Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Abschirmung unmöglich durchbrechen kann. Talaan ist zu stark.«
    »Zwei«, sagte Zaida, verschränkte die Arme unter den Brüsten und starrte Nynaeve an, als könnte sie die Gewebe tatsächlich sehen.
    Nynaeve drückte zögernd gegen die Abschirmung. Sie hätte gleichermaßen gegen eine Mauer drücken können, die hätte genauso wenig nachgegeben. »Hört mir zu, Zai... äh... Herrin der Wogen.« Es war sicher nicht klug, sich die Frau noch mehr zur Feindin zu machen. Sie nahmen es mit der richtigen Anrede pedantisch genau. Sie nahmen viel zu viele Dinge pedantisch genau. »Ich bin sicher, Merilille hat Euch das mit der Abschirmung erklärt. Sie hat die Drei Eide geschworen. Sie kann nicht lügen.« Vielleicht hatte Egwene doch Recht mit dem Eidstab.
    Zaidas Blick blieb hart, sie verzog keine Miene. »Drei.«
    »Hört mir zu«, sagte Nynaeve, und es war ihr egal, wenn sie leicht verzweifelt klang. Vielleicht sogar mehr als nur leicht. Sie stemmte sich stärker gegen die Abschirmung, dann stieß sie so hart dagegen, wie sie konnte. Sie hätte genauso gut mit dem Kopf gegen einen Felsen anrennen können. Instinktiv, wenn auch vergeblich kämpfte sie gegen die Fesseln aus Luft an, die sie hielten, die Fransen des Schultertuchs tanzten auf und ab. Die Chancen, aus den Fesseln auszubrechen, waren genauso groß, wie die Abschirmung durchbrechen zu können, aber sie kam nicht dagegen an. Nicht noch einmal! Das konnte sie nicht ertragen! »Ihr müsst mir zuhören!«
    »Vier.«
    Nein! Nein! Nicht noch einmal! Verzweifelt kratzte sie an der Abschirmung. Sie mochte so hart wie Stein sein, aber sie fühlte sich mehr wie Glas an, war glatt und schlüpfrig. Nynaeve konnte dahinter die Quelle spüren, sie beinahe sehen, so wie man aus den Augenwinkeln Licht und Wärme sehen konnte. Voller Verzweiflung tastete sie keuchend die glatte Fläche ab. Sie wies einen Rand auf, so wie ihn ein Kreis hatte, der gleichzeitig klein genug war, um in den Händen gehalten zu werden, und groß genug, um die Welt zu bedecken. Aber als sie versuchte, an diesem Rand vorbeizuschlüpfen, fand sie sich sofort in der Mitte des glatten, harten Kreises wieder. Das war sinnlos. Das alles hatte sie schon vor langer Zeit gelernt, hatte es ausprobiert. Ihr Herz pochte heftig genug, um aus der Brust hervorzubrechen. Sie kämpfte vergeblich um Ruhe und ertastete sich einen anderen Weg zum Rand, strich darüber, ohne zu versuchen, daran vorbeizugehen. An einer Stelle fühlte er sich... weicher an. Das war ihr zuvor noch nie aufgefallen. Die weiche Stelle - eine kleine Erhebung? -schien sich auf keine Weise vom Rest zu unterscheiden und sie war auch nicht viel weicher, trotzdem warf sie sich dagegen. Und fand sich in der Mitte wieder. Wie eine Verrückte warf sie sich mit ihrer ganzen Kraft gegen die weiche Stelle, immer wieder, und wurde jedes Mal zurück zur Mitte geschleudert - aber ohne zu zögern warf sie sich erneut dagegen. Und wieder. Oh, Licht! Bitte! Sie musste es schaffen, bevor...
    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Zaida noch nicht fünf gesagt hatte. Sie starrte sie an, schnappte dabei nach Luft, als wäre sie zehn Meilen gerannt. Schweiß strömte über ihr Gesicht, ihren Rücken hinunter. Er rann zwischen ihren Brüsten herab über ihren Leib. Ihre Knie zitterten. Die Herrin der Wogen blickte ihr direkt in die Augen, klopfte gedankenverloren mit einem schlanken Finger gegen die vollen Lippen. Der Zirkel aus sechs wurde noch immer von dem Schimmer eingehüllt, Kurin hätte noch immer eine verächtliche Statue sein können, aber Zaida hatte noch nicht fünf gesagt.
    »Hat sie sich wirklich so hart angestrengt, wie es den Anschein hatte, Kurin?«, fragte die Herrin der Wogen schließlich, »oder war das Aufbäumen und Wimmern nur ein Schauspiel?« Nynaeve versuchte einen entrüsteten Blick zustande zu bringen. Sie hatte nicht gewimmert! Oder etwa doch? Ihr Stirnrunzeln, so weit man es als solches bezeichnen konnte, machte auf Zaida nicht mehr Eindruck als Regen auf einen Felsblock.
    »Mit dieser Anstrengung«, sagte Kurin zögernd, »hätte sie ein Ruderboot auf dem Rücken tragen können.« Aber die schwarzen Kiesel, die ihre Augen darstellten, zeigten noch immer Verachtung. Respekt kannte sie nur für diejenigen, die auf dem Meer lebten.
    »Lass sie los, Talaan«, befahl Zaida. Die Abschirmung und die Fesseln lösten sich auf, während die Frauen zu den Stühlen zurückgingen, ohne einen weiteren Blick für Nynaeve zu erübrigen. »Windsucherinnen,

Weitere Kostenlose Bücher