Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
war jedoch unnötig.
    Ihre blauen Stiefel brachten mit dem ersten Schritt den Staub auf dem Boden in Bewegung und ließen ihn mit dem zweiten in die Höhe wallen. Sie konnte gerade noch rechtzeitig ein spitzenbesetztes Taschentuch aus dem Mantelärmel ziehen, um ein heftiges Niesen aufzufangen, dem ein zweites und drittes folgte, ein jedes noch heftiger als das vorherige. Rand wünschte sich, sie wäre bereit gewesen, das Kleid anzubehalten. Aufgestickte weiße Blumen zogen sich über die Ärmel und Aufschläge des blauen Mantels und die Hosen in einem helleren Blau lagen eng an und zeichneten die Konturen ihrer Beine nach. Mit den hellblauen, mit gelben Stickereien verzierten Reithandschuhen, die in ihrem Gürtel steckten, und dem mit gelben Verzierungen gesäumten und von einer goldenen Spange in Form einer Rose gehaltenen Umhang erweckte sie durchaus den Eindruck, dass sie auf konventionellere Weise eingetroffen war. Trotzdem würde sie jedermanns Blicke auf sich ziehen. Er trug braune Kleidung aus grobem Tuch wie sie jeder Tagelöhner hätte tragen können. An den meisten Orten, die sie im Verlauf der letzten Tage besucht hatten, hatte er alle Welt von seiner Anwesenheit Zeuge werden lassen, diesmal wollte er nicht nur wieder fort sein, bevor sich die Nachricht von seiner Anwesenheit verbreitete, es sollten überhaupt nur einige wenige Leute erfahren, dass er da gewesen war.
    »Warum grinst du mich so an und ziehst wie ein einfältiger Dummkopf an deinem Ohr?«, wollte Min wissen und schob das Taschentuch zurück in den Ärmel. Ihre großen dunklen Augen waren voller Misstrauen.
    »Ich dachte gerade darüber nach, wie schön du bist«, sagte er leise. Das war sie tatsächlich. Er konnte sie nicht ansehen, ohne dies zu denken. Oder ohne zu bedauern, dass er zu schwach war, sie fortzuschicken, damit sie in Sicherheit war.
    Sie holte tief Luft und nieste, bevor sie die Hand vor den Mund halten konnte, dann starrte sie ihn an, als wäre dies irgendwie seine Schuld. »Rand al'Thor, deinetwegen habe ich mein Pferd zurückgelassen. Deinetwegen habe ich mir Locken gemacht. Ich habe für dich mein Leben aufgegeben! Aber ich werde nicht meinen Mantel und meine Hosen aufgeben! Davon abgesehen hat mich hier keiner jemals länger in einem Kleid gesehen, als es gedauert hat, mich umzuziehen. Du weißt genau, dass unser Plan misslingt, wenn man mich nicht erkennt. Mit diesem Gesicht kannst du niemanden davon überzeugen, dass du einfach von der Straße reingekommen bist.«
    Unwillkürlich strich er mit der Hand über seinen Unterkiefer und berührte sein Gesicht, aber das war nicht das Gesicht, das Min sah. Jeder, der ihn ansah, würde einen Mann sehen, der Spannen kürzer und Jahre älter als Rand al'Thor war, der glattes schwarzes Haar, matte braune Augen und eine Warze auf der Knollennase hatte. Nur jemand, der ihn berührte, konnte die Maske der Spiegel durchdringen. Nicht mal ein Asha'man würde es bemerken, da das Geflecht aus Macht umgestülpt war. Allerdings hätte die Anwesenheit eines Asha'mans im Palast bedeutet, dass seine Pläne noch bedeutend umfassender gescheitert waren als vermutet. Dieser Besuch durfte nicht dazu führen, dass jemand getötet wurde. Aber davon abgesehen: sie hatte Recht. Es handelte sich nicht um ein Gesicht, dem man erlaubt hätte, den Palast von Andor ohne Eskorte zu betreten.
    »Solange wir das schnell erledigen und wieder verschwinden können«, sagte er. »Bevor jemand genug Zeit hat, um auf den Gedanken zu kommen, dass wenn du hier bist, ich es vielleicht auch bin.«
    »Rand«, sagte sie leise und er schaute sie misstrauisch an. Sie legte eine Hand auf seine Brust und blickte mit ernstem Gesichtsausdruck zu ihm hoch. »Rand, du musst mit Elayne sprechen. Und ich schätze, mit Aviendha auch; du weißt, dass sie vermutlich ebenfalls hier sein wird. Wenn du...«
    Er schüttelte den Kopf und wünschte sich, er hätte es sein gelassen. Das Schwindelgefühl war noch immer nicht völlig verschwunden. »Nein!«, sagte er kurz angebunden. Beim Licht! Ganz egal, was Min auch sagte, er konnte einfach nicht glauben, dass sowohl Elayne als auch Aviendha ihn liebten. Oder dass die Tatsache, dass sie so empfanden - falls es wirklich eine Tatsache war -, Min nicht aufbrachte. So seltsam konnten Frauen nun auch wieder nicht sein! Elayne und Aviendha hatten genug Gründe, ihn zu hassen und nicht zu lieben, und zumindest Elayne hatte ihre Meinung deutlich zum Ausdruck gebracht. Was noch viel schlimmer war,

Weitere Kostenlose Bücher