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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ich ihren männlichen Zwilling berühren. Einst wurde mir von... jemandem berichtet, dass ein Mann und eine Frau, die diese Sa'angreale benutzen, den Dunklen König selbst herausfordern könnten. Möglicherweise wird man sie auch eines Tages genau für diesen Zweck einsetzen, aber in der Zwischenzeit hoffe ich, dass sie ausreichen, um die männliche Hälfte der Quelle zu reinigen.«
    »Wenn man das tun könnte, hätten sie es dann nicht im Zeitalter der Legenden getan?«, sagte Lan leise. Leise, so wie Stahl, der aus der Scheide glitt, leise war. »Du sagtest einmal, ich könnte daran schuld sein, dass sie verletzt wird.« Es erschien unmöglich, dass seine Stimme noch härter wurde, aber das tat sie. »Du könntest sie töten, Schafhirte.« Und sein Ton machte klar, dass er das nicht zulassen würde.
    Rand begegnete Lans kaltem Blick mit der gleichen Kälte. »Ich weiß nicht, warum sie es nicht getan haben. Es ist mir auch egal. Der Versuch muss unternommen werden.«
    Nynaeve biss sich auf die Unterlippe. Sie vermutete, dass Rand das hier zu einem öffentlichen Auftritt machte - manchmal machte sie dieser Wechsel vom Öffentlichen zum Privaten und die Entscheidung treffen zu müssen, was nun was war, schwindelig -, aber es störte sie nicht, dass Lan sich ungefragt zu Wort gemeldet hatte. Was das betraf, war er wirklich schlimm, aber ihr gefiel ein Mann, der sagte, was er dachte. Sie musste nachdenken. Nicht über ihre Entscheidung, die sie bereits getroffen hatte, sondern wie sie sie durchführen sollte. Rand würde es möglicherweise nicht gefallen. Lan würde es gewiss nicht gefallen. Nun, Männer wollten immer ihren Willen durchsetzen. Manchmal musste man sie eben lehren, dass das nicht immer ging.
    »Ich halte das für eine großartige Idee«, sagte sie. Das war nicht einmal gelogen. Es war großartig, verglichen mit den Alternativen. »Aber ich sehe nicht ein, warum ich hier herumsitzen und wie eine Dienstmagd auf deine Botschaft warten sollte. Ich werde es tun, aber wir gehen alle zusammen.«
    Sie hatte Recht gehabt. Es gefiel ihnen nicht im mindesten.

KAPITEL 3
    Eine Lilie im Winter
    Ein weiterer Diener fiel beinahe auf die Nase, weil er sich so tief verbeugte, und Elayne seufzte, als sie durch die Palastkorridore rauschte. Das hieß, sie versuchte zu rauschen. Die Tochter-Erbin von Andor, imposant und erhaben. Sie wollte rennen, obwohl ihre dunkelblauen Röcke sie vermutlich bei dem Versuch hätten stolpern lassen. Sie konnte förmlich spüren, wie die staunenden Blicke des stämmigen Mannes ihr und ihren Begleiterinnen folgten. Ein geringfügiges Ärgernis, und eines, das vergehen würde, ein Sandkorn in ihrem Halbschuh. Der verdammte Rand al'Thor, der verflucht noch mal zu wissen glaubt, was für alle am besten wäre, ist wie ein juckender Ausschlag auf meinem Rücken! dachte sie. Wenn es ihm diesmal gelang, ihr aus dem Weg zu gehen, dann...!
    »Denkt daran«, sagte sie entschieden. »Er erfährt nichts über Spione oder Spaltwurzel oder sonst etwas davon!« Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war seine Entscheidung, sie zu ›retten‹. Männer kamen auf solchen Unsinn; Nynaeve nannte es ›mit den Haaren auf der Brust denken‹. Licht, er würde vermutlich versuchen, die Aiel und Saldaeaner zurück in die Stadt zu holen! In den Palast! So bitter es auch war, dies zugeben zu müssen, sie konnte ihn nicht aufhalten, wenn er es versuchte, jedenfalls nicht ohne einen Krieg anzufangen, und möglicherweise nicht mal dann.
    »Ich sage ihm nie Dinge, die er nicht zu wissen braucht«, bemerkte Min und betrachtete stirnrunzelnd eine schmächtige Dienerin mit weit aufgerissenen Augen, deren Hofknicks dazu führte, dass sie beinahe auf den rotbraunen Fliesenboden fiel. Elayne warf Min einen Blick zu und erinnerte sich an die Zeit, in der sie selbst Kniebundhosen getragen hatte, und sie fragte sich, ob sie es nicht noch einmal versuchen konnte. Sie boten mit Sicherheit größere Bewegungsfreiheit als Röcke. Allerdings nicht die hochhackigen Stiefel, entschied sie wohlüberlegt. Sie machten Min beinahe so groß wie Aviendha, aber selbst Birgitte schwankte in ihnen, und mit den eng anliegenden Hosen und einem Mantel, der kaum ihre Hüften bedeckte, bot Min definitiv einen skandalösen Anblick.
    »Du lügst ihn an?« Aviendhas Tonfall war voller Misstrauen. Sogar die Art und Weise, wie sie ihr dunkles Schultertuch zurechtrückte, kündete von Missbilligung, und sie starrte Min an Elayne vorbei

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