Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)
natürlich, es ist mein eigener Wunsch, und natürlich mit dir, Siglind.“
Darauf schenkte sie ihm endlich ihr von ihm so lang ersehntes Jawort.
Dann lagen sie sich in den Armen, und beiden war, als halte der Weltenlauf eigens für sie den Atem an.
Waldur fand als erster wieder zu sich. Er schob sie ein wenig nach hinten, um sie anschauen zu können und fragte sie dann zärtlich, weshalb sie in letzter Zeit immer schnippischer zu ihm geworden sei.
„Also, ’n bissle anstrengen hast du dich schon sollen“, gab sie zurück, worüber er sich lächelnd beschwerte:
„Grausame, mich so lange zu narren.“
Und als er sie gleich drauf glücklich an sich drückte, hauchte sie ihm ins Ohr: „Ich weiß noch immer nicht, was du für mich empfindest - verrätst du es mir jetzt?“
„Ich liebe dich Siglind, mehr als mein Leben, mehr als alles auf dieser Welt. Und all die letzten irrigen Jahre habe ich in Wahrheit nur dich geliebt. Du Einzige, du Lotosblatt meines Herzens.“
Darauf zupfte sie ihn an seiner Stirnlocke, wobei sie ihm mit sanfter Stimme vorwarf: „Dummer Mensch, hättest du mir das mal schon vor Wochen gesagt.“
Ja, die eigenwillige, oft übermütige, dann wieder Schmerz bereitende Minne führt zuweilen auf die seltsamsten Irrpfade, ehe sie zwei füreinander bestimmten Herzen endlich ihren Segen schenkt.
E ine Woche später verlobten sich die beiden, heiraten wollen sie im kommenden Frühjahr. Damit winkte eine Doppelhochzeit, denn sie hatten den Tag gewählt, an dem auch Gudrun und Hilibrand den Bund fürs Leben schließen wollen.
Hilibrand hatte zwischenzeitlich ebenfalls einen schönen Wahlsieg errungen, der dem von Waldur nur wenig nachstand - er trug seit kurzem den Grafentitel. Nachdem sein Vorgänger, der siebzigjährige Hinrich, vor zwei Monden seinen Rücktritt angemeldet hatte, hatten die Maintalbewohner seinen Assistenten, Hilibrand, zu ihrem neuen Gaugrafen gewählt. Worüber der einsatzfreudige und fortschrittlich denkende Graf Hilibrand nun voll des Glücks war.
Kapitel 13
Ab Sonnmond 492
C hlodwig passte einen Moment ab, um seinen festlich in Weiß und Purpur gekleideten Freund aus dem Getümmel zu locken. „Vite, vite, junger Ehemann“, tuschelte er ihm zu, „wir verschwinden kurz.“
Darauf zogen sich die Beiden, jeder einen steinernen Bierkrug in der Hand, vom Schlossplatz zum Parkrand zurück. Dort überquerten sie geschickt einen provisorischen Bachsteg, hinter dem sie dann in einem Holzpavillon verschwanden.
„Oh, l�, I�“, staunte Chlodwig darinnen, „selbst hier Hochzeitsblumen.“
Sie ließen sich auf die Rundbank nieder und stellten ihr Bier vor sich auf den Tisch mit dem hübschen Jasmingesteck, während Waldur flachste: „Vorsicht, Floh, heiraten soll ansteckend sein, und du mit deinen vielen Amouren bist da sicher besonders gefährdet. - Aber sag, was ist mit Uta, trefft ihr euch denn noch?“
„Non, das ist vorbei. Weh tut mir allerdings, dass ich dadurch mon petit Theuderich nicht mehr sehe. Du weißt, wie sehr ich Kinder mag, ein charmantes, kluges Weib an meiner Seite und vor allem ein paar Kinder, das wäre nach wie vor mein ganzes Glück. Stattdessen lebt nur mein geistesgestörter Bruder bei mir. Verstehe mich nicht falsch, mon ami, ich liebe Alverich, aber es wird immer schwieriger mit ihm, er wird immer wirrer im Kopf.“
Um Chlodwig Trost zu verleihen sprach Waldur nun tief aus seinem vergeistigten Seelenherz: „Deine Mühe um Alverich zahlt sich aus, Blutsbruder, denn wie ich erst vor kurzem wieder erlebt habe, ist er nach wie vor ein liebenswerter Frechdachs, ein Sonnenschein. Ich freue mich schon, ihm auf unserer Hochzeitsreise wieder bei dir zu sehen. Dann lernt auch Siglind ihn endlich kennen, sie wird ihre Freude an ihm haben.“
Diese Worte waren für Chlodwig Balsam, weshalb er sie stillschweigend in sich nachwirken ließ. - Sein Freund Waldur.
Nach einer kurzen Weile machte Chlodwig seinen Freund mit einer Kopfbewegung nach draußen auf Siglind aufmerksam und regte ihn an: „Sie schaut sich noch ihre Veilchenaugen nach dir aus, hol sie besser her.“
Waldur trat vor die Tür, hob ein Kieselsteinchen auf und warf es über den Braubach hinweg Siglind vor die Füße, wobei er ihr leise zurief: „G s s , g s s - hier, mein Herzblatt!“
„Da steckst du“, lächelte sie erfreut zu ihm hinüber.
Dann schritt sie, beidseitig ihr weißes Kleid anhebend, vorsichtig über den Steg und kam zu den Ausreißern in die Laube gehuscht. Waldur empfing sie
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