Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)
behauptete sie und hielt die Goldbrosche hoch, „hier das Siegel . . “
„Eures Freundschaftsbundes“, übertönte sie der Fürst. „Ja, verehrte Prinzessin Chrodegilde“, fuhr er fort, „Euren häufigen Botschaftsbesuchen haben wir mitzuverdanken, dass sich unsere Stämme näher gekommen sind, wir alle wissen das zu schätzen.“
Jetzt hinter ihr, drückte er sie, so sehr sie sich auch dagegen stemmte, mit seinen kräftigen Händen unauffällig wieder runter auf ihren Stuhl, wobei er in die Runde schaute und erklärte: „Damit Prinzessin Chrodegildes Worte nicht missverstanden werden, meine Herrschaften, eine ernste Beziehung zwischen ihr und meinem Sohn besteht natürlich nicht. Mein Sohn ist bereits in festen Händen, in den Händen einer reizenden, tüchtigen Frowangerin, mit der er sich demnächst verloben wird.“
Darauf brachen in der Gesellschaft Glückwunschrufe aus und alle prosteten Waldur freudig zu.
Chrodegilde dagegen erstarrte, und Hekate schäumte!
Während Waldur wieder Platz nahm, empfing er von Ethne eine telepathische Aufforderung: ‚Die Goldbrosche, nimm sie an dich. Setze alle Magie dazu ein.’
Darauf griff Waldur unter dem Tisch nach Chrodegildes Hand, die die Brosche umklammert hielt und zwang Chrodegilde mit Magie, ihn anzusehen. Nachdem sie ihm widerwillig das Gesicht zugewandt hatte, leuchtete er ihr mit immer fluoreszierenderem Blick in die Augen. Langsam lockerten sich unter diesem Blick ihre Finger - bis er die Brosche herausziehen konnte und sie dann lächelnd in seine Wamstasche steckte.
Der Zauber war gebrochen - Waldur war wieder frei.
„D anke, Vater, danke“, strahlte Waldur, als er nach der Feier mit ihm alleine war. Der winkte ab:
„Übertreib nicht, Junge, bring uns lieber baldigst eine Verlobte an, damit ich nicht als Lügner dastehe.“
„Hast du geschickt angestellt, Vater, du weißt natürlich, welche Jungfer ich im Auge habe.“
„Schon im Auge hast?“, niemand konnte unschuldiger dreinschauen als Eisbär, „nein, welche denn?“
„Ei, die Siglind doch, Meister Eriks Siglind.“
„Die Siglind? Na, Donnerwetter, du!“
N un erst war Waldur wirklich wieder der Alte. Seit er sich die Brosche zurückerkämpft hatte, worauf Chrodegilde halb schmerz-, halb rachevoll abgereist war. Er fühlte sich seitdem frei, f r e i ! Der Hekatebann war von einem Moment zum anderen verschwunden, hatte sich spurlos aufgelöst. Ebenso plötzlich war seine einstige Lebensfreude sowie seine Herzlichkeit durchgebrochen, sein ganzes früheres Charisma.
Damit brachte er jetzt helles Leben in den Kronprinzentrakt, wo er zusammen mit seinem Assistenten Segimund, zwei Hofräten und fünf Sekretären saß. Als Kronprinz oblag ihm vorrangig die Außenpolitik, wobei er mit Regentenhäusern korrespondierte und nicht selten ohne das Fürstenpaar auswärtige Besucher empfing. Und jeder hatte gerne mit ihm tun.
I n seiner Freizeit gab es indes für Waldur seit dem Sonnwendtanz nichts anderes mehr, als sich um Siglind zu bemühen, die gerade ihre Heilkundeprüfungen bestanden und im Krankenheim ihr Assistentenjahr angetreten hatte.
Seine Liebe zu Siglind hatte das Hekategift nie vertilgen, lediglich verdrängen können, verdrängen in einen stillen Winkel seines Herzens, wo sie als geduldige Knospe vier Jahre lang ihr Dasein hatte fristen müssen. Als sich Waldurs Brust schließlich wieder geweitet und mit Licht erfüllt hatte, war diese Knospe zu neuem Leben erwacht, hatte ihren Kelch geöffnet und durchströmte Waldur seitdem mit ihrem lieblichen Duft.
Beseelt von diesem Minneduft, holte Waldur Siglind nun, wann immer sie es gestattete, abends vom Krankenheim ab, um sie in ein Konzert, zum Tanz oder in eine der vielen fröhlich bunten Gartenschänken einzuladen. Wobei er sich so zuvorkommend, aufmerksam und reizend benahm, wie nur er das vermochte.
Dennoch blieb sie für ihn die unnahbare Siglind. Nein, so leicht ließ sie sich nicht von ihm gewinnen. Denn, obzwar sie seit Kindsbeinen in ihn verliebt war und sich dann auch Hoffnung auf ihn hatte machen können, hatte er sich ja über Nacht von ihr abgewandt. Jahrelang hatte sie dann seine Absagen und noch dazu sein Getändel mit Chrodegilde ertragen müssen, und dergleichen hinterlässt ja wohl bei jedem Verliebten nachhaltigen Gram. Außerdem, konnte sie denn sicher sein, dass er echte Gefühle für sie hegte und ernste Absichten anstrebte? Dahingehende Andeutungen hatte sie jedenfalls noch keine von ihm vernommen. So ist es nur allzu
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