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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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an unsere Väter nicht mehr gedacht.“
Sie zupfte sich mit noch immer wütendem Gesicht ihr verrutschtes Kleid zurecht. Doch bereits wie sie damit fertig war, ging sie auf seine Entschuldigung ein: „Du hast Glück, ich verzeihe dir deine Flegelei. Und jetzt komm mit mir zur Burgterrasse, da habe ich euch einen Begrüßungstisch hergerichtet, mit alemannischen Spezialitäten: Eierpäddle, süßer Rübenmus und - ach, lass dich überraschen.“
    F ür den Rest dieses Tages war Chrodegilde Waldurs Sinnen wie durch ein Wunder entschwunden.
Dafür hielt ihn bereits beim Aufwachen am nächsten Morgen die Sehnsucht nach ihr umso gemeiner in der Zange. Um sich davon zu befreien, verließ er in aller Dämmerungsfrühe seine Gästestube. Draußen spazierte er über das Gelände, auf dem sich, außer ihm und den tirilierenden Vögeln, noch niemand befand. Früher hatte er in solch einer Situation nach den fröhlichen Tagesankündern Ausschau gehalten, pfeifend ihre Melodien imitiert und auch versucht mit ihnen Kontakt aufzunehmen, heute indes hob er nicht mal seinen Blick zu ihnen hoch, seine Sinne waren taub für sie.
Wie dann das erste Morgenrot begann, den Himmel zu beleben, ließ er sich am Bergrand auf eine Bank nieder. Doch nicht mal der anschließende stimmungsvolle Sonnenaufgang konnte ihn ablenken. Bis er sich selbst energisch zurechtwies - Schluss jetzt, hör auf, ständig an Chrodegilde zu denken, immer nur Chrodegilde, Chrodegilde. Als ob es sonst nichts und niemanden mehr gebe auf der Welt. Machst dich noch selbst zum Narren! - Er rückte zum anderen Ende der Bank und schaute von da aus hinab auf die roten Ziegeldächer von Miltenberg. Als sein Blick dann auf den Marktplatz fiel, beobachtete er bemüht interessiert, wie ein Bauer mit seinem beladenen Pferdewagen angerattert kam und er rätselte, welche Fracht er wohl unter der Plane geladen habe. Dann schaute er zwei Marktfrauen zu, einer dicken älteren und einer noch sehr jungen - ihre Tochter?, die Eier, Käse und Butter gefällig auf ihren Stand dekorierten.
„Guten Morgen, Waldur!“, wurde er jetzt von der Burgterrasse her angerufen.
Erfreut über diese noch intensivere Ablenkung von seiner Bedrückung, erhob er sich, „guten Morgen, Gudrun!“, und ging ihr mit raschen Schritten entgegen. Heute über ihr grasgrünes Besuchskleid ein weißes Schultertuch gebunden, sah sie erwachsener aus, fand er.
„Bitte, die habe ich dir gepflückt“, überraschte sie ihn, als sie sich erreicht hatten, mit einem Sträußchen der ersten Himmelsschlüssel.
Während er die zarten Frühlingsboten entgegennahm, weitete sich endlich seine Brust: „Die hast du für mich gepflückt? Danke Gudrun, wie lieb von dir.“
„Lass uns bis zum Frühstück ’n bissle auf die Bank setzen“, forderte sie ihn auf, wobei sie auf jene Bank wies, die Waldur soeben verlassen hatte.
Nachdem sie darauf Platz genommen hatten, wollte er eine Plauderei beginnen, sie aber unterbrach ihn: „Nein, Waldur, erst möchte ich dir etwas eröffnen, geht auch ganz schnell. - Du, ich glaube, wir beide kennen uns schon sehr, sehr lange, schon aus unserem letzten Leben, glaube ich. Nein, weiß ich. Damals waren wir Freunde, Waldur, und deshalb wünsche ich mir, dass wir jetzt erneut Freundschaft schließen, willst du?“
Er stimmte zu, worauf sie ihre dicken Kupferlocken zurückschob und ihm für den Freundschaftskuss die Wange hinhielt. Waldur küsste sie. Wie er jedoch ihr Gesicht dunkelrot anlaufen sah, verzichtete er auf ihren Erwiderungskuss, indem er rasch sagte: „Jetzt sind wir wieder Freunde, Gudrun, wie früher.“
Sie konnte nicht antworten, nur nicken. Um ihr aus der Verlegenheit zu helfen, hob er die Himmelsschlüssel an, betrachtete sie von allen Seiten und betonte, wie hübsch er sie fand. Dann erzählte er ihr, wie reich die Frowanger zu jedem Sonnwend die Festplätze mit Blumen ausschmückten, und darauf reagierte sie: „Davon habe ich gehört.“
„So? Von wem denn?“
„Ei, von vielen“, sagte sie, „es fahren doch immer einige Miltenberger zu euren Sonnenwenden, und die erzählen dann begeistert davon. Ich habe mal mitkommen wollen, aber Vater hat es nicht erlaubt, er denkt, ich wäre noch kl . , zu jung für solch eine Veranstaltung. Wo ich demnächst schon studieren werde! - Sag Waldur, wie lange braucht man bestenfalls von hier bis Frowang?“
„Och“, überlegte er, „mit einem schnittigen Zweiradwagen und vier flotten Rössern davor brauchte ich etwa drei

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