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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Römerbesieger, nicht überschätzt, erinnerte ihn der Fürst: „Eins sollst du dabei nicht übersehen, Waldur, Chlodwig regiert jetzt zwar ein Reich, das etwa dem Umfang Alemanniens entspricht, doch den größten Volksstamm stellen noch immer wir Sveben dar, auch wenn sich unsere fünf Sippenstämme weit über das Keltenreich verstreut haben.“
Waldur, wieder ernst, pflichtete ihm bei: „Das stimmt, und deshalb bist auch du, der Svebenkönig, nach wie vor Chlodwigs Idol. Auch Prinzessin Chrodegildes, sie hat sich empört, wie sie bei ihrem Besuch beobachtet hat, dass dich unsere Ratsleute statt mit Majestät nur mit Fürst oder Hoheit und manche sogar mit Vornamen angesprochen haben.“
„Und dir ist das peinlich gewesen.“
„Achwo“, wehrte Waldur möglichst gelassen ab.
Dennoch entging dem Fürsten nicht, dass ihn da etwas tief bewegte, weshalb er sich erkundigte: „Die kleine Burgundin hat es dir angetan, wie? Ist das etwas Ernstes?“
Waldur blickte zur Seite, als er seinem Vater darauf bekannte: „Ja und nein, sie ist verlobt. Noch ist sie verlobt.“
„Oha!“, entfuhr es dem Fürsten erschreckt. Doch gleich drauf riet er Waldur in ruhigem Ton: „Dann handle dir nur keinen Ärger mit ihrem Vater ein, denn König Chilperichs Pläne durchkreuzt man nicht ungestraft.“
Nicht nur dieser Umstand besorgte den Fürsten, er war sich sicher, dass Prinzessin Chrodegilde die absolut verkehrte Frau für Waldur wäre. War etwa sie der Grund für seine Verstörtheit? Jedenfalls legte er ihm nahe: „Lass dir doch Zeit mit einer festen Bindung, Junge, bist erst zweiundzwanzig und noch mitten im Studium.“
Diese Bemerkung veranlasste Waldur, seinem Vater zu offenbaren: „Ich erwäge, mein Studium zu wechseln. Ich überlege seit einiger Zeit, ob ich nicht doch besser die Regentenausbildung absolvieren soll.“
„Die Regentenausbildung. - Oh, Waldur!“
Mehr brachte der überraschte Fürst nicht hervor. Er wusste, eine bessere Entscheidung könne Waldur nicht treffen, denn von allen bis dahin womöglich vier oder fünf Kronprinzenanwärtern wäre er schließlich der geeignetste Kandidat, sogar noch vor dem so vielversprechenden Ritter Segimund, dem Assistenten von Prinzessin Silke. Erfreut über diese Aussicht, schaute der Fürst eine Zeit wortlos in die vorbeiziehende Landschaft.
„Du sagst gar nichts dazu, Vater“, kam es bald enttäuscht von Waldur, worauf der Fürst ihm erklärte, er habe sich dieser freudigen Eröffnung nur etwas hingeben wollen.
Dann veränderte sich des Fürsten Blick, und er teilte Waldur mit ernstem Ausdruck mit: „Da du dich mit diesem Gedanken beschäftigst, will ich dir etwas anvertrauen - Prinzessin Silke wird wahrscheinlich in wenigen Jahren zurücktreten. Sie leidet an einer schleichenden, schlimmstenfalls sogar tödlichen Blutkrankheit.“
„Tödlich krank? Seit wann, Vater, seit wann?“, erschrak Waldur darüber so heftig, dass der Fürst ihn zu beruhigen versuchte:
„Nur schlimmstenfalls ist diese Krankheit tödlich, Waldur. Außerdem ist Silke optimistisch, da ihr die Heilkundigen gesagt haben, sie trüge diese Krankheit wahrscheinlich schon ein ganzes Jahr in sich, und wenn sie sich später ausreichend schont, könne sie damit noch Großmutter werden.“
„Ach so. Aber trotzdem, Vater“, reagierte Waldur darauf um vieles beruhigter.
So heftig Waldur über diese Nachricht zunächst auch erschrocken war, jetzt kam Erleichterung in ihm auf. Seit einem Jahr sei die Kronprinzessin also bereits krank, ging es ihm durch den Kopf, demnach doch nicht durch einen Zauber von Chrodegilde. Sie sei daran also unschuldig.
Dann brauchte er nicht lang für seinen Entschluss, sich nach der Heimkehr umgehend zum Regentenstudium anzumelden.
    D urch diese Gedanken wurde Waldur auf ihrer Weiterfahrt täglich gelöster, wenngleich lange nicht so unbekümmert wie früher.
Sie näherten sich jetzt der hübschen Mainstadt Miltenberg. Der Fürst war mit dem hiesigen Bürgermeister Segester, dem ihr nächster und letzter Besuch galt, von Jugend an befreundet und erzählte solch ergötzliche Geschichten von ihm, dass sich Waldur selbst vergaß. Bald lag vor ihnen, auf einem felsigen Hügel, die altsvebische Miltenburg, wozu der Fürst erklärte: „Eine beachtliche Residenz für den beachtlichen Segester, einen unserer fähigsten Bürgermeister. Aber heute sollst du ihn ja privat kennenlernen. Ich habe dir gesagt, dass er früh Witwer geworden ist, und inzwischen lebt nur noch eine seiner Töchter

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