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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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mehr und mehr Schlossbewohner um den Heimgekehrten, die ihn alle freudig begrüßten.
Bald erschien freudelächelnd auch Ethne. Sie gebrauchte jedoch keine großen Worte, sondern befreite ihren Ziehsohn aus seiner Bedrängnis, indem sie ihn nach ihrer Begrüßung beim Arm fasste und aufforderte: „Komm, Bruderlieb, wir stellen erstmal deinen neuen Junghengst unter, der wird ja schon nervös.“
Auf dem Weg um den weißgetünchten, sechseckigen Palast und dann hinter zu den Stallungen, beteuerte sie ihm, wie sehr auch sie sich über seine Heimkehr freute. Dafür streichelte er ihr die Hand. Dann sah er sich glücklich um auf dem weiten Schlossgelände mit seinen vielen freundlichen Nebengebäuden, den Schatten spendenden Kastanienbäumen und den zwei Brunnen - er strahlte, er war wieder zu Hause. Ein wenig trübte sich allerdings sein Gesicht, als Ethne ihm klarmachte, dass Chlodwig ja sicher erst morgen eintreffe und Hilibrand, der seit einem Jahr die hiesige Druidenschule besuchte, mit einigen Kameraden zum Externtempel geritten sei, um diesmal dort die Sonnenwende zu feiern.
„Dafür machen wir Vier es uns nachher umso gemütlicher“, tröstete sie ihn, „deine Tante, dein Vater, du und ich. Wir setzen uns nach dem Abendbrot bei etwas Apfelwein in den Hofgarten und dann erzählst du uns, ja?“
„Au, prima!“
Inzwischen hatten sie die Stallungen erreicht, wo er Scalla den versprochenen Fensterplatz aussuchte. Ethne half ihm anschließend beim Abpacken seiner Reisebeutel. Bald legte sie jedoch eine Pause ein, strich sich ihr schönes Glashaar hinter die Schultern und überlegte: „Weißt du, Waldur, wir sollten nachher auch unsere neue Kronprinzessin zu uns in den Garten bitten, ihr ist doch alles noch so fremd hier. Und bei dieser Gelegenheit könntet ihr beide euch auch näher kennen lernen.“
„Neue Kronprinzessin?“, fragte er erstaunt, worauf ihr einfiel, dass er ja von den letzten hiesigen Vorkommnissen nichts wissen konnte und ihn aufklärte:
„Etwa zur der Zeit, als du deine Junkerprüfungen abgelegt hast, Waldur, haben die Alemannen nach mehreren Dingberatungen endlich und fast einstimmig unseren jahrelangen Kronprinzen Kaya abgesetzt. Mit Recht, denn er war in der Tat immer überheblicher und auch selbstbestimmender geworden. Anschließend haben sie dann Silke gewählt. Eine gerade dreißigjährige, sehr umsichtige Frau.“
„Zum Glück! Mir hat Kaya nie gefallen, er war arrogant. Und jetzt haben wir eine erst dreißigjährige Kronprinzessin? Ist sie tüchtig, beliebt?“
„Beides“, bestätigte sie ihm. „Außerdem ist sie charmant und obendrein sehr hübsch, sie wird dir gefallen.“
„Ja? Dann soll sie sich nachher gerne zu uns setzen“, gab er spontan zurück, worüber Ethne versteckt lächelte.
    E s wurde ein heiterer Abend, bei dem sich Waldur nicht genug auslassen konnte über die herrlichen Reitübungen in Tournai und über seinen neuen feurigen, klugen, allerdings auch recht eigenwilligen Hengst, zumal ihn Prinzessin Silke auf liebenswürdigste Weise stets erneut zum Erzählen anregte. Nur über sein Minneerlebnis im Schlosswald von Tour schwieg er sich aus, das will er einzig Chlodwig anvertrauen.
    F rüh am nächsten Morgen, die meisten Mitbewohner des Schlosses krochen gerade erst aus ihren Schlaflagern, kam Waldur bereits vom Dachgeschoß her die Treppen heruntergepoltert. Im Speisesaal, einem weiten, hellen Eckraum mit sechs Fenstern, saß ganz alleine und pflichtgetreu die Schlossherrin, seine Tante. Kein Chlodwig, den er vergangene Nacht doch hatte ankommen hören, den sein Vater allerdings nicht bei ihm, sondern für die erste Nacht ein paar Türen weiter in einer Gästestube untergebracht hatte.
„Guten Morgen, Tante Astera!“, rief Waldur trotzdem fröhlich und setzte sich seiner verschlafen dreinschauenden Tante, die seinen Gruß kaum erwiderte, gegenüber an den langen Tisch. Wie zu jedem Frühstück standen alle neun Tische voller gefüllter Tontöpfe und -kannen, Brotkörbe, und Butternäpfe sowie aufgestapelter Emailschalen, neben denen die Horn- und Metallbestecke aufgereiht waren. Ein Luxus, den man nur in vornehmen Häusern fand, in einfachen Haushalten stand auf dem Esstisch meist nur ein einziges großes Gefäß, aus dem sich alle Familienmitglieder mit Löffeln oder auch mit den Fingern bedienten. Die Fürstin schob Waldur einen Breitopf hin: „Da!“
Er griff sich eine Emailschale von dem Stapel und schöpfte eine kleine Kelle Haferbrei hinein, was ihm

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