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Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Titel: Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Janssen
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Camille. “Bring ihn so bald wie möglich zu mir. Sein Name ist Henri.” Sie schluckte den Kloß hinunter, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte. Wer war sie, so etwas von dem Stallburschen zu verlangen, der er ihr doch nichts außer seiner Treue schuldete? Aber wenn sie ihren Plan nicht in die Tat umsetzte, würde Michel sie umbringen. Und sie wollte nicht sterben.
    “Er wird die Bedeutung seiner Aufgabe nicht verstehen …”
    “Bring ihn einfach zu mir, Sylvie.”
    Hätte Sylvie wirklich geglaubt, dass der Junge für ihre Zwecke ungeeignet war, hätte sie ihn nicht in ihre Liste aufgenommen. Mit zusammengepressten Lippen neigte die Zofe den Kopf. Es spielte keine Rolle, dass sie nicht zufrieden war. Sie würde gehorchen. Später würde sie einsehen, dass Camille die klügste aller möglichen Entscheidungen getroffen hatte. Sie brauchte nicht zu fürchten, einem Stallburschen politische Gefälligkeiten erweisen zu müssen. Und wenn sie ihm auch nur annähernd so viel bedeutete wie ihre Pferde, war es äußerst unwahrscheinlich, dass er sie jemals verraten würde.
    “Kaspar und Arno, ihr wisst, dieser Plan kann unter Umständen scheitern”, fuhr Camille fort. “Wenn es Anzeichen für meine baldige Gefangennahme oder Exekution gibt, müssen wir aus dem Palast fliehen. Ich verlasse mich auf euch beide und auch auf dich, Sylvie, dass ihr das nötige Geld beiseite schafft und genügend Vorräte für eine mehrwöchige Reise bereithaltet. Ihr drei werdet mich begleiten. Es ist äußerst wichtig, dass niemand im Palast oder in der Stadt etwas von den Reisevorbereitungen bemerkt.”
    “So soll es geschehen”, versicherte ihr Kaspar. “Wohin werden wir uns wenden?”
    “Wir werden in das Protektorat an der Küste reisen und dort die Hilfe von Graf Maxime erbitten. Er wird uns Schutz gewähren, da er sich ganz sicher daran erinnert, dass er und ich gemeinsam in diesem Palast aufgewachsen sind.”
    “Graf Maxime?”, stieß Arno hervor. “Madame, er wird nichts Besseres zu tun haben, als aus dem Protektorat wieder ein unabhängiges Herzogtum zu machen. Welche bessere Möglichkeit bietet sich ihm, Euch zu schaden?”
    Camilles kalter Blick ruhte auf ihm. “Wenn er mir schadet, wird das nichts an den Tatsachen ändern. Es ist mein Gatte, der das Protektorat nicht in die Unabhängigkeit entlässt. Er beansprucht es, weil mein Vater es einst eroberte und Maximes Vater tötete. Heute ist es die Pflicht meines Gatten, für das Land und seine Leute zu sorgen. Aber der Herzog giert nur nach dem Geld, welches das Protektorat ihm einbringt. Maxime wird mir helfen. Dann werden wir hierher zurückkehren, und ich werde mir das nehmen, was mir gehört.”
    Es stimmte, Maxime würde sie um Gegenleistungen bitten. Er würde ihr nicht aus Gnade und Barmherzigkeit helfen; es ging ihm um das Wohl seiner Leute, für die er Verbesserungen erreichen wollte. Und sie würde ihm für das Wohl ihres eigenen Volks geben, wonach er verlangte. Unter dieser Bedingung würde er ihr helfen und dann … dann würde sie dafür sorgen, dass Michel nie wieder irgendjemandem etwas Böses antun konnte.

2. KAPITEL
    H enri fuhr mit den Händen über Guirlandes seidiges Fell und verlieh ihm auf diese Weise noch ein wenig mehr Glanz. Als er sich unter dem Balken hindurchbückte, an dem die Stute festgebunden war, schnaubte sie liebevoll in sein Haar. Henri grinste und löste die Zügel von ihrem Halfter, ehe er zu Tonnelle weiterging.
    “Bursche!”
    Während Henri herumfuhr, fragte er sich, was er dieses Mal getan oder auch nicht getan hatte. Eine junge blonde Frau mit scharf geschnittenen Gesichtszügen stand in der offenen Tür zum Stall. Sie raffte ihre Röcke, damit sie nicht im Stroh schleiften. Er hatte sie schon ein oder zwei Mal bei den Ställen gesehen und daraus geschlossen, dass sie die Geliebte eines der älteren Pferdepfleger oder eines Kuriers war. Obwohl sie die unscheinbare Tracht eines Küchenmädchens trug, waren ihre gebieterischen Gesten die einer höherrangigen Dienstbotin. “Lass das Pferd stehen. Komm mit.”
    “Ich habe zu arbeiten”, erwiderte er.
    “Die Arbeit kann warten. Madame la Duchesse wünscht dich zu sehen.”
    Im ersten Moment glaubte er, sich verhört zu haben. Mit offenem Mund stand er da. Seit Monaten hatte er die Herzogin nicht gesehen, nicht einmal aus der Ferne. Er hatte sogar Gerüchte gehört, der Herzog habe sie in seinem ungezügelten Zorn umgebracht oder sie sei in ein Irrenhaus gesperrt worden,

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