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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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anfertigen lassen, sowie zwei Paar rosafarbene Hosen und einen Umhang in derselben Farbe. Der Gestank brennender Wolle und Seide erfüllte die Räume, und er öffnete ein paar Fenster, um ihn hinauszulassen, aber eigentlich war es ihm egal. Er verspürte große Erleichterung, hellblaue Kniebundhosen und einen bestickten grünen Mantel und einen blauen Umhang mit wahrhaft überladener Verzierung zu tragen. Nicht einmal die ganze Spitze störte ihn. Wenigstens war sie nicht rosa. Er wollte nie wieder etwas mit dieser Farbe auch nur sehen.
    Er stülpte sich den Hut auf den Kopf und hinkte aus dem Tarasin-Palast, fest entschlossen, das Loch zu finden, in dem er all das verstecken konnte, was er für eine Flucht benötigte, und wenn er jede Schenke, Seemannskneipe und jedes Gasthaus der Stadt zehnmal besuchen musste. Selbst im Rahad. Hundert Mal! Graue Möwen und schwarzflügelige Scherenschnäbel wirbelten durch einen bleiernen Himmel, der mehr Regen versprach; ein eiskalter Wind, der den Geruch von Salzwasser mit sich trug, peitschte über den Mol Hara und wirbelte Umhänge nach oben. Er stapfte auf die Pflastersteine, als wollte er jeden einzelnen spalten. Licht, wenn es sein musste, würde er Luca in dem begleiten, was er am Leib trug. Vielleicht würde Luca ihn seine Passage als Possenreißer abarbeiten lassen! Vermutlich würde der Mann sogar darauf bestehen. Aber wenigstens würde er so in der Nähe von Aludra und ihren Geheimnissen bleiben können.
    Er ging den ganzen Platz entlang, bevor ihm bewusst wurde, dass ihn seine Schritte zu einem großen weißen Gebäude geführt hatten, das er gut kannte. Das Schild über der bogenförmigen Tür verkündete den Namen Die Wanderin. Ein großer Bursche in einer rotschwarzen Rüstung trat heraus, einen Helm unter dem Arm mit drei schmalen schwarzen Federn, und wartete darauf, dass man ihm sein Pferd brachte. Seine Schläfen waren grau und sein Gesicht gutmütig, aber er sah Mat nicht an, und Mat vermied es, in seine Richtung zu schauen. Ganz egal, wie angenehm der Mann oberflächlich auch erscheinen mochte, gehörte er dennoch zur Totenwache; darüber hinaus handelte es sich um einen Bannergeneral. Wegen der Nähe zum Palast war jedes Zimmer der Wanderin von hohen seanchanischen Offizieren belegt und aus diesem Grund war er seit seiner Genesung nicht mehr hier gewesen. Normale seanchanische Soldaten waren keine üblen Burschen, stets dazu bereit, die halbe Nacht bei einem Glücksspiel zu verbringen und eine Runde zu bezahlen, wenn sie an der Reihe waren, aber die hochrangigen Offiziere hätten genauso gut Adlige sein können. Andererseits, irgendwo musste er anfangen.
    Der Schankraum war beinahe genau so, wie er ihn in Erinnerung hatte, mit einer hohen Decke und trotz der frühen Stunde von den Lampen an den Wänden hell erleuchtet. Die hohen Bogenfenster waren mit schweren Läden verschlossen, um die Wärme drinnen zu behalten, und in beiden großen Kaminen prasselten Feuer. Ein feiner Nebel aus Pfeifenrauch erfüllte die Luft und aus der Küche kam der Duft köstlicher Gerichte. Zwei Frauen mit Flöten und ein Bursche mit einer Trommel zwischen den Knien spielten eine schnelle, schrille Ebou Dari-Weise. Gar kein so großer Unterschied zu der Zeit, als er hier gewohnt hatte, was das anging. Aber alle Stühle waren nun mit Seanchanern besetzt; einige trugen Rüstungen und andere lange, bestickte Mäntel. Sie tranken, unterhielten sich und studierten auf Tischen ausgebreitete Karten. An einem Tisch schien eine Frau mit grauem Haar und der, Flamme einer Der'sul'dam auf der Schulter Rapport zu erstatten und an einem anderen nahm eine dürre Sul'dam mit einer rundgesichtigen Damane zu ihren Füßen Befehle entgegen. Eine Anzahl Seanchaner hatten die Seiten des Schädels und den Hinterkopf so rasiert, dass es den Anschein hatte, als hätten sie eine Schüssel aufgesetzt, und das hinten übrig gebliebene Haar fiel in einem breiten Schweif nach unten, der bei den Männern bis zur Schulter und bei den Frauen oft bis zur Taille reichte. Das waren einfache Lords und Ladys, keine Hoch- irgendwas, aber das spielte letztlich keine Rolle. Ein Lord war ein Lord, und davon abgesehen hatten sogar die Männer und Frauen, die aufstanden, um bei den Schankmädchen Nachschub an Getränken zu bestellen, den glatt rasierten, geringschätzigen Gesichtsausdruck von Offizieren, was wiederum bedeutete, dass die Leute, für die sie Getränke bestellten, Ränge bekleideten, die hoch genug waren, um

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