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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und in ihr Zimmer stelle.«
    Unwillkürlich richtete sich Rand zu seiner vollen Größe auf. Nynaeve Sedai? Warum sollten die anderen, die echten Aes Sedai, diese Täuschung noch immer zulassen? Und Mat war nicht hier? Anscheinend war er überhaupt nicht hier gewesen! Farben wirbelten durch seinen Geist und verschmolzen beinahe zu einem greifbaren Bild. Es verschwand beim nächsten Herzschlag, aber er taumelte kurz. Frau Harfor bedachte ihn erneut mit einem Stirnrunzeln und schnupperte. Vermutlich hielt sie ihn für betrunken.
    Auch Min hatte die Stirn in Falten gelegt, aber sie dachte nach und klopfte mit dem Finger gegen das Kinn. Es dauerte nicht lange. »Ich glaube, Nynaeve... Sedai wird ihn sehen wollen.« Das Zögern war kaum zu bemerken gewesen. »Könntet Ihr ihn zu ihren Gemächern führen lassen, Frau Harfor? Ich habe noch eine Besorgung zu erledigen, bevor ich gehe. Nuli, du benimmst dich jetzt und tust, was man dir sagt. Sei ein braver Junge.«
    Rand öffnete den Mund; bevor er ein Wort hervorbringen konnte, eilte sie schon den Korridor entlang. Sie rannte beinahe. Sie bewegte sich so schnell, dass ihr Umhang hinter ihr herwehte. Verdammt, sie würde versuchen, Elayne zu finden! Sie konnte alles ruinieren!
    Deine Pläne scheitern, weil du leben willst, du Verrückter. Lews Therins Stimme war ein raues, verschwitztes Flüstern. Akzeptiere, dass du tot bist. Akzeptiere es und hör endlich auf, mich zu foltern, du Narr! Rand unterdrückte die Stimme, bis sie nur noch ein gedämpftes Summen war, ein Summen in der Dunkelheit der Tiefe seines Bewusstseins. Nuli? Was für ein Name sollte das denn sein?
    Frau Harfor starrte Min hinterher, bis sie um die Ecke bog, dann zupfte sie an ihrem Wappenrock herum, um ihn zu richten, dabei hatte er es gar nicht nötig. Selbst mit der Maske der Spiegel sah sie einen Mann vor sich, der sie hoch überragte, aber Ren ee Harfor war keine Frau, die sich auch nur einen winzigen Augenblick lang von einer so unwichtigen Sache aus dem Konzept bringen ließ. »Du siehst nicht vertrauenswürdig aus, Nuli«, sagte sie und kniff die Augen finster zusammen, »also überleg dir gut, was du tust. Und wenn du auch nur einen Funken Verstand hast, überlegst du es dir sogar sehr gut.«
    Er hielt den Schulterriemen mit der einen Hand fest und strich sich mit der anderen eine Haarlocke aus der Stirn. »Ja, Herrin«, murmelte er mürrisch und mit verstellter Stimme. Die Haushofmeisterin kannte seine wahre Stimme und würde sie womöglich erkennen. Min hatte das Reden übernehmen sollen, bis sie Nynaeve und Mat fanden. Was beim Licht sollte er nur tun, wenn sie Elayne anschleppte? Und vielleicht auch Aviendha. Sie war möglicherweise auch hier. Licht! »Entschuldigt bitte, Herrin, aber wir sollten uns beeilen. Es ist wichtig, dass ich Nynaeve so schnell wie möglich sehe.« Er hob die Ledertasche ein Stück an. »Sie wollte das hier wirklich ganz dringend haben.« Wenn er bei Mins Rückkehr alles erledigt hatte, würden sie vielleicht von hier verschwinden können, bevor er sich den beiden anderen stellen musste.
    »Falls Nynaeve Sedai dies wirklich so dringend haben musste«, sagte die pummelige Frau spitz und betonte den Ehrentitel, den er unterschlagen hatte, »hätte sie dein Kommen angekündigt. Und jetzt folge mir und behalte deine Ansichten bitte für dich.«
    Ohne auf eine Erwiderung zu warten, setzte sie sich in Bewegung und rauschte mit würdevoller Anmut durch die Korridore. Was blieb ihm auch anderes übrig, als genau das zu tun, was sie ihm befohlen hatte? Soweit er sich erinnerte, war die Haushofmeisterin daran gewöhnt, dass jeder das tat, was man ihm befahl. Er bemühte sich, sie einzuholen, und verweilte nur einen Schritt lang an ihrer Seite, bis ihr überraschter Blick ihn zurückfallen, sich verlegen an der Haarlocke zupfen und eine Entschuldigung murmeln ließ. Er war es nicht gewöhnt, hinter jemandem hergehen zu müssen. Das war seiner Stimmung nicht gerade förderlich. Wie gewöhnlich war ihm noch immer etwas schwindelig und der Schmutz des Makels war auch noch zu spüren. In letzter Zeit schien er öfters schlecht als gut gelaunt zu sein, es sei denn, Min war an seiner Seite.
    Sie hatten noch keine große Strecke zurückgelegt, als die Korridore auch schon von Scharen von Dienern bevölkert wurden, die das Mobiliar auf Hochglanz polierten und Staub wischten und umhereilten. Offensichtlich kam es nur selten vor, dass niemand in der Nähe war, so wie eben, als Min und er die

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