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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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dreißigjährige Waldur, fassungslos über Chlodwigs politische Machenschaften, wieder und wieder hatte zu ihm reiten wollen, doch Chlodwig hatte es mit stets neuen Ausflüchten verstanden, ihm seine angekündigten Besuche zu vereiteln.
Deshalb wollte es Waldur jetzt mit einem Überraschungsbesuch versuchen. Sein Vater aber untersagte ihm dieses Vorhaben mit der Erklärung: „Junge, Chlodwig hat dir doch deutlich genug gezeigt, dass du in Soissons nicht mehr erwünscht bist.“
„Hat er“, gab der darüber tief verletzte Waldur zu, „aber kannst du dir erklären, weshalb?“
„Das kann ich sehr wohl - sein Volk soll dich nicht zu Gesicht bekommen. Bedenke, wie du inzwischen abstichst gegen ihn, den Frankenkönig, und du bist nur ein Kronprinz. Verstehe das richtig, Waldur, nach meiner und auch deiner Tante Einschätzung bewundert, ja, liebt dich Chlodwig nach wie vor, doch er hat dich auch stets beneidet, und aus solch einer Mischung entsteht oft Hassliebe, mit der du es jetzt bei ihm zu tun hast.“
Diese Erläuterung traf Waldur wie ein Faustschlag. Obschon er Chlodwigs Hassliebe längst selbst erkannt, sich jedoch nie eingestanden hatte. Nun zwang ihn die Situation, sich darüber Gedanken zu machen, sich zum ersten Mal mit Chlodwigs ihn oft so verletzendem Verhalten unvoreingenommen auseinander zu setzen. Dabei ging ihm bald auf, Neid alleine konnte nicht die Ursache dafür sein, dem müsse Gewichtigeres zugrunde liegen. - Diese züngelnde Kausalrune in meiner Aura, auf die mich Ethne einst hingewiesen hat, fiel ihm schließlich ein, richtig, da muss die Antwort liegen.
Das traf zwar zu, dort lag die Antwort, doch Waldur war außerstande sie zu entziffern, da sein Blick Chlodwig gegenüber noch immer nicht klar genug war.
    T rotzdem der Herbst bereits seine farbigen Vorboten aussandte, dachte der diesjährige Sommer nicht daran, den Erdenbürgern schon jetzt seine verwöhnende Macht zu entziehen. Es war ungewöhnlich warm, als Waldur, nichts als eine kurze Leinenhose an, spät am Abend in seinem Erker mit den fünf großen, offenen Fenstern saß. War es diese Wärme, weshalb er heute so gereizt war? Der Vollmond? Er konnte es nicht sagen.
Jetzt betrat Siglind in dünnem Nachthemd den weiten Aufenthaltsraum. „Bleib doch sitzen“, sagte sie nett zu Waldur hin, und als sie bei ihm im Erker stand, streichelte sie ihm den Arm: „Kannst auch nicht schlafen, gell? Ich bereite uns einen Schlummertrunk, mein Schatz, und dann setze ich mich etwas zu dir.“
„Au fein, Liebes.“
Sie verließ den Raum, während er wieder in den mondhellen Abend hinausschaute. Dann spürte er, woher seine Gereiztheit rührte - draußen lauerte Unheil. Er verstärkte seine Feinsinne, bis er klar erkannte - Gefahr für Frowang, massive Gefahr! - Von Nordwest . , ganz nah!
Darauf lief er in den Flur, von dem aus er Siglind zurief: „Ich muss eilends fort, es droht Gefahr!“
„Bitte? Wieso denn?“
„Unterrichte sofort Hilibrand“, rief er im Davonlaufen, „Vater erklärt euch gleich alles!“
Dann sauste er die Treppen hinunter, rüber in den anderen Schlosstrakt und dort hinauf ins Dachgeschoß. Er fand seinen Vater in dessen Schlafkammer und berichtete ihm mit knappen Worten, was er wusste. Wenig später wieder unten, schwang er sich, halbnackt, wie er war, auf ein bereitstehendes Pferd, und dann preschte er durch den Vollmondabend zum nordwestlichen Stadtrand hin.
    A m Waldrand sprang er ab und schlich sich zum nächsten Wachtposten. Der lag erschlagen auf dem Boden. Gut informierte Feindsoldaten also. Hinten in der Senke? Er schärfte seine Ohren - ja, jetzt hörte er ihr aufgeregtes Gemurmel. - Näher ranpirschen, ganz geräuschlos, ganz vorsichtig - Und noch näher. So, das genügt. Flach auf dem Boden liegend, lauschte er hin . .
Franken, zweifelsohne Franken! Keine Zeit zum Erschrecken, genauer hinhören, was der Offizier seinen Mannen wiederholt. - Im Morgengrau werden sie Frowang überfallen . .Das Schloss erstürmen, das Fürstenpaar töten, den Kronprinzen gefangen nehmen . . .Danach kommt das restliche Maintal dran . .. Das Alemannenschloss Chlodwigs künftige Residenz.
Genug gehört. Waldur pirschte zurück.
Sein Pferd war verstört - weshalb? Waldur spürte es, neben im Busch lauerten Soldaten. Er setzte zur Flucht an - zu spät.
„Haben wir dich, Spion!“
Zwei gepanzerte Franken sprangen aus dem Busch, der eine hatte Waldur sofort von hinten umklammert, worauf ihm der andere - „hah!, hachhh!“, und

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