Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)
einer angespannten Hoffnung ihre Wohnung.
T ags drauf holte er sich den Talisman ab. Ein achteckiges Elfenbeinamulett, versehen mit der Urd-, der Skuld- und der Siegrune, die Ethne mit Weißmagie aufgeladen hatte. Er fädelte es an ein Band und hängte es sich um den Hals.
Tatsächlich fühlte er während der folgenden Tage, wie ihn die Kraft des Talismans von der Brust ausgehend zunehmend stärkte. Dadurch fiel es ihm auch leichter, sich Mut zuzureden, den schwarz-weißen Zauberkampf zu gewinnen.
D er Tag war gekommen. Chrodegilde traf als erster auswärtiger Geburtstagsgast bereits am frühen Vormittag ein, in der Hoffnung, Waldur vor dem Festessen ein wenig für sich alleine zu haben. Wie von ihm gehofft und erwünscht.
Deshalb führte er sie unmittelbar nach der Begrüßung durch den Park bis in die momentan menschenleeren Rosenarkaden, wo sie sich auf eine Bank niederließen. Chrodegilde, die inzwischen brennend in ihn verliebt war, wollte sich an ihn kuscheln, er aber rückte von ihr ab und begann ohne Umschweife: „Nicht Chrodegilde, nicht mehr. Es ist vorbei mit uns, wir werden unsere Beziehung lösen. Jetzt und hier.“
„Ach“, tat sie seine Bemerkung, die sie für einen ungeschickten Waldurscherz hielt, ab, doch er verlieh seiner Aussage Nachdruck:
„Ich meine es ernst. Ich habe erkannt, dass wir Zwei nicht zusammenpassen.“
„Wie bitte? - Nein!“ Sie stockte, begriff nun doch, dass er nicht spaßte und versuchte, ihre Lage zu retten: „Und ob wir zusammenpassen, zusammengehören sogar, durch meinen Zauberspruch nämlich. Das solltest du aber wissen.“
„Wir gehören absolut nicht zusammen, wegen deiner Schwarzhexerei nämlich, und das solltest du wissen. Deshalb habe ich deinen Zauber auch gebrochen.“
„Konntest du gar nicht“, behauptete sie, worauf er nur überlegen seine blonden Brauen hochzog, und das verunsicherte sie. Nervös zuppelte sie an ihrem roten Rüschenkleid, bis sie fragte: „Wie willst du das denn angestellt haben?“
„Ganz einfach“, lächelte er, „ich habe mich in eine andere verliebt.“
Darüber erbleichte sie, warnte ihn jedoch nach einem kurzen Schreckensmoment: „Glaube nur nicht, ich lasse dich gehen, ich habe dich in der Hand, so oder so.“
„Gib es auf, Chrodegilde, bitte, du findest leicht einen anderen Mann, einen, der besser zu dir passt als ich.“
„Der besser zu mir passt? Oh, Waldur, du scheinst gar nichts begriffen zu haben“, ihre Stimme klang jetzt erstickt. „Weißt du denn wirklich nicht, dass mein Herz nur für dich schlagen kann? Für immer und ewig nur für dich und nie für einen anderen?“
Dieses Bekenntnis bewegte ihn, zumal er spürte, dass es aufrichtig war. Mitfühlend streichelte er ihr deshalb die Hand, worauf sie ihren Kopf auf seine Schulter legte. Für einen kurzen, gefährlichen Moment vergaß er sein Vorhaben.
Diesen unbedachten Moment aber nutzte sogleich die lauernde Hekate. Mit ihrer Dämonenkraft lenkte sie den Blick ihrer Dienerin auf Waldurs Brust, wo diese dann zusammenfahrend sein magisches Amulett entdeckte. Momentan schmerzlich getroffen von Waldurs vermeintlichem Betrug, flammte gleich darauf Zorn in Chrodegilde auf. „Verdammt!“, stieß sie mit hässlich verzerrtem Gesicht hervor, fuhr von der Bank hoch, riss gleichzeitig mit einem kräftigen Ruck das Amulett von dem Band und warf es blitzschnell, als habe sie sich daran verbrannt, in die Rosenhecke.
Waldur ließ sich seinen Schreck nicht anmerken, und sie, jetzt wie eine angreifende Kobra vor ihm, zischelte ihm ins Gesicht: „Bei allen Teufeln, das zahle ich dir heim!“
Dann wandte sie sich um und rauschte in ihrem roten Rüschenkleid über den Arkadenweg zum Palast hin. - Waldur blickte ihr Unheil ahnend nach.
Z um Mittag saßen sie wieder nebeneinander, diesmal an der vollbesetzten Geburtstagstafel im Schlossgarten. Chrodegilde gab sich auffallend heiter, weshalb der Fürst, der in alles eingeweiht war, Waldur warnende Blicke zuwarf.
Nachdem das Mal beendet und der Nachtischwein eingeschenkt war, erhob sich Chrodegilde unvermittelt, Waldur aus Höflichkeit mit ihr, und als alle zu ihnen sahen, trug sie ungewohnt laut und in fast perfektem Alemannisch vor: „Ich bitte um Eure Aufmerksamkeit. Prinz Waldur und ich“, sie lächelte ihm süßlich zu“, haben etwas zu verkünden: Bereits seit vier Jahren verbindet uns . . “
„Eine rührende Jugendfreundschaft“, ergänzte der Fürst, wobei er in ihre Richtung schritt.
„Nicht nur Freundschaft“,
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