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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ich werde noch mit euch sprechen, nachdem sie gegangen ist. Nynaeve Sedai, Euch sehe ich morgen zur selben Stunde.«
    Nynaeve strich ihre zerknitterten Röcke glatt und schüttelte gereizt das Schultertuch aus, während sie versuchte, etwas Würde zurückzugewinnen. Schweißgebadet und mit zitternden Gliedern war das nicht einfach. Auf keinen Fall hatte sie gewimmertl Sie bemühte sich, die Frau, die sie abgeschirmt hatte - und das zwei Mal! - nicht anzusehen. Talaan stand da, als könnte sie kein Wässerchen trüben, den Blick fest auf den Teppich gerichtet. Ha! Nynaeve legte sich energisch das Tuch über die Schultern. »Morgen ist Sareitha Sedai an der Reihe, Herrin der Wogen.« Zumindest ihre Stimme klang fest. »Ich werde beschäftigt sein...«
    »Euer Unterricht ist befriedigender als die Lektionen der anderen«, sagte Zaida, die sich noch immer nicht die Mühe machte, sie anzusehen. »Zur selben Stunde, oder ich schicke Eure Schülerinnen, um Euch zu holen. Ihr dürft gehen.« Und das klang wie ein Befehl.
    Mühsam schluckte Nynaeve ihre Einwände runter. Sie hinterließen einen bitteren Nachgeschmack. Befriedigender? Was sollte das denn bedeuten? Sie glaubte nicht, dass sie es tatsächlich wissen wollte.
    Bis sie den Raum verlassen hatte, war sie ihre Lehrerin, das Meervolk hielt sich streng an seine Regeln; vermutlich konnte lockere Disziplin an Bord von Schiffen Schwierigkeiten heraufbeschwören, aber sie wünschte sich, sie würden begreifen, dass sie sich nicht auf ihren Schiffen befanden. Noch war sie also die Lehrerin, und das bedeutete, dass sie nicht einfach beleidigt hinausstolzieren konnte, so sehr sie sich das auch wünschte. Schlimmer, ihre Regeln waren ziemlich eindeutig, was Lehrer der Küstenbewohner betraf. Vermutlich hätte sie einfach ihre Mitarbeit verweigern können, aber wenn sie ihren Vertrag auch nur um eine Winzigkeit verletzte, würden es diese Frauen von Tear bis das Licht wusste wohin verbreiten! Die ganze Welt würde wissen, dass Aes Sedai ihr Wort gebrochen hatten. Man durfte gar nicht darüber nachdenken, was dies für die Stellung der Aes Sedai bedeuten würde. Blut und Asche! Egwene hatte Recht und sie sollte verdammt sein!
    »Danke, Herrin der Wogen, dass Ihr mir erlaubt habt, Euch zu unterrichten«, sagte sie, verneigte sich kurz und berührte mit den Fingern nacheinander Stirn, Lippen und Brust. Keine tiefe Verbeugung, heute würden sie nur die Andeutung einer Verbeugung bekommen. Nun ja, zwei Andeutungen. Die Windsucherinnen würden ebenfalls eine bekommen müssen. »Ich danke Euch, Windsucherinnen, dass Ihr mir erlaubt habt, Euch zu unterrichten.« Die Schwestern, die irgendwann zum Atha'an Miere reisten, würden vor Wut platzen, wenn sie begriffen, dass ihre Schülerinnen ihnen sagen konnten, was sie ihnen beibringen sollten und wann, und ihnen sogar befehlen würden, was sie zu tun hatten, wenn sie nicht unterrichteten. Auf einem Schiff des Meervolks nahm eine Lehrerin einen höheren Rang als das gewöhnliche Deckvolk ein, aber auch das nur so gerade eben. Und die Schwestern würden nicht einmal die fetten Börsen voller Gold bekommen, mit denen man die anderen Lehrer an Bord lockte.
    Zaida und die Windsucherinnen reagierten ungefähr so, als hätte die Niederste aller Matrosinnen ihr Gehen verkündet. Sie standen bloß in einer stummen Gruppe zusammen und warteten darauf, dass sie endlich verschwand. Allein Rainyn schenkte ihr einen Blick. Einen ungeduldigen Blick. Sie war eine Windsucherin, und das war alles, was zählte. Talaan stand noch immer an derselben Stelle, eine demütige Gestalt, die auf den Teppich vor ihren nackten Füßen starrte.
    Mit hoch erhobenem Kopf und durchgedrücktem Rückgrat verließ Nynaeve den Raum mit jedem Funken Würde, den sie zum Ausdruck bringen konnte. Verschwitzte, malträtierte Funken. Draußen im Korridor packte sie die Tür mit beiden Händen und warf sie so fest ins Schloss, wie sie nur konnte. Das laut hallende Krachen war sehr befriedigend. Falls sich jemand beschwerte, konnte sie noch immer sagen, dass sie ihr aus der Hand geglitten sei. Das war sie tatsächlich, nachdem sie ordentlich Schwung geholt hatte.
    Sie wandte sich von der Tür ab und klopfte sich zufrieden die Hände ab. Und zuckte zusammen, als sie sah, wer da im Korridor auf sie wartete.
    In dem einfachen dunkelblauen Gewand, das eine Leihgabe einer der Kusinen war, sah Alivia auf den ersten Blick nicht im mindesten ungewöhnlich aus; sie war etwas größer als

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