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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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erschreckten, doch jetzt bemerkte sie nicht mal.
Dafür bemerkte Waldur, was er besser hätte übersehen sollen - auf dem gegenüberliegenden Flussufer war ein neues Wolfsrudel aufgetaucht, das beharrlich neben ihnen her rannte. Elf Wölfe zählte er, elf außergewöhnlich kräftige, laufschnelle Wölfe. Und die schlichen nicht, wie all die bisherigen, versteckt durch den Wald, nein, diese hier flitzten offen über den Uferpfad stets im gleichen Tempo neben ihnen her. Bald zeigten sie Waldur noch deutlicher ihr Vorhaben, bei jedem seiner Langsamritte hechelten sie bis auf das vereiste Flussufer hinab, um von dort gierig zu ihnen herüberzuschnüffeln, zumal Pferdefleisch für Wölfe ein besonderer Leckerbissen ist. Die ersten Male fuhr Waldur, jeweils wenn er sie ankommen sah, zusammen, doch dann mied er den Blick zum anderen Ufer, besann sich auf seine Magie und hielt damit die Wölfe auf Distanz.
Dadurch fand endlich auch die Angst, die ihn fortwährend zu überwältigen trachtete, keine Angriffsfläche mehr, wenngleich ihm das bösartige Angstgespenst mit seinen spitzen Giftkrallen weiterhin rückseitig zwischen den Schultern hockte, darauf lauernd, zupacken zu können. Waldur aber wusste nichts von seinem gefährlichen Mitreiter, er fühlte lediglich ein Unbehagen im Nacken, das er nicht abschütteln konnte.
‚Ja, Scalla, wieder langsam . . , und jetzt rechts, links, rechts, links . . ‘ ,leitete er Scalla gerade zum Langsamgang über, als es das Angstgespenst an der Zeit fand, ihn anzustacheln:
‚Besser, du überzeugst dich, wie die Wölfe auf deine Magie reagieren. Los schon, sieh rüber!’
Waldur sträubte sich dagegen, bis sein Blick doch zum anderen Ufer flog - und dort erkannte er inmitten der Wölfe, scharfäugig und mit dampfenden Atem, den mächtigen Rudelführer. ‚Was für eine Bestie’, zuckte er zusammen, sah aber sofort wieder nach vorne und konzentrierte sich aufs Zählen.
Doch der Blick über den Fluss hatte ihm auch etwas Beruhigendes gezeigt, die Wölfe waren noch nicht zum Angriff ausgerichtet. Klar, dass diese Erkenntnis dem Angstgespenst nicht behagte, weshalb es ihn erneut mit seinen Krallen piekste und ihn anregte: ‚Mach dir nichts vor, sieh lieber nochmal hin.’
Da Waldur darauf nicht reagierte, griff das Gespenst zu seiner nahezu unfehlbaren Methode, es flüsterte ihm listig in den Hinterkopf, was er für seine eigenen Gedanken halten musste: ‚Gut, noch kundschaften die nur, noch! Was aber, wenn ihnen der Rudelführer das Angriffssignal erteilt? Und was, wenn darauf die Biester über den Eisfluss auf euch zugeschossen kommen, euch anspringen und sich r r r r r , in euch festbeißen? Glaubst du wirklich, da hilft dir noch Magie?’
In Waldur war das geschilderte Schreckensbild lebendig geworden, doch er verscheuchte es - weg mit dir, weg! Danach gab er Scalla wieder ruhig den Schritt an, wobei er sich den Fluss betrachtete, in dessen aufgetauter Mitte eifrig die Wellen plätscherten, und er redete sich ein, über dieses Wasser könnten die Wölfe ohnehin nicht springen. Da konnte seine Angst mit ihren spitzen Krallen nun gieksen und pieksen, wie sie wollte, sie erreichte ihn nicht mehr.
Den größten Teil ihrer langen Uferstrecke hatten sie unterdessen bewältigt und lagen hervorragend in der Zeit, als vor ihnen in der Straßenbiegung der erste Pfeiler der Brücke, die es zu überqueren galt, in ihr Blickfeld rückte. Gerade wieder in ihrem Langsamschritt, redete Waldur Scalla zu: ‚Schön, dass du dich noch so frisch fühlst.’
Darauf prustete Scalla erst kräftig in die dick fallenden Schneeflocken, bevor er antwortete: ‚Schön frisch.’
‚Macht ja auch Spaß, unsere Reiterei, wie?’
‚Ja.’
Die beiden unterhielten sich dann und wann, ohne aus dem Lauftakt zu geraten, denn Waldur durfte Scalla nie länger mit seinen Pferdegedanken alleine lassen, weil der sonst das Gehorchen vergaß. Jetzt deutete er zu der dicht mit langen Eiszapfen behangenen Brücke vor, um ihm zu erklären: ‚Da müssen wir drüber, Scalla. Anschließend geht es über einen mächtigen Berg, und dann sind wir schon bald bei unserem Nachtquartier. Eine Hütte diesmal mit richtigem Stall.’
Sie kamen der Brücke rasch näher. Erfreulich, doch Waldur wurde bei der Vorstellung, den Wölfen bald entgegen reiten zu müssen, flauer und flauer. Darauf aber hatte das Angstgespenst in seinem Rücken nur gewartet. Es hob seine Hände an, alle zehn Spitzkrallen auf Waldurs Nacken gerichtet, und stachelte ihn

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