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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Hände zusammen und betrachtete die Frau über die Fingerspitzen hinweg. Nein. Sie würde die Herrin der Wogen nicht hier und jetzt auf den Kopf stellen. Sie würde die Frau nicht weinend in ihre Gemächer zurückschicken. Sie würde so diplomatisch sein, wie sich Coiren nur wünschen konnte. Schnell ging sie das Gehörte durch. »Ihr sprecht im Namen der Herrin der Schiffe des Atha'an Miere und folglich mit ihrer ganzen Autorität, die größer ist, als ich es mir vorstellen kann«, sagte sie höflich. »Falls Euch Eure Windsucherin nicht innerhalb der nächsten Stunde zurückgegeben wird, werdet Ihr dafür sorgen, dass der Coramoor mich streng bestraft. Ihr wollt eine Entschuldigung für die Gefangenschaft Eurer Windsucherin. Und Ihr verlangt, dass ich Lord Dobraine dazu bringe, auf der Stelle das Land bereitzustellen, das der Coramoor versprochen hat. Ich glaube, das waren alle wichtigen Punkte.« Mal davon abgesehen, dass man sie auspeitschen sollte!
    »Gut.« Harine lehnte sich bequem zurück, da sie jetzt die Oberhand hatte. Ihr Lächeln war Ekel erregend selbstzufrieden. »Ihr werdet lernen, dass...«
    »Euer Coramoor ist mir völlig egal«, fuhr Cadsuane in noch immer höflichem Tonfall fort. Alles auf der Welt für den Wiedergeborenen Drachen, aber nichts für den Coramoor. Sie veränderte ihren Ton nicht um ein Haar. »Solltet Ihr mich jemals wieder ohne Erlaubnis berühren, werde ich Euch nackt ausziehen, prügeln, fesseln und in einem Sack zurück in Eure Gemächer schaffen lassen.« Nun, Diplomatie war noch nie ihre Stärken gewesen. »Wenn Ihr nicht aufhört, mir wegen Eurer Schwester zuzusetzen... Nun, es könnte passieren, dass ich tatsächlich wütend werde.« Sie erhob sich und ignorierte das empörte Schnaufen der Meervolkfrau, die sie ungläubig anstarrte, und hob ihre Stimme, damit man sie auch am anderen Ende des Raumes noch hören konnte. »Sarene!«
    Die schlanke Tarabonerin wandte sich so schnell von ihrer Stickarbeit ab, dass ihre perlengeschmückten Zöpfe klirrten; sie eilte an Cadsuanes Seite und hob fast ohne zu zögern die dunkelgrauen Röcke für einen Hofknicks. Die Weisen Frauen hatten ihnen beibringen müssen, dass sie zu springen hatten, wenn sie ihre Stimme erhoben, aber es war mehr als Gewohnheit, dass sie auch für sie sprangen. Eine Legende zu sein brachte wahrlich seine Vorteile mit sich, vor allem, wenn man eine unberechenbare Legende war.
    »Begleitet die beiden zu Ihren Räumen«, befahl Cadsuane. »Sie möchten fasten und über Höflichkeit nachdenken. Sorgt dafür, dass sie es auch tun. Und sollten sie auch nur ein unfreundliches Wort von sich geben, lasst beiden ein paar Hiebe verpassen. Aber macht es auf diplomatische Weise.«
    Sarene setzte zu einer Erwiderung an. Sie öffnete den Mund, als wollte sie wegen der Unlogik des Letzteren protestieren, aber ein Blick in Cadsuanes Gesicht reichte aus, um sich den Frauen des Atha'an Miere zuzuwenden und ihnen mit einer Geste verstehen zu geben, dass sie aufstehen sollten.
    Harine sprang auf die Füße, ihr dunkles Gesicht war wie erstarrt. Bevor sie jedoch ein Wort ihrer zweifellos wütenden Tirade loswerden konnte, berührte Derah sie am Arm und beugte sich vor, um ihr hinter einer vorgelegten, mit dunklen Tätowierungen bedeckten Hand etwas in das mit Ringen übersäte Ohr zu flüstern. Was auch immer die Segelherrin zu sagen hatte, jedenfalls schloss Harine den Mund. Ihr Gesichtsausdruck hellte sich nicht auf, aber sie warf den Schwestern am anderen Ende des Raumes einen Blick zu und bedeutete Sarene nach einem kurzen Moment mit einer knappen Geste vorauszugehen. Harine konnte so tun, als wäre es ihre Entscheidung, jetzt zu gehen, aber Derah folgte ihr so dichtauf, dass es den Anschein hatte, sie würde sie vor sich hertreiben. Sie warf einen unbehaglichen Blick über die Schulter, bevor sich die Tür hinter ihr schloss.
    Beinahe bedauerte Cadsuane, diesen leichtfertigen Befehl gegeben zu haben. Sarene würde ihn buchstabengetreu erfüllen. Die Frauen des Meervolks waren ein Ärgernis, davon abgesehen waren sie bisher obendrein nutzlos gewesen. Das Ärgernis musste beseitigt werden, damit sie sich auf das Wesentliche konzentrieren konnte, und falls sie doch einen Nutzen für sie finden würde... Werkzeuge mussten geformt werden, egal auf welche Weise. Sie war viel zu wütend auf sie, um sich Sorgen zu machen, wie dies geschah, und sie konnte genauso gut auch jetzt damit anfangen. Nein, sie war auf den Jungen wütend, aber

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