Jedenfalls nichts, das für Egwene wichtig gewesen wäre. Aber in ihrer derzeitigen Stimmung würde Nynaeve vermutlich entweder alles ausplaudern oder stur darauf beharren, dass es nichts herauszufinden gab. Was Egwene nur noch hartnäckiger graben lassen würde.
    »Jemand hat Spaltwurzel in meinen Mittagstee getan«, sagte sie und gab einen knappen Bericht über die Männer mit den Dolchen und Doilin Mellars glückliches Erscheinen und wie sich Dyelin bewährt hatte. Außerdem erzählte sie noch von Elenia und Naean und der Jagd der Haushofmeisterin auf die Spione im Palast, und sogar dass Zarya und Kirstian Vandene zugeteilt worden waren und dass man Rand angegriffen hatte und er verschwunden war. Egwene schien alles unberührt aufzunehmen - sie unterbrach Elayne sogar, als sie auf Rand zu sprechen kam, und sagte, sie wisse bereits Bescheid -, aber als sie hörte, dass Vandene keine Fortschritte darin gemacht hatte, die Identität der Schwarzen Schwester aufzudecken, schüttelte sie kurz den Kopf; das war ihre größte Sorge. »Oh, und ich bekomme eine Leibwache«, kam Elayne zum Ende. »Zwanzig Frauen, die von Hauptmann Mellar kommandiert werden. Ich glaube nicht, dass Birgitte Töchter des Speers für mich finden wird, aber sie wird dem sehr nahe kommen.«
    Hinter Egwene erschien ein schwarzer, lehnenloser Stuhl und sie setzte sich, ohne hinzusehen. Sie war hier viel versierter als Elayne oder Nynaeve. Sie trug ein schön geschnittenes, dunkelgrünes Reitgewand aus Wolle, das keine Verzierungen aufwies; vermutlich war es dasselbe, das sie an diesem Tag getragen hatte. Und es blieb ein grünes Reitgewand aus Wolle. »Ich würde euch ja bitten, morgen... also heute Abend in Murandy zu mir zu stoßen«, sagte sie, »wenn die Ankunft der Kusinen unter den Sitzenden keinen Flächenbrand auslösen würde.«
    Nynaeve hatte sich wieder gefasst, obwohl sie unnötigerweise ihre Röcke richtete. Die Stickereien auf ihrem Gewand waren jetzt silbern. »Ich dachte, du hättest den Saal der Burg mittlerweile unter Kontrolle.«
    »Das ist ungefähr so, als hätte man ein Frettchen unter Kontrolle«, erwiderte Egwene trocken. »Es streckt und windet sich, um einen ins Handgelenk zu beißen. Oh, wenn es um den Krieg gegen Elaida geht, tun sie, was ich sage - da kommen sie nicht herum, auch wenn sie über die Kosten für weitere Soldaten murren! Aber die Abmachung mit den Kusinen hat nichts mit dem Krieg zu tun oder dass man sie darüber informiert hat, dass die Weiße Burg die ganze Zeit von ihnen gewusst hat. Oder es zumindest gedacht hat. Der ganze Saal bekäme einen Schlaganfall, wenn sie herausfänden,

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