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Die Herrschaft der Zaren - Russlands Aufstieg zur Weltmacht

Die Herrschaft der Zaren - Russlands Aufstieg zur Weltmacht

Titel: Die Herrschaft der Zaren - Russlands Aufstieg zur Weltmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klußmann
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wie diese Armen stumm in den städtischen Krankenhäusern sterben, vergiftet von dem, was jedem in sauberer Form zugänglich sein sollte – Wasser. Ich kenne die Zahl von 100000 Cholera-Toten in diesem Jahr, ich fühle Schmerz und Scham, wenn man auf meine Heimat als den Herd aller möglichen Infektionen und Krankheiten hinweist. Ich möchte nicht länger willenloser und machtloser Zeuge des Sterbens der unteren Schichten der Petersburger Bevölkerung sein.
    Es sind gerade Beispiele angeführt worden, wie die Regierung sich alle möglichen Vollmachten verschafft und keine Resultate erreicht hat. Aber man darf nicht zulassen, dass der Eindruck entsteht, der Staat habe keine Mittel, Unzulänglichkeiten in Einrichtungen zu überwinden, denen der Staat einige seiner Funktionen anvertraut hat. Wenn wir den Kräften des Staates nicht glauben, dann, meine Herren, dürfen wir natürlich weder Gesetze machen noch lenken.
    MAI 1911 – Soll letzten Endes wirklich untergehen, was geschaffen wurde durch das Zusammenwirken des Monarchen und der Volksvertretung? In jeder Frage gibt es zwei Wege, zwei Ausgänge. Der erste Weg – die Verweigerung von Verantwortung, indem man sie Ihnen überträgt durch ein erneutes Einbringen der Regierungsvorlage in die Staatsduma, wissend, dass Sie weder die Kraft noch die Mittel haben, sie außerhalb dieser Mauern durchzusetzen, wissend, dass dies eine glänzende, aber täuschende Demonstration ist. Der andere Weg – selbst die Verantwortung zu übernehmen, alle Schläge hinzunehmen, um nur die Grundlagen der russischen Politik, den Gegenstand unseres Glaubens zu retten.
    Der erste Weg – das ist ein schnurgerader Weg und ein feierlicher Marsch unter allgemeiner Billigung und Applaus, aber ein Weg, der leider ins Nichts führt. Der zweite Weg – ein schwerer und dorniger Weg, auf dem es Pfiffe und Hohn gibt, unter lärmenden Drohungen, am Ende aber der Ausweg zu den gesteckten Zielen. Für Personen, die an der Macht sind, meine Herren, gibt es keine größere Sünde als die kleinherzige Verweigerung von Verantwortung. Und ich rufe offen dazu auf: Wir sind dafür verantwortlich, dass der zweite Weg eingeschlagen wird, der zweite Ausgang – dafür, dass wir, so wie wir es können und verstehen, die Zukunft unserer Heimat bewahren und mutig die Nägel einschlagen in den von uns geschaffenen Bau des künftigen Russland, wobei wir uns nicht schämen, Russen zu sein, und diese Verantwortung ist das größte Glück meines Lebens.
    Wenn die Wurzeln des Staates gesund sind, glauben Sie mir, klingt das Wort der russischen Regierung ganz anders gegenüber Europa und der ganzen Welt.
    Eine in Freundschaft vereinte, gemeinsame, auf gegenseitigem Vertrauen gegründete Arbeit – das ist die Devise für uns alle, Russen! Geben Sie dem Staat zwanzig Jahre Ruhe, innere und äußere, und Sie werden das jetzige Russland nicht wiedererkennen.

Geplanter Bürgerkrieg
    Mit professionellen Revolutionären
wollten die Bolschewiki die Monarchie zerschlagen.
Nikolai II. half ihnen unbeabsichtigt.
    Von Uwe Klußmann
    D er 25-jährige Wladimir Uljanow, den Polizisten im Dezember 1895 in St. Petersburg festnehmen, ist, so scheint es, ein typischer Fall. Einer dieser jungen marxistischen Aufrührer, die glauben, sie könnten mit ihren Gesinnungsgenossen die Zarenmacht beseitigen. Dass ihnen der künftige Regierungschef des revolutionären Russland gegenübersteht, ahnen die Beamten nicht.
    Uljanow, Sohn eines leitenden Beamten der Schulverwaltung in Simbirsk an der Wolga, dem heutigen Uljanowsk, hat mit 15 Jahren den Vater verloren. Ein Jahr später erschüttert ihn ein weiterer Todesfall. Sein vier Jahre älterer Bruder Alexander wird hingerichtet. Alexander Uljanow hatte sich der revolutionären Untergrundorganisation »Narodnaja Wolja« (Volkswille) angeschlossen und ein Attentat auf Zar Alexander III. geplant. Der Tod des Bruders macht Wladimir Uljanow »nicht nur zu einem Feind, sondern zu einem hasserfüllten Gegner des Zarismus«, so der Historiker Hermann Weber. Wladimir will seinen Bruder rächen. In seinem Kopf beginnt die Suche nach einem revolutionären Masterplan.
    Der hochintelligente Schüler, der das Gymnasium mit einer Goldmedaille abschließt, spielt leidenschaftlich Schach. Das Hobby hilft ihm, sich seine schärfste Waffe zuzulegen, eine schlagkräftige Strategie. Der Gymnasiast liest viel und gründlich, darunter den systemkritischen Roman Nikolai Tschernyschewskis »Was tun«. Er studiert Jura. Im

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