Die Herrschaft Der Seanchane
Äxten auf den Schultern einfach nur umher. Sie waren nicht wie Mats Freund Loial. Oh, sie hatten die gleichen breiten Nasen und die mit Haarbüscheln bewachsenen Ohren und langen Brauen, die neben Augen von der Größe von Teetassen herabhingen, aber die Gärtner sahen einen Mann an, als würden sie darüber nachdenken, ob er nicht an ein paar Gliedmaßen beschnitten werden musste. Keiner war so närrisch, auch nur einmal den Versuch zu unternehmen, mit den Gärtnern ins Gespräch zu kommen. Seanchaner strömten aus Ebou Dar hinaus und Nachrichten hinein. Selbst wenn sie auf dem Dachboden schlafen mussten, produzierten sich die Kaufleute in den Schankräumen der Gasthäuser, rauchten ihre Pfeifen und erzählten die Dinge, die nur sie wussten. Solange es nicht ihre Profite beeinträchtigte. Die Leibwächter der Kaufleute interessierten sich nur wenig für Profite, von denen sie nichts abbekamen, und erzählten alles, und einiges davon entsprach sogar der Wahrheit. Matrosen erzählten ihre Geschichten allen, die ihnen einen Krug Ale bezahlten oder, noch besser, heißen gewürzten Wein, und wenn sie genug getrunken hatten, erzählten sie noch mehr, über Häfen, in denen sie angelegt hatten, und Geschehnisse, von denen sie Zeugen geworden waren, und später dann von den Träumen, die sie das letzte Mal gehabt hatten, nachdem sie ihren benebelten Kopf ausgelüftet hatten. Doch es war unverkennbar, dass es in der Welt außerhalb von Ebou Dar brodelte wie auf dem Meer der Stürme. Von überall kamen Geschichten über sengende und plündernde Aiel und marschierende Heere in Tear und Murandy, in Arad Doman und Andor, und in Amadicia, das noch immer nicht völlig unter seanchanischer Kontrolle stand, während es im Herzen von Altara Dutzende bewaffneter Gruppen gab, die zu klein waren, um als Heer bezeichnet zu werden. Keiner schien sich sicher zu sein, wer gegen wen kämpfen wollte - mal abgesehen von den Männern in Altara und Amadicia. Und es gab einigen Zweifel, was Altara betraf. Altaraner hatten die Gabe, sich Schwierigkeiten zunutze zu machen, um Stetigkeiten mit Nachbarn zu regeln.
Die Nachrichten, die die Stadt am meisten erschütterten, waren jene über Rand. Mat versuchte sein Bestes, nicht an ihn oder Perrin zu denken, aber es fiel schwer, diese seltsamen Farbwirbel in seinem Kopf zu vermeiden, wenn der Wiedergeborene Drache in aller Munde war. Der Wiedergeborene Drache war tot, behaupteten einige, ermordet von Aes Sedai, von der ganzen Weißen Burg, die sich in Cairhien auf ihn gestürzt hatte, oder war es in Illian geschehen oder in Tear? Nein, sie hatten ihn entführt und er wurde in der Weißen Burg gefangen gehalten. Nein, er war aus freiem Willen zur Weißen Burg gegangen und hatte dem Amyrlin-Sitz die Treue geschworen. Dem Letzteren wurde oft Glauben geschenkt, weil eine große Zahl von Männern behauptete, eine von Elaida höchstpersönlich unterzeichnete Proklamation gesehen zu haben, die genau das verkündete. Mat hatte da seine Zweifel, dass Rand tot sein oder zumindest die Lehnstreue geschworen haben sollte. Aus irgendeinem nicht näher zu bestimmenden Grund war er davon überzeugt, zu wissen, falls Rand den Tod fand, und was das andere anging, so konnte er sich nicht vorstellen, dass sich der Mann der Weißen Burg auch nur freiwillig auf hundert Meilen näherte. Wiedergeborener Drache oder nicht, er hatte mehr Verstand.
Diese Nachrichten - und zwar sie alle - brachten Unruhe unter die Seanchaner wie ein in einen Ameisenhaufen gestoßener Stock. Hochrangige Offiziere eilten zu jeder Tages- und Nachtzeit durch die Korridore des Tarasin-Palasts; sie hatten die seltsamen Helme unter die Arme geklemmt, ihre Stiefel knallten laut auf die Bodenfliesen, und ihre Gesichter waren ernst. Kuriere rasten aus Ebou Dar, auf Pferden und To'mken. Sul'dam und Damane fingen an, in den Straßen zu patrouillieren, statt nur an den Toren Wache zu stehen, und nahmen die Jagd auf Frauen, welche die Macht lenken konnten, wieder auf. Mat ging den Offizieren aus dem Weg und nickte den Sul'dam höflich zu, wenn er ihnen auf den Straßen begegnete. Wie auch immer Rands Situation aussah, in Ebou Dar konnte er nichts daran ändern. Zuerst musste er aus der Stadt hinaus.
Am Morgen nach dem Tag, an dem der Gholam ihn hatte töten wollen, verbrannte Mat jede einzelne der langen rosafarbenen Schleifen im Kamin, sobald Tylin ihre Gemächer verlassen hatte. Er verbrannte auch einen pinkfarbenen Mantel, den sie für ihn hatte
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