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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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versuchte sie, ihn über seine Höflichkeit gefügig zu machen, indem sie ihn bat: „Führst du mich jetzt ins Schloss? Mich fröstelt. - Ja? Führst du mich ins Schloss?“
Als er auch darauf nicht reagierte, brachte sie in drohendem Ton hervor: „Gut, auch gut. Doch dann rate ich dir, demnächst gründlich über all deine Beleidigungen nachzudenken.“
Den Kopf zurückwerfend, wandte sie sich um und eilte mit ihren Tippelschritten davon.
    W aldur verharrte weiterhin vor dem Bauplatz und bemühte sich, seine Gedanken zu ordnen. Was ihm nur schwerlich gelang. Erst nach geraumer Zeit begab auch er sich langsam vor zum Palast.
Beim Betreten des vollen Festsaals war er darauf gefasst, hier wieder mit Chrodegilde konfrontiert zu werden. Er schaute sich unauffällig nach ihr um, konnte aber weder sie noch Gisebrecht unter den Gästen entdecken. Erst als er auf seinen Vater stieß, erfuhr er den Grund, sein Vater berichtete ihm, Prinzessin Chrodegilde habe soeben einen peinlichen Auftritt geboten, sie habe eine kurze, aber heftige Diskussion mit ihrem Vetter geführt und sei anschließend ohne formelle Verabschiedung mit ihm abgereist.
Darüber atmete Waldur auf, besser hätte sich die abscheuliche Situation, die er noch immer nicht recht begreifen konnte, nicht auflösen können.
    W er in ein Fangnetz der Hekate geriet, wurde ihr Opfer. Waldur hatte sich jedoch bislang als widerspenstiges Opfer erwiesen, weshalb Chrodegilde nun all ihr Können aufbieten musste, das Dämonennetz, das ihn seit ihrem Beisammensitzen in Soissons umschloss, straffer anzuziehen. Dazu nahm sie sich nach ihrer Heimkehr die schöne Goldbrosche vor, die er an ihr Handtäschchen geheftet hatte. Sie wusste, dass diese Brosche noch seine persönliche Schwingung trug und richtete deshalb ihre schwarzeste Magie darauf, die sich als schwerer, dunkler Zauberbann auf ihn übertragen soll.
Und sie übertrug sich auf ihn. Von Stund an dachte er unentwegt an Chrodegilde, verbunden mit quälender Sehnsucht nach ihr. Was dahinter steckte, ahnte er nicht, er glaubte nur, noch immer verliebt in sie zu sein. Dass ihn diese Verliebtheit allerdings fast zu Boden drückte, erklärte er sich mit seinen Schuldgefühlen, denn jetzt bereute er tatsächlich seine Beleidigungen. Sie habe ihn aber auch provoziert, meinte er, und einiges spreche nun wirklich gegen sie - der Hekatering wie auch ihr Eigengeruch, ein süßlich-rauchiger Schwefelgeruch, den er vordem als solchen nicht definiert habe. - Müsse sie aber deswegen tatsächlich eine Schwarzmagierin sein?
Voller Selbstvorwürfe und doch nur halbwegs von ihrer Unschuld überzeugt, verfasste er einen Brief an sie, mit vielen Erklärungen und tiefem Bedauern über sein unritterliches Benehmen.
Dann wartete er auf Antwort.
Währenddessen konnte man mit zusehen, wie seine Lebensfreude schwand und seine Herzlichkeit verlosch. Er wurde von Tag zu Tag stumpfer. Bald musste er sich gar bemühen, stets seine Höflichkeit zu wahren und den feinnervigen Scalla mit seiner Niedergeschlagenheit nicht anzustecken. An nichts mehr fand er rechten Gefallen, allenfalls an seiner Zusammenarbeit mit Erik. Die Schlossangehörigen, vorwiegend natürlich die Fürstenfamilie, beobachteten ihn mit zunehmender Sorge, führten seine Verstörtheit jedoch auf wahrscheinlich noch immer nicht überwundene Kriegserlebnisse zurück.
Alleine Ethne kannte das Mysterium um Waldur. Sie durchschaute, dass Chrodegilde in Hekates Auftrag versuchte, über Waldur an das Alemannengold zu gelangen, um dann mit Juwelengeschenken einflussreiche Regenten für mörderische Hekate-Vorhaben zu gewinnen, eine nicht seltene Dämonenpraktik. Darüber hinaus erkannte Ethne, auf welche Weise Chrodegilde Waldur so unausweichlich im Bann hielt. Doch was nutzten ihm ihre Kenntnisse, wenn er nicht mit sich reden ließ? - Nichts. Sooft Ethne das Thema Chrodegilde antippte, sperrte sich Waldur sturköpfig dagegen und schlug damit die einzige Hilfe, die es für ihn noch hätte geben können, in den Wind.
Sechs Wochen nach seinem abgesandten Brief hielt er endlich von Chrodegilde ein Antwortschreiben in der Hand. Das war zwar abweisend verfasst, doch sie hatte gekonnt einen Hoffnungsschimmer für ihn einfließen lassen. Dadurch erwachte wieder Leben in Waldur und sogar ein wenig Freude. Allerdings gesellten sich neue grüblerische Gedanken hinzu, denn je öfter er den Brief durchlas, desto klarer wurde ihm - wollte er mit Chrodegilde eine Versöhnung, dann müsste er ihr seine

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