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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ergrauten Haaren, aber sie alle kicherten über das, worum sie sich versammelt hatten. Mit einem Seufzen begab sich Mat zu ihnen.
    »Oh, ich kann mich einfach nicht entscheiden«, ertönte die piepsende Stimme eines Jungen, der in der Mitte der Frauen stand. »Wenn ich Euch ansehe, Merici, habt Ihr die schönsten Augen, die ich je gesehen habe. Aber wenn ich Euch ansehe, Neilyn, dann sind es Eure. Gillin, Eure Lippen sind reife Kirschen, und Adria, die Euren erwecken in mir den Wunsch, sie zu küssen. Und Jameine, Euer Hals ist so anmutig wie der eines Schwans...«
    Mat schluckte einen Fluch herunter, beschleunigte seine Schritte, so gut es ging, und zwängte sich Entschuldigungen murmelnd an den Frauen vorbei. Olver stand genau in ihrer Mitte, ein kleiner blasser Junge, der posierte und eine Frau nach der anderen angrinste. Allein schon deshalb konnte sich jeden Moment eine von ihnen entscheiden, ihm so lange eins auf die Ohren zu geben, bis sie abfielen.
    »Bitte verzeiht ihm«, murmelte Mat und nahm den Jungen bei der Hand. »Komm schon, Olver, wir müssen in die Stadt zurück. Hör auf, mit deinem Umhang rumzuwedeln. Er weiß eigentlich gar nicht, was er da sagt. Und ich weiß nicht, wo er solche Dinge überhaupt aufschnappt.«
    Glücklicherweise lachten die Frauen und strichen Olver über das Haar, als Mat ihn fortführte. Eine murmelte doch tatsächlich, er sei ein süßer Junge! Eine andere griff mit der Hand unter Mats Umhang und kniff ihn in den Hintern. Frauen!
    Sobald sie unter sich waren, warf er dem Jungen, der fröhlich an seiner Seite ging, einen finsteren Blick zu. Olver war gewachsen, seit Mat ihn kennen gelernt hatte, aber er war noch immer klein für sein Alter. Und mit diesem breiten Mund und den dazu passenden Ohren würde er nie ein hübscher Bursche. »Du bringst dich in echte Schwierigkeiten, wenn du so mit Frauen sprichst«, sagte Mat. »Frauen mögen es, wenn ein Mann zurückhaltend ist und gute Manieren hat. Und reserviert. Reserviert und vielleicht ein bisschen schüchtern. Kultiviere diese Qualitäten und du wirst es richtig machen.«
    Olver starrte ihn ungläubig an und Mat seufzte. Der Junge hatte einen Haufen Onkel, die sich um ihn kümmerten, und abgesehen von Mat übte jeder einen schlechten Einfluss auf ihn aus.
    Thom und Beslan reichten aus, um Olvers Grinsen wiederherzustellen. Thom brachte ihm bei, wie man jonglierte und Harfe und Flöte spielte, und Beslan unterrichtete ihn im Gebrauch des Schwerts. Seine anderen ›Onkel‹ unterrichteten ihn in anderen Dingen, in erstaunlich unterschiedlichen Fertigkeiten. Sobald Mat seine alten Kräfte zurückgewonnen hatte, wollte er ihm den Gebrauch des Kampfstabes und des Bogens von den Zwei Flüssen zeigen. Er wollte gar nicht wissen, was der Junge von Chel Vanin oder den Rotwaffen lernte.
    Luca erhob sich bei Mats Näherkommen von seinem protzigen Stuhl und sein albernes Lächeln verblasste zu einer säuerlichen Grimasse. Er musterte Mat von Kopf bis Fuß, warf sich den lächerlichen Umhang mit Schwung über die Schulter und verkündete mit donnernder Stimme: »Ich bin ein viel beschäftigter Mann. Ich habe viel zu tun. Es könnte sein, dass ich bald die Ehre habe, der Hochlady Suroth eine Privatvorstellung geben zu dürfen.« Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stolzierte er fort; er hielt den verzierten Umhang mit einer Hand fest, und die Windböen ließen ihn wie ein Banner flattern.
    Mat packte seinen Umhang mit beiden Händen. Ein Umhang diente zum Wärmen. Er hatte Suroth im Palast gesehen. Zwar nicht aus nächster Nähe, aber er war nahe genug dran gewesen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie auch nur einen Gedanken an Valan Lucas Großen Wanderzirkus und Prächtige Zurschaustellung von Mysterien und Wundern, wie das zwischen zwei hohen Pfosten aufgespannte Spruchband am Eingang in ellenhohen roten Buchstaben verkündete, verschwendete. Und falls doch, würde sie die Löwen fressen. Oder sie zu Tode erschrecken.
    »Thom, hat er schon zugestimmt?«, fragte er leise und sah Luca stirnrunzelnd nach.
    »Wir können uns ihm anschließen, wenn er Ebou Dar verlässt«, sagte der Mann mit dem von Wind und Wetter gezeichneten Antlitz. »Für einen Preis.« Er schnaubte, pustete in seinen Schnurrbart und fuhr sich gereizt mit den Fingern durch sein weißes Haar. »Für das, was er verlangt hat, sollten wir wie Könige essen und schlafen, aber da ich ihn kenne, bezweifle ich das. Er hält uns nicht für Verbrecher, da wir uns noch

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