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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Angebot reagieren konnte, hüpfte sie kichernd mit ihren beiden Gespielinnen davon.
    Z um ersten Mal von Amors Pfeilen getroffen, befand sich Waldur wie im Opiumrausch. Deshalb musste er auf Burg Tours alle Willenskraft aufbieten, um sich wenigsten einigermaßen der hier herrschenden gekünstelten Hofetikette anzupassen, zu der auch gehörte, sich weitgehend der römischen Sprache zu bedienen, und Chrodegilde hatte er nach hiesiger Sitte mit Prinzessin anzureden.
König Chilperich hatte weder eine Gemahlin noch leibliche Kinder, da sein Interesse athletischen Jünglingen galt, solchen wie Waldur. Heute allerdings nicht mehr, oder kaum noch. Er war ja Arianer geworden, der einzige arianische König im Keltenreich, und deshalb übertrieben sittenstreng. Zuweilen konnte er es zwar nicht lassen, Waldur doch einen flackernden Blick zuzuwerfen, aber der naive und obendrein jetzt von Amorpfeilen berauschte Waldur war blind für dergleichen. Chilperich hatte Chrodegilde kurz nach ihrer Geburt adoptiert, ihre Mutter, seine Schwester, hatte bei der Entbindung ihr Leben verloren, und Chrodegildes hunnischer Vater war lange zuvor mit Kriegskameraden zurück in seine Heimat gezogen.
Wenn man Waldur nun beobachtet, greift es einem ans Herz, denn Prinzessin Chrodegilde wurde so streng von ihrem Ziehvater und ihrer Gouvernante bewacht, dass er nicht eine Minute mit ihr alleine sein konnte, so oft er es auch anstrebte. Stattdessen musste er sich immer wieder mit Chilperichs Hofräten in ihre Arbeitsräume begeben, wo sie ihm dann politische Belehrungen erteilten, die er, wie es sich für einen Junker gehörte, dankbar annahm - nein, hier muss man sagen, sie höflich über sich ergehen ließ. Allenfalls bei Tisch konnte er dee Prinzessin bisweilen ein verstohlenes Lächeln zusenden, die es ihm mitunter durch ein Augenblinkern zu beantworten wagte.
Und an seinem Abreisemorgen Waldurs größte Enttäuschung - Chrodegilde fehlte. Wie er sich jetzt am Schlosstor von mehreren Burgbewohnern verabschiedete, hielt er vergeblich nach ihr Ausschau. Er zögerte die Verabschiedungen so lange er konnte hinaus, vielleicht würde sie ja noch erscheinen. Aber sie erschien nicht. So verließ der frisch Verliebte schließlich tief betrübt die Burgunderburg.
Wenig später trabte Scalla frohgemut den Waldweg hinab. Er dachte gar nicht daran, sich von seinem heute so missgelaunten Herrn bremsen zu lassen. Plötzlich stach ihm wieder dieser widerlich rauchige Geruch in die Nüstern, worauf er schnaubend seinen braunen Pferdekopf zur Seite drehte und seine Beine noch flinker wurden.
Waldur wunderte sich: ‚Was ist los, Scalla?’ Doch im nächsten Moment entdeckte er es selbst - zwischen den Baumstämmen leuchtete Chrodegildes gelbes Spitzenkleid hervor. ‚Halt sofort an, du eifersüchtiger Gaul!’, schalt Waldur ihn darauf lachend, war im Nu aus dem Sattel und eilte zu ihr: „Prinzessin Chrodegilde!“
„ P s c h t ! “, sie drückte ängstlich ihren Zeigefinger auf die Lippen und flüsterte dann: „Soll man uns entdecken? Du hast erlebt, wie streng mein Vater ist, er würde mich den ganzen Tag ins Verlies sperren.“ Darüber erschrak Waldur zutiefst, weshalb sie ihn beschwichtigte: „Hier kann uns niemand entdecken, sofern wir uns leise verhalten. Und, bitte, sprich mich nicht mit Prinzessin an, wenn wir alleine sind, ich sage ja auch nicht Prinz Waldur zu dir.“
„Das wäre auch nicht angemessen, denn außerhalb Westburgunds und seit kurzem auch Nordgalliens muss man sich den Prinzentitel nach wie vor mühsam erwerben.“
„Weiß ich doch“, lächelte sie, etwas verschämt ob dieser Tatsache, zu ihm hoch und trug ihm dann ihr Anliegen vor: „Waldur, ich habe dich hier abgepasst, weil ich dir etwas vorführen möchte, bevor du weiter reitest. Kommst du mit?“
„Wohin? Natürlich komme ich mit.“
Darauf führte sie ihn vom Weg ab in den Wald hinein. Scalla tappste mürrisch und in weitem Abstand hinter den beiden her. Die kletterten an dem immer schmaler werdenden Quellbach entlang den Waldhügel hinauf, schweigend, worum Chrodegilde gebeten hatte. Als sie schließlich die Stelle erreicht hatten, wo das Wasser als feine Quelle aus einem Felsspalt gerieselt kam, blieben sie stumm davor stehen. Bis sie ihn tief mit ihren asiatischen Augen anblickte und bat: „Und jetzt, Waldur, knie dich auf diesen flachen Felsvorsprung hier.“
Er kniete darauf nieder. Darauf hielt sie ihre Hand mit diesem großen, fremdartigen Silberring unter den

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