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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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trabte.
Plötzlich wurde Scalla unruhig: ‚Wasser!’, freute er sich, worauf Waldur ihn aufforderte:
‚Dann nichts wie hin.’
Jetzt ging es flott quer durch den Wald, immer Scallas Spürsinn nach, und nicht lange, dann standen sie vor einem den Fels herunterstürzenden Quellbach. Mit einem saloppen Sprung war Waldur sogleich vom Pferd, entsattelte es und gab ihm einen Klaps aufs Hinterteil: ‚Los, hin mit dir!’
Darauf tastete sich Scalla über die Steinbrocken hinab zu dem Bächlein, und als er dort einen festen Stand unter seinen vier Hufen gefunden hatte, beugte er sein durstiges Maul in das erfrischende Nass. Unterdessen hatte sich Waldur - heimlich von drei jungen Augenpaaren beobachtet - entkleidet, war zur Felswand geklettert und ließ nun prustend das Wasser über seinen nackten Körper pladdern.
Völlig ausgetrocknet schlurfte und schluckte Scalla noch immer, als sich Waldur nach seinem Bad wieder ankleidete. Für den Besuch auf der Burg war es noch zu früh, weshalb er beschloss, sich bis dahin ein wenig auf’s Ohr zu legen. ‚Mach dir’s auch gemütlich, aber bleib in der Nähe’, ließ er Scalla verstehen und streckte sich dann, den Kopf auf dem Sattel, der Länge nach auf dem Waldboden aus.
    „S alute, edler Fremdling!“, wisperte eine Mädchenstimme dem gerade in Schlaf sinkenden Waldur ins Ohr, und als er die Augen aufschlug, fuhr sie fort: „Ohje, habe ich dich erschreckt? Veniam da - entschuldige!“
Waldur hatte die seltsamste, die süßeste Jungfer vor Augen - oder war sie eine Maid? Mit ihrem bläulich-roten Haar und den dunklen, schräg stehenden Augen kam sie ihm vor wie ein Wesen aus einem unbekannten Reich. Und dieser betörend rauchige Duft! Ich darf sie nicht so anstarren, ermahnte er sich, erhob sich flugs und stellte sich ihr mit leichter Verneigung möglichst höflich vor: „Waldur ist mein Name. Ich bin Svebe, ein alemannischer Svebe bin ich. Ich befinde mich auf Junkerreise und habe den Auftrag, die hiesige Königsfamilie aufzusuchen.“
„Das ist mir bekannt“, gab sie ihm mit ihrem Fisperstimmchen preis, „du wirst bereits erwartet. Castellum nostrum wird dir gefallen.“
Gleich drauf begann sie, ein westburgundisches Lied zu singen und dazu im Rhythmus zu tanzen, dass ihr brombeerfarbenes Haar und ihr langer gelber Spitzenrock reizvoll auf- und abwippten.
„Bist du schon Jungfer?“, erkundigte er sich. „Du bist so mädchenhaft klein und fragil, wie alt bist du?“
„Das Alter eines Weibes mysterium est, danach fragt man nicht. Hast du das nicht gelernt?“
„Doch, entschuldige. Aber warum sprichst du so gebrochen burgundisch, und woher dein fremdes Aussehen?“, forschte er weiter, und da sie nicht antwortete, bat er sie: „Dann nenne mir wenigstens deinen Namen.“
„Chrodegilde“, sagte sie mit erwartungsvollem Unterton, wobei sie ihm zum Mittanzen die Hände reichte. Er jedoch, völlig benommen von ihrem Anblick und Duft, blieb unbeholfen wie ein Riesenbaby stehen. „Nomen meum est Chrodegilde“, wiederholte sie beim Weitertanzen, „sagt dir das denn nichts?“
„Nein, leider nein . . . Aber du selbst kommst mir - du kommst mir so . , hörst du überhaupt zu?“
Sie hörte ihm nicht zu, da sie ihn rascher und rascher umwirbelte, bis sie über seinen Sattel zu Boden stolperte. Darauf war er augenblicklich über ihr. Sie schlang hilfesuchend ihre Arme um seinen Nacken, doch er, statt sie hochzuheben, drückte sie wie betäubt an sich. „Du zauberhaftes Wesen“, entschlüpfte es seinen Lippen, „du Circe, wie du duftest, wie dein Herz pocht.“
Derweil waren aufgeregt zwei Jungfern herbeigeeilt, um Chrodegilde beizustehen. Ihr Geschnatter brachte ihn zur Besinnung, und er stellte sie umständlich wieder auf die Füße.
„Habt Ihr Euch verletzt?“ „Ist Euer Kleid noch heil, Prinzessin?“, erkundigten sich die Beiden besorgt, wobei sie Chrodegildes Ärmel und den Rock zurechtzupften.
Ich Esel, die Königstochter selbst!, ging es ihm endlich auf, und er wurde blass, denn zu einem der ärgsten Verstöße eines Junkers auf Reisen zählte, mit einer Gastgeberin anzubandeln.
Chrodegilde schien von solch einem Junkerverstoß nichts zu wissen, denn sie fispelte kokett zu ihm hin: „Du gefällst mir, Waldur, bist höflich und sehr hübsch, besonders schön sind deine großen blauen Augen. Wirst du mal ein Prinz, ein Kronprinz?“
„Nein - weiß nicht. Warum?“
„Weil wir uns dann heiraten könnten.“
Ehe der nun restlos verwirrte Waldur auf dieses

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