Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
Vom Netzwerk:
ebenfalls sechseckig und mit Innengarten - ein Ebenbild des alten werde. Bis auf innen die Räumlichkeiten, wo außer den vielen Kontoren auch zwei Wohnungen vorgesehen seien. Und für außen habe sich Meister Erik etwas Besonderes ausgedacht, dort ließ er vor dem Bogengang fünf etwa zweimannshohe Phosphoritsäulen errichten. Auf den ersten Blick seien das nichtssagende, grünmarmorierte Säulen mit obenauf, wie der eingeschlafene Vollmond, je einer Kugel.
Das reizte sie zum Lachen: „Eingeschlafene Vollmondsäulen also. - Was aber ist das Besondere an ihnen?“
„Oh, oh, meine Liebe“, erklärte er ihr mit nun angehobener Stimme, wie sie Erik stets hatte, wenn er begeistert seinen Gesellen etwas beschrieb, „das Wunder tritt erst mit beginnender Dämmerung ein. Dann nämlich fangen diese Säulen an zu glimmen - j a j a a ! Und, richtig die Nachtlampen dazu aufgestellt, leuchten sie alsdann die Nacht über so hell, dass alle vorderen Schlossfassaden sowie der ganze weite Schlossplatz in ein maigrünes Licht getaucht sind. Nacht für Nacht. - So jedenfalls hat uns das Meister Erik geschildert, und was Meister Erik sagt, das stimmt.“
Sie lachte erneut: „Dann muss ich es ja glauben. Aber jetzt beschreibe mir den Bau weiter, du hast von Wohnungen gesprochen, wo sind die denn vorgesehen?“
„Im obersten Stockwerk, neben einem Beratungssaal.“
„Ganz oben? Manificus, Waldur“, entzückte sie sich und säuselte dann zu ihm hin: „Da möchte ich mit dir mal einziehen. Wann wird der Bau fertig sein? Doch nicht schon vor Abschluss deiner Regentenausbildung, du weißt, dass ich dich erst dann heiraten kann.“
Jetzt müsste er Farbe bekennen. Stattdessen aber stotterte er wieder, linke Hand im Nacken, um den heißen Brei, bis sie ihn energisch unterbrach:„Also bitte, Waldur, du musst doch wissen, wann der Bau fertig ist.“
„Ja“, rückte er darauf endlich heraus, „so in zwei, drei Jahren. Wir, weißt du, wir restaurieren auch all die Bildhauereien darin, und das bedarf Zeit.“
Chrodegilde, nun doch hellhörig geworden, rückte etwas von ihm ab, wobei sie mit gereizter Stimme resümierte: „Hast die Regentenausbildung also noch nicht begonnen. Denkst du etwa daran, sie erst nach Abschluss deines Baustudiums anzutreten?“
„Ja - ich will dir das erklären.“
Aber zum Erklären kam er nicht, da sie ihn, plötzlich wie umgewandelt, giftig unterbrach: „So denkst du dir das. Nur, dass daraus nichts wird, mein Lieber, du hast rechtzeitig mit deinem Regentenstudium fertig zu sein.“
„Chrodegilde“, entsetzte er sich, „was ist in dich gefahren?“
Darauf zischte sie langsam durch die Zähne: „Dann muss ich dir das erklären: Hel, die Totenfürstin, hat Appetit auf eure Kronprinzessin bekommen. - Na? Verstehst du jetzt?“
Vor Schreck erstarrt, konnte er nicht antworten, worauf sie voller Genugtuung weiterzischte: „Ja, die Gute wird bald von uns gehen, und du hast wohl noch nicht mal die Todesrune in ihrer Aura entdeckt.“
Nach vorne gebeugt stand sie jetzt in ihrem roten Umhang vor ihm - lauernd und blutgierig wie Hekate, die schlangenartige Schwarzmond- Dämonin selbst.
Nun endlich gingen Waldur die Augen auf - Chrodegilde war eine Schwarzmagierin. Mehr noch, eine Dienerin der Hekate. Voller Abscheu durchbohrte er sie deshalb mit seinem Blick, und gleich drauf stieg solch heiße Wut in ihm auf, dass er sie bei den Schultern packte und rüttelte. „Das warst du! Du!“, herrschte er sie an. „Du hast unsere Kronprinzessin behext, willst sie deiner Hekate ausliefern, gib das zu!“
Chrodegilde grinste nur hämisch, bis er still wurde und sie wieder freigab.
Noch immer schwer atmend sah er ihr jetzt zu, wie sie sich ungerührt langsam nach ihrem heruntergefallenen Leopardenkäppchen bückte. Sie klopfte und strich sorgfältig den Schnee ab und setzte sich das Käppchen wieder auf. Danach, den Blick wie gewohnt nach unten, gab sie wieder das Bild einer züchtigen Arianerin ab. Waldur schüttelte fassungslos den Kopf. Dann trat er einen Schritt von ihr zurück und blickte stumm über sie hinweg.
Was sie keineswegs einschüchterte, vielmehr fispelte sie vorwurfsvoll zu ihm hin: „Du hast soeben deine Ritterlichkeit vergessen.“
Er gab ihr keine Antwort, weshalb sie erneut begann: „Außerdem bist du im Irrtum, was soll denn ich damit zu tun haben, dass eure Götter ihren frühen Tod begehren? Sag, was soll ich, eine Arianerin, damit zu tun haben?“
Da er sie weiterhin wie Luft behandelte,

Weitere Kostenlose Bücher