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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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an.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Min scharf und starrte zurück. »Nur wenn es unbedingt nötig ist.« Aviendha kicherte, dann sah sie überrascht aus, dass sie es getan hatte, und setzte eine steinerne Miene auf.
    Was sollte sie mit ihnen machen? Sie mussten einander mögen. Sie mussten es einfach. Aber die beiden Frauen hatten sich seit ihrem Zusammentreffen wie fremde Katzen in einem kleinen Zimmer angestarrt. Oh, sie hatten allem zugestimmt - sie hatten keine andere Wahl gehabt, da keine von ihnen auch nur erahnen konnte, wann ihnen der Mann das nächste Mal zur Verfügung stand -, aber sie hoffte, dass sie einander nicht wieder zeigten, wie geschickt sie mit ihren Messern umgehen konnten. Ganz beiläufig, ohne jede angedeutete Drohung, aber auch ganz offen. Andererseits hatte Aviendha die Zahl der Messer, die Min am Leib trug, durchaus beeindruckt.
    Ein junger Diener, der ein Tablett mit hohen Zylindem für die Kandelaber trug, verbeugte sich, als sie vorbeirauschte. Unglücklicherweise starrte er sie so gebannt an, dass er vergaß, auf seine Last zu achten. Das Geräusch auf den Bodenfliesen zersplitternden Glases hallte durch den Korridor.
    Elayne seufzte erneut. Sie hoffte, dass sich jeder bald an die neue Ordnung der Dinge gewöhnt hatte. Natürlich war nicht sie allein das Objekt der Aufmerksamkeit, oder Aviendha oder selbst Min, obwohl sie sicher einen Teil davon auf sich zog. Nein, es waren Caseille und Deni, die ihnen dichtauf folgten, die Diener stolpern und die Augen aufreißen ließen. Sie hatte jetzt acht Leibwächterinnen und diese beiden hatten vor ihrer Tür Wache gestanden, als sie aufgewacht war.
    Einige der ungläubigen Blicke rührten vermutlich daher, dass Elayne überhaupt von einer Leibwache begleitet wurde, aber mit Sicherheit lag es daran, dass es Frauen waren. Daran hatte sich noch keiner gewöhnt. Aber Birgitte hatte gesagt, sie würde dafür sorgen, dass sie wie eine Zeremonienwache aussahen, und das hatte sie auch getan. Nachdem sie Elaynes Gemächer in der vergangenen Nacht verlassen hatte, musste sie jede Näherin und Hutmacherin des Palasts an die Arbeit gesetzt haben. Jede der Frauen trug einen hellroten Hut mit einer langen weißen Feder, die sich flach an die breite Krempe schmiegte, sowie eine breite, mit Spitze abgesetzte rote Schärpe quer über der Brust, auf der drohend aufgerichtete Weiße Löwen marschierten. Die mit weißen Kragen versehenen scharlachroten Mäntel waren aus Seide und der Schnitt war etwas verändert worden, sodass sie besser saßen und kurz über den Knien der scharlachroten Kniebundhosen endeten, deren Außenseiten von einem weißen Streifen geschmückt wurden. Aus Ärmeln und Kragen quoll weiße Spitze, und ihre schwarzen Stiefel waren gewachst worden, bis sie glänzten. Sie sahen ziemlich schneidig aus und selbst die immer so gelassene Deni stolzierte ein wenig. Elayne vermutete, dass sie noch stolzer sein würden, sobald die Schwertgürtel und Scheiden mit dem Golddraht und die lackierten Helme und Brustpanzer fertig waren. Birgitte ließ die Brustpanzer für die Frauen passend machen, und Elayne war fest davon überzeugt, dass das den Waffenschmieden des Palasts mit Sicherheit fast die Augen aus dem Kopf getrieben hatte!
    Im Augenblick war Birgitte fleißig damit beschäftigt, Frauen zu befragen, um die zwanzig für die Leibwache benötigten zusammenzubekommen. Elayne konnte fühlen, wie sie sich konzentrierte; da es keinerlei Anzeichen körperlicher Aktivitäten gab, musste es das sein, es sei denn, sie würde lesen oder Steine spielen, und sie gönnte sich nur selten einen Augenblick für sich selbst. Elayne hoffte, sie würde es auch bei den zwanzig belassen. Und sie hoffte, dass Birgitte beschäftigt genug war, dass sie nichts bemerkte, bis es dann zu spät war, wenn sie den Bund verhüllte. Wenn sie nur daran dachte, was für Sorgen sie sich gemacht hatte, Birgitte könnte spüren, wenn sie etwas tat, mit dem sie nicht einverstanden war. Und dabei hatte die Lösung in einer einfachen Frage an Vandene gelegen. Die Antwort war eine traurige Erinnerung daran gewesen, wie wenig sie doch eigentlich darüber wusste, eine Aes Sedai zu sein, vor allem über solche Dinge, die für die anderen Schwestern eine Selbstverständlichkeit waren. Anscheinend wusste jede Schwester, die einen Behüter hatte, wie das zu bewerkstelligen war, selbst jene, die zölibatär lebten.
    Es war schon seltsam, wie sich manche Dinge regelten. Wären da nicht die

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