Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber
ist nach Euren Wünschen vorbereitet, Madame”, erklärte Sylvie und wollte damit sagen, dass sich außer den vier im Schlafzimmer anwesenden Personen niemand in den Räumlichkeiten der Herzogin aufhielt.
Camille beschloss, dass es am besten war, wenn alle sich setzten, denn sie würde von ihren Dienern heute mehr verlangen als ihre Pflicht. Mit einem Blick in Kaspars Richtung wies sie auf die bereitstehenden Stühle. “Lieber nicht, Madame la Duchesse”, erklärte Kaspar grinsend. “Ich fürchte, er bricht unter meinem Gewicht zusammen.” Er war größer als die meisten Männer und wirkte doppelt so breit. Über seinem nackten haarlosen Oberkörper kreuzten sich Lederstreifen, an denen eine Messerscheide gefestigt war, die zwischen seinen Schulterblättern ruhte. Sie wusste, dass in den flachen Griff des Messers mit Silber ausgelegte Linien geätzt waren, die ihr Wappen formten. An jedem seiner Oberschenkel war über der blauen Hose ein kurzes Schwert befestigt, dessen schmuckloser Griff mit dunkelblauem Wildleder umwickelt war.
“Ich würde lieber auf dem Boden sitzen, Madame”, teilte ihr Arno mit, der jüngere der beiden Eunuchen.
“Gut”, stimmte Camille zu und ließ sich auf einem der Stühle nieder. Selbst wenn ihre beiden Leibwachen auf dem Boden saßen, wurden sie von ihr und Sylvie auf Stühlen sitzend kaum überragt. Sobald alle bequem saßen, schaute sie einen nach dem anderen an und schenkte jedem ein Lächeln. Bei ihrem Plan ging es nicht nur um sie und ihre eigene Sicherheit, sondern auch um die ihrer Diener, und es war nur recht und billig, ihnen Respekt zu zollen. Schließlich begann sie: “Von den Männern, die Sylvie genauer in Augenschein genommen hat, sind drei im Hinblick auf ihre Gesundheit, ihr Aussehen und ihre Nähe zum Palast sehr gut geeignet.”
“Madame, Monsieur de Pierken würde mit etwas Ermutigung von seinem Anwesen sicher hierher reisen”, gab Sylvie zu bedenken. “Er hat Interesse an Euch.” Kaspar versuchte sie mit einem Blick zum Schweigen zu bringen, doch sie reagierte nur mit einer unanständigen Handbewegung in seine Richtung.
“Ich fürchte, so einfach ist das nicht”, gestand Camille. “Denk dran, es ist Pflanzzeit.” Zudem würde Monsieur de Pierken sich nicht damit zufriedengeben, sie zu schwängern und wieder zu verschwinden. Er würde eine Gegenleistung verlangen, und das war mehr, als sie bereit war, ihm zu geben. “Von den drei Männern”, fuhr sie entschlossen fort, “ähnelt Graf Gustave körperlich Michel am meisten. Sein Temperament ist jedoch nicht angemessen. Er nimmt schnell etwas übel und ist von seiner eigenen Wichtigkeit überzeugt. Ich halte ihn nicht für verschwiegen genug. Außerdem könnte er als Gegenleistung für seinen Samen eine längere Liaison und mehr politische Macht verlangen. Das zu geben, bin ich nicht bereit.”
“Und was ist mit Monsieur de Jon-Petite?”, fragte Sylvie.
“Ich fürchte, er ist zu alt”, gab Camille widerstrebend zu. “Er hat einen fast dreißigjährigen Sohn und außer ihm keine Nachkommen. Es stimmt, dass er mein Verbündeter im Palast ist und es daher einfach wäre, Treffen mit ihm zu arrangieren, aber wenn er der Aufgabe nicht gewachsen ist, war alle Mühe vergeblich.” Sie hatte Jon-Petite einst als Freund schätzen gelernt, und obwohl sie ihn nur noch selten sah, hasste sie den Gedanken, ihre freundschaftliche Beziehung mit ihrem Ansinnen zu zerstören, damit er sich um ihretwillen in tödliche Gefahr stürzte und ihr als Deckhengst diente. Zudem war sie nicht sicher, ob Jon-Petites moralisches Empfinden es ihm erlauben würde, ihren Ehemann zu betrügen.
“Das lässt uns nur noch den Stallburschen!”, rief Sylvie.
Camille blickte zuerst Kaspar, dann Arno an. Ihre Mienen blieben unbewegt. Ruhig antwortete sie: “Du selbst hast mich erst auf ihn als möglichen Kandidaten aufmerksam gemacht. Er ist jung und gesund, hat die passende Haar- und Augenfarbe und seine Mutter stammt aus Michels Heimat. Daher besteht eine entfernte Ähnlichkeit der Gesichtszüge und der Körper. Am wichtigsten ist seine treue Ergebenheit mir gegenüber. Im Gegensatz zu den anderen wird er sich nicht berufen fühlen, sich in die Ausübung meiner Pflichten als Herzogin einzumischen. Er leistet bei meinen Pferden gute Arbeit. Für diese Aufgabe ist er die beste Wahl.”
“Aber, Madame! Er ist noch ein Junge, gerade erst neunzehn Jahre alt!”
“Dann wird er erst recht vor Manneskraft strotzen”, sagte
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