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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Wasserstrahl, wobei sie ihn zum Trinken aufforderte, und während er einen Schluck aus ihrer grazilen Hand nahm, wisperte sie eine helenische Zauberformel. Ihm wurde sonderbar wohlig.
„Das war ein Minnezauber, den ich soeben gesprochen habe“, erklärte sie ihm feierlich, „er wird uns für ewig aneinander binden. Und wenn sich in der nächsten Neumondnacht der Mond schwarz und still verhüllt, komme ich heimlich wieder her und taufe den Born auf deinen Namen - Waldurborn. Das besiegelt dann den Zauber.“
Noch immer auf dem Felsvorsprung kniend, wodurch sich ihre Köpfe in gleicher Höhe befanden, fragte er verwundert: „Ja, kannst du denn hexen?“
„Natürlich“, behauptete sie stolz, er indes, ungeschickt, wie er war, wandte ein:
„Ich weiß nicht, Chrodegilde, also wirklich hexen können eigentlich nur weise Frauen.“
Darauf warf sie ihren Kopf zurück und erwiderte spitz: „Eine Wölwa hat mir erst kürzlich geweissagt, ich werde noch eine große, eine sehr große Zauberin und hat mir dazu diesen magischen Ring hier anvertraut.“ Sie hielt ihm ihre Hand hin. „Siehst du? Einen echten Hekatering. - Aber du glaubst mir ja nicht.“
„Naja, halt doch“, stotterte er, um sie kein zweites Mal zu kränken, „jedenfalls wünsche ich mir, dass sich der Minnespruch erfüllt.“
Dieses Geständnis versöhnte sie, und sie näherte ihr Gesicht dicht dem seinen, wobei sie hauchte: „Wünsch es ganz fest, dann werden wir uns zur rechten Zeit wieder begegnen und uns eines Tages auf immer vereinen. Und jetzt bleib still, schöner Königssohn, ganz still, bis du mich nicht mehr hören und sehen kannst, ja?“
Dann wandte sie sich um und entschwand wie ein Zitronenfalter im Dunkel des Waldes.
Waldur blickte ihr verzückt nach, und anschließend verweilte er noch eine geraume Zeit traumverloren an dem leise rieselnden Quell. Bis sich Scalla näherte, um ihn tief beleidigt zum Aufbruch zu mahnen.
‚Ja, mein Guter, ich komme’, gab Waldur ihm zu verstehen, erhob sich und stieg in den Sattel.
    N och berauschter als die Tage zuvor, bekam Waldur bei seinem Weiterritt nicht einen klaren Gedanken mehr zustande, hatte nur Chrodegilde vor Augen. Selbst Scalla war seiner Kontrolle entglitten, und der nutzte die Situation, indem nun er das Tempo bestimmte, selbstverständlich ein flottes. Doch da ihr Weg vorab nur an der Loire entlang führte, konnte Waldur seinen noch immer verstimmten Hengst bedenkenlos gewähren lassen.
Anderntags wurde Waldurs Schädel schon klarer. Dadurch gelang es ihm bald, sich mit Chlodwig, wenn der frisch in eine Jungfer verliebt war, zu vergleichen, wobei ihm auffiel, dass Chlodwig dann stets himmelhoch beschwingt war, genau wie er jetzt selbst. Was wird Chlodwig wohl zu meinem magischen Minneerlebnis sagen, fragte er sich, muss er mich darum nicht beneiden? Schließlich ist Chlodwig, sonst durch und durch Realist, von Zaubereien und Wundern stets völlig angetan. Waldur freute sich auf ihn. Aber auch auf Ethne, auf seinen Vater, seine Tante und auf Hilibrand - er freute sich auf alle. Dann übertrug er sein Hochgefühl auf Scalla. ‚Du’, sprach er ihn an, ‚wenn wir jetzt noch flinker werden, wären wir einen Tag eher in Frowang. Wollen wir?’
‚Wollen wir!’, war Scalla sofort dabei und vergaß im gleichen Moment seine Verdrossenheit.
Darauf streckte sich Waldur flach nach vorne und spornte ihn an: ‚Dann leg jetzt deine Ohren an - und los, du Sausewind - g a a a l o p p ! ‘
Scalla preschte ab, dass der Staub unter seinen Hufen hoch stob und seine schwarze Mähne wie auch der schwarze Pferdeschweif waagerecht im Reitwind lagen - endlich wieder einen Galopp!
    A uf diese Weise erreichten sie einen Tag vor der Sonnenwende, gerade als die Marktglocke den Feierabend einläutete, den Frowanger Schlossplatz. Der Fürst hatte Waldur von seinem Fenster aus bereits von Weitem über die Schlossallee ankommen sehen, weshalb er ihm nun die Außentreppe des Palastes herunter entgegen eilte und zurief: „Hallo, mein Sohn, willkommen zu Hause!“
„Grüß dich, Vater!“, rief Waldur zurück, und als er vom Pferd gesprungen war, staunte der Fürst:
„Donnerwetter bist du gewachsen, bist ja schon so groß wie Hilibrand.“
„Und Herkulesschultern hat er sich erworben“, staunte die inzwischen ebenfalls herbeigeeilte Fürstin, schloss ihren Neffen herzlich fest in die Arme und stellte ihm dann unzählige Fragen, mit deren Beantwortungen er kaum Schritt halten konnte. Währenddessen scharten sich

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