Die Herrschaft Der Seanchane
Leibwächterinnen und die Frage gewesen, wie es zu schaffen war, sowohl ihnen als auch Birgitte aus dem Weg zu gehen, wäre sie nie auf die Idee gekommen, danach zu fragen, hätte sie nie gelernt, wie man den Bund für solche Gelegenheiten verhüllen konnte. Nicht, dass sie in absehbarer Zeit geplant hätte, ihren Leibwächterinnen zu entkommen, aber es war besser, rechtzeitig vorbereitet zu sein. Birgitte würde ihr und Aviendha mit Sicherheit nicht erlauben, allein in die Stadt zu gehen, ob nun am Tag oder in der Nacht. Das war vorbei.
Ihre Ankunft vor Nynaeves Tür verdrängte jeden Gedanken an Birgitte. Mal davon abgesehen, dass sie den Bund erst im letzten Augenblick verhüllen durfte. Rand war auf der anderen Seite der Tür. Rand, der manchmal ihren Verstand so durcheinander brachte, dass sie sich fragte, ob sie wie eine dieser dummen Puten aus einem Roman war, die wegen eines Mannes die Beherrschung verloren. Sie war immer der Ansicht gewesen, dass diese Geschichten nur von Männern geschrieben sein konnten. Aber manchmal machte Rand sie sprachlos. Wenigstens bekam er das nicht mit, wofür sie dem Licht dankte.
»Wartet hier draußen und lasst niemanden hinein«, befahl sie den Gardistinnen. Sie konnte jetzt keine Unterbrechungen gebrauchen. Mit etwas Glück waren ihre Leibwächter neu genug, dass keinem auffiel, was ihre schönen Uniformen zu bedeuten hatten. »Es wird nur ein paar Minuten dauern.«
Sie salutierten schneidig, führten den Arm quer über die Brust und stellten sich beiderseits der Tür auf; Caseille mit steinernem Gesicht und der Hand auf dem Schwertgriff, Deni mit schmalem Lächeln und der langen Keule in beiden Händen. Elayne war fest davon überzeugt, dass die stämmige Frau glaubte, Min hätte sie hergebracht, damit sie ihren heimlichen Geliebten treffen konnte. Vermutlich war auch Caseille dieser Ansicht. Sie waren nicht mal annähernd so diskret vor den beiden Frauen gewesen, wie sie es hätten sein sollen; keiner hatte seinen Namen erwähnt, aber es hatte genug von ›er hat dies getan‹ und ›er hat das getan‹ gegeben. Wenigstens hatte keine von ihnen versucht, sich zu entschuldigen, um Birgitte Meldung zu machen. Wenn sie ihre Leibwächterinnen waren, dann waren sie ihre Leibwächterinnen und nicht Birgittes. Nur dass sie Birgitte nicht raushalten würden, wenn sie den Bund zu früh verhüllte.
Elayne begriff, dass sie zögerte. Der Mann, von dem sie jede Nacht träumte, war auf der anderen Seite der Tür, und sie stand hier wie ein Schulmädchen. Sie hatte so lange gewartet und so viel gewollt und jetzt hatte sie beinahe Angst. Sie würde hier nicht scheitern. Mit einer bewussten Anstrengung riss sie sich zusammen.
»Seid ihr bereit?« Ihre Stimme war nicht so fest, wie sie es sich gewünscht hätte, aber wenigstens zitterte sie nicht. In ihrem Bauch tanzten Schmetterlinge von der Größe von Füchsen. Das war schon lange nicht mehr geschehen.
»Natürlich«, sagte Aviendha, aber sie musste vorher schlucken.
»Ich bin soweit«, sagte Min leise.
Sie traten ohne anzuklopfen ein und schlössen die Tür schnell hinter sich.
Nynaeve sprang mit weit aufgerissenen Augen auf, bevor sie das Wohnzimmer richtig betreten hatten, aber Elayne bemerkte weder sie noch Lan richtig, obwohl der süße Duft der Pfeife des Behüters den Raum füllte. Rand war leibhaftig da; irgendwie war es ihr schwer gefallen, es tatsächlich glauben zu können. Die schreckliche Verkleidung, die Min beschrieben hatte, war abgesehen von der schäbigen Kleidung und den primitiven Handschuhen verschwunden und er war... wunderschön.
Auch er sprang bei ihrem Anblick vom Stuhl hoch, aber bevor er richtig stand, taumelte er, griff mit beiden Händen nach dem Tisch und würgte mehrmals.
Elayne umarmte die Quelle und trat einen Schritt auf ihn zu, dann blieb sie stehen und überwand sich, die Macht wieder loszulassen. Ihre Fähigkeiten auf dem Gebiet des Heilens waren minimal, außerdem hatte Nynaeve genauso schnell reagiert wie sie. Plötzlich umgab sie der Schein Saidars und sie streckte beide Hände nach Rand aus.
Er wich vor ihr zurück und winkte ab. »Das ist nichts, was du Heilen könntest, Nynaeve«, sagte er grob. »Aber wie dem auch sei, es sieht so aus, als würdest du deinen Willen bekommen.« Sein Gesicht war eine starre Maske, die jegliche Gefühle verbarg, aber Elayne hatte den Eindruck, dass seine Augen sie förmlich auffraßen. Und Aviendha auch. Sie war überrascht, als sie feststellte, dass
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