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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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bei ihm, die Gudrun, von der er sich partout nicht trennen will, für ihn ist sie noch heute sein kleines Mädchen. Siebzehn ist sie, glaube ich, nein, eher schon achtzehn, aber durch und durch Lausbub, sage ich dir. Sicher haben uns die beiden von ihren Burgfenstern aus schon entdeckt, unser Besuch ist ja angekündigt.“
Der Fürst bat den Kutscher, die Fahrt zu verlangsamen, um ihren Gastgebern die Möglichkeit einzuräumen, ihnen den Waldweg herunter entgegen zu kommen.
Auf dem Kutschenplatz standen sie dann auch zum Empfang bereit, Segester mit seiner aufgeregten und fein mit einem grasgrünen Wollkleid angetanen Tochter. Und gleich nach der Begrüßung zeigte sich Gudrun von ihrer richtigen Seite: „Kommt, junger Ritter“, forderte sie Waldur auf, „wir Zwei marschieren vor. Es geht nämlich stramm bergauf hier, und da haben unsere Väter eh gleich keine Puste mehr.“
„Na, dann los“, stimmte Waldur, in sich hineinlachend, zu.
Der Fürst hatte ihm auf dem letzten Stück Weg erzählt von ihr - ein echter Wildfang sei sie, ihr Vater könne sie kaum bändigen. So sah sie auch aus mit ihren kupferroten Zauslocken, die ihr, wie einem Jungen, gerade über die Ohrläppchen reichten, und das hübsche Kleid, meinte Waldur, trage sie gewiss nur wegen des Besuchs heute.
Nachdem sie in den steilen Waldweg eingebogen waren, sah Gudrun mehrmals verstohlen zu Waldur hoch, bis sie herausbrachte: „Ihr seht wirklich so atemberaubend aus, wie man sich erzählt, ehrlich, Ritter Waldur.“
„Bah!“, tat er erstaunt, „und wer erzählt sich das?“
„Na, die Miltenberger.“ Dann setzte sie schnippisch hinzu: „Sie sagen allerdings auch, Ihr wärt eingebildet, und Ihr hättet so einen, ja, so einen Storchengang.“
„Hm?“
„Ja. Aber ich denke, ein Adelsrat muss so langweilig stolzieren, um würdig zu wirken.“
Darauf drohte er ihr lachend: „Oh, warte du!“, und holte ordentlich mit seinen Schritten aus.
Klar, dass Gudrun da nicht mithalten konnte. Doch bald wusste sie sich zu helfen, sie hob ihr langes Kleid vorne an, schob den Rocksaum in den Gürtel und verschwand eins, zwei, drei im Wald, wo sie zu einer fast senkrecht hochragenden Felswand lief. Die kletterte sie dann behände wie ein Eichhörnchen auf allen Vieren hinauf. Dadurch erreichte sie vor ihm das Burggelände, flitzte vor zu der Schulter hohen marmornen Sonnenuhr, von der aus man in den Waldweg einblicken konnte, zog und stemmte sich an ihrer Hinterwand hoch und setzte sich dann obendrauf, damit Waldur sie auch ja gleich entdecke.
Der kam auch schon, kaum dass sie mit wieder herunter gezogenem Rock Position bezogen hatte, lachend den Waldweg hoch auf sie zu. Und als er sich neben sie platziert hatte, reizte sie ihn: „Tragt’s mit Fassung, Ritter Waldur, denn hättet Ihr meine Abkürzung gekannt, wärt sicher Ihr Erster geworden. - Aber verratet bloß meinem Vater nicht, dass ich die Wand hochgeklettert bin, bloß nicht.“
„Keine Gefahr, petzen kenne ich nicht. So, Gudrun, und jetzt will ich endlich, dass du mich duzt, ja? Verknackst dir ja noch die Zunge an dem Ihr und Euch.“
Darüber freute sie sich sehr, gab aber nur zurück: „Geht in Ordnung. Da weiß ich jetzt auch, dass du doch nicht eingebildet bist“, und, den Kopf abwendend, gestand sie ihm: „Stimmt auch nicht, dass die Miltenberger das sagen.“
Darauf fasste er nach ihrem Kinn, drehte ihr nettes Sommersprossengesicht zu sich und warf ihr schmunzelnd vor: „Soso, Kleine, hast also gelogen, und warum?“
„Um mir Respekt zu verschaffen, darum. Und damit du nicht auf die alberne Idee kommst, mich Kleine zu nennen, vor allem darum. Jetzt stell dich mal hin, Langer.“
Sie zog ihn mit sich runter auf den Boden. Dort baute sie sich, immer länger werdend, neben ihm auf und behauptete: „Guck, meine Augen liegen in der Höhe deines Kinns. Siehst du das? Ja?“
Doch er, statt hinzusehen, fasste sie blitzschnell in der Taille, „streng dich nicht so an, Kleine“, hob sie lachend hoch und setzte die wild um sich Schlagende wieder rauf auf die Marmoruhr, „so hast du’s einfacher.“
Dafür musste er eine wütende Beschimpfung über sich ergehen lassen: „Du Rüpel! Du, du Wüstling! Du . . “
Weitere Schimpfworte blieben ihr im Hals stecken, denn vom Wald her erschallte plötzlich Männerlachen - die Väter hatten alles mit angesehen. Darauf sprang sie augenblicklich auf den Boden, und Waldur beteuerte ihr mit bedauerndem Blick: „Das habe ich nicht gewollt, Gudrun, ich habe

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