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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Nynaeve, hatte feine Fältchen um die blauen Augen und weiße Strähnen in dem goldgelben Haar. Die blauen Augen funkelten jedoch vor Intensität, wie die Augen eines Falken, die auf seine Beute gerichtet waren.
    »Frau Corly hat mich geschickt, ich soll Euch sagen, dass sie gern mit Euch zu Abend essen möchte«, sagte das blauäugige Falkenweibchen mit einem langsamen, seanchanischen Akzent. »Es werden Frau Karistovan, Frau Arman und Frau Juarde da sein.«
    »Was tut Ihr allein hier?«, wollte Nynaeve wissen. Sie wünschte sich, sie könnte wie die meisten anderen Schwestern sein, sich der Stärke, die eine andere Frau in der Macht hatte, bewusst sein, ohne überhaupt darüber nachdenken zu müssen, aber auch das war etwas, das sie zu lernen versäumt hatten. Vielleicht konnte einer der Verlorenen Alivia übertreffen, aber sonst mit Sicherheit niemand. Und sie war Seanchanerin. Eine vom Kragen befreite Damane. Die eigentlich keinen Schritt ohne Bewachung tun sollte. Nynaeve wünschte sich, es wäre außer ihnen beiden noch jemand da. Selbst Lan, und dabei hatte sie ihm befohlen, bei ihrem Unterricht beim Meervolk fortzubleiben. Sie war nicht davon überzeugt, dass er ihr die Geschichte mit dem Sturz auf der Treppe letztens geglaubt hatte. »Ihr sollt doch nicht ohne Eskorte irgendwohin gehen!«
    Alivia zuckte mit den Schultern, eine kaum merkliche Bewegung. Noch vor wenigen Tagen war sie ein Nervenbündel gewesen, das Talaan wie eine mutige Draufgängerin hätte aussehen lassen. Jetzt beugte sie sich vor niemandem mehr. »Es hatte niemand Zeit, also habe ich mich selbst herausgelassen. Davon abgesehen, wenn Ihr mich immer bewachen lasst, werdet Ihr mir niemals vertrauen, und ich werde niemals Sul'dam töten können.« In diesem beiläufigen Tonfall klang das irgendwie noch unheimlicher. »Ihr solltet von mir lernen. Diese Asha'man behaupten, sie seien Waffen, und sie sind nicht mal schlecht, das weiß ich genau, aber ich bin besser.«
    »Das mag ja sein«, erwiderte Nynaeve scharf und rückte ihr Schultertuch zurecht. »Und vielleicht wissen wir mehr, als Ihr glaubt.« Sie hätte nichts dagegen gehabt, dieser Frau ein paar der Gewebe vorzuführen, die sie von Moghedien gelernt hatte. Diejenigen eingeschlossen, über die sie alle übereingekommen waren, dass sie zu grausam waren, um sie jemandem anzutun. Es sei denn... Sie war sich ziemlich sicher, dass die andere Frau sie ohne große Mühe überwältigen konnte, egal, was sie auch tat. »Bis - falls! - wir uns anders entscheiden, werdet Ihr mir niemals wieder ohne zwei oder drei Kusinen gegenübertreten, wenn Ihr wisst, was gut für Euch ist.«
    »Wenn Ihr das sagt.« Alivia ließ keine Spur von Demut erkennen. »Was soll ich Frau Corly ausrichten?«
    »Bestellt Frau Corly, dass ich Ihre freundliche Einladung leider ablehnen muss. Und denkt an das, was ich Euch gesagt habe!«
    »Ich sage es ihr«, nuschelte die Seanchanerin mit ihrem starken Akzent und ignorierte die Ermahnung einfach. »Aber ich glaube nicht, dass es sich um eine Einladung handelt. Eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit, hat sie gesagt. Vielleicht solltet Ihr es Euch merken.« Mit einem schmalen, wissenden Lächeln wandte sie sich ab, ohne sich auch nur im Mindesten zu beeilen, um dorthin zurückzukehren, wo sie hingehörte.
    Nynaeve starrte der Frau nach, und bestimmt nicht, weil sie auf den Hofknicks verzichtet hatte. Nun, nicht nur deshalb. Eine Schande, dass sie nicht etwas von ihrem demütigen Benehmen behalten hatte, zumindest was die Schwestern betraf. Nynaeve warf der Tür, hinter der sich die Atha'an Miere verbargen, einen Blick zu und dachte darüber nach, Alivia zu folgen, um sicherzugehen, dass sie auch tat, was ihr befohlen worden war. Stattdessen ging sie in die andere Richtung. Aber dabei beeilte sie sich nicht. Es wäre sehr unangenehm gewesen, wenn die Meervolkfrauen nun den Raum verlassen hätten und zu dem Schluss gekommen wären, dass sie sie belauscht hätte, aber sie beeilte sich nicht. Sie wollte nur zügig gehen. Das war alles.
    Die Atha'an Miere waren kaum die Einzigen im Palast, denen sie nicht begegnen wollte. Ich glaube nicht, dass es sich um eine Einladung handelt. Ach ja? Sumeko Karistovan, Chilares Arman und Famelle Juarde waren zusammen mit Reanne Corly Angehörige des Nähkränzchens gewesen. Das Abendessen war nur ein Vorwand. Sie würden mit ihr über die Windsucherinnen reden wollen. Und zwar über die Beziehung der im Palast befindlichen Aes Sedai und den

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