Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
Vom Netzwerk:
konnte:
„Hallo! Hallo! A u f m a c h e n ! “ - Bomm beromm, bomm, bomm - „ H a l l o o o ! “
Bald vernahm er von drinnen heraneilende Schritte und Männerstimmen und rief deshalb laut, aus seiner Kindheitserinnerung her, auf nordsvebisch: „ A u f m a k h ä !Eilikh, eilikh, dä Lenz steit vor der Dör!“
Darauf ertönte es von drinnen: „Was? Wär?“
„Dä Lenz, ihr Leut“, wiederholte Waldur, „lasst mikh rin!“
Das Tor wurde entriegelt und nach außen geschoben, und dann lachten zwei fellverpackte Männer zu ihm hoch: „Hallo, junger Sväb!“„Und du willst dä Lenz sin?“
Waldur lachte zurück: „Säh ikh denn nikh so aus?“
„Nää, du“, widersprach einer der beiden, „mähr wie ’n verirrter Zottelalb. Aber khomm trotzdem rin - na, eilikh, eilikh!“
Waldur ritt flugs hinein, worauf die Männer geschwind das Tor hinter ihm verrammelten.
    L ykle war für die hiesige Gegend erstaunlich groß, vierunddreißig Wohnhäuser, in denen hundertzweiundneunzig Menschen lebten. Die größte Siedlung weit und breit, erklärten die Lykler Waldur, als sie am Abend mit ihm in ihrem Gemeindehaus saßen. Von den anderen drei Siedlungen rechts und links in dem Quertal, sagten sie, zähle keine mehr als vierzig Bewohner. Sei aber letztlich egal, wo man hier lebe, jeder habe in fast jeder Siedlung Verwandte, weshalb man sich gegenseitig ständig besuche, stets hin und her, seien ja alles keine Entfernungen. Für Einkäufe, oder auch mal zum Vergnügen fahre oder reite man auch öfter in das große Küstendorf Gundholm, im Winter allerdings nur, wenn es unumgänglich sei. Und die Siedlungswälle verunzierten nur während der drei Wintermonde die Gegend, die übrige Zeit ruhten die abgebauten Wandteile, Balken und Türen in Lagerhäusern. In sechs Tagen, zum neuen Jahresbeginn wäre es schon wieder soweit, da kämen die Wände alle wieder weg. Oh, wäre es dann wieder herrlich hier in den Bergen, so herrlich! Keiner hier könne sich vorstellen, je woanders zu leben als in diesen Bergen.
Waldur lauschte den Lyklern nur mit halbem Ohr, in seinem Kopf ging anderes vor. Übermorgen gen Mittag bricht die Neumondstunde an und danach das gnadenlose Wolfserwachen, weshalb er bis dahin Gundholm erreicht haben muss. Doch über die Uferstraße benötigte man bis Gundholm, wie er vorhin vernommen hatte, selbst im Sommer volle zwei Tage. Daran dachte er und nur daran. Als er dann mitbekam, dass die Lykler davon ausgingen, er werde das Neujahrsfest bei ihnen verbringen, äußerte er sich nicht dazu, vielmehr beschloss er, anderntags in aller Frühe insgeheim abzureiten.
Nur seinen Wirtsleuten Erika und Otteka gab er auf dem anschließenden Weg zu ihrem Haus sein Vorhaben preis. Natürlich rieten die beiden ihm entsetzt von diesem Ritt ab. Als Erika jedoch einsah, dass er nicht umzustimmen war, schlug sie ihrem Mann, dem erfahrenen Pelzjäger, vor, sich vor dem Schlafengehen mit Waldur zusammenzusetzen, um ihm den günstigsten Weg nach Gundholm zu erklären. Nach mehreren Einwänden stimmte Otteka zu.
    Z u Hause setzten sich die Männer in die beheizte Küche, wo Otteka dem dankbaren Waldur auf einem schwarzen Leder mit weißer Kalkfarbe den schnellsten Weg nach Gundholm aufzeichnete, mit Wegabkürzungen durch den Wald, Berghöhlen für seine Rasten sowie Brücken, um den in der Mitte bereits tauenden Fluss zu überqueren.
„Es liegt in jeder dieser Höhlen Brennholz bereit“, erklärte er Waldur, „und sieh zu, dass ihr morgen bis zur Dämmerung diese Jagdhütte hier erreicht. Sie hat einen Lehmofen und einen inwendigen Stall mit immer reichlich Pferdefutter. Bedenke auch, dass es ab morgen Mittag schneien wird.“
„Weiß ich, Otteka. Entscheidend ist, dass mein Hengst so wenig wie möglich auf den Rücken bekommt, dann schafft er die Strecke.“
„Hast ja Vertrauen. Aber jetzt Schluss, du brauchst deinen Schlaf.“
Sie erhoben sich, wobei sich Waldur bei Otteka bedankte und sich dann zu der Kammer begab, in der Erika ihm ein Nachtlager hergerichtet hatte.
Statt dann einen erholsamen Schlaf zu finden, den Waldur nun wirklich benötigt hätte, wälzte er sich Stunde um Stunde unruhig von einer Seite auf die andere. Bis er noch lange vor Tagesanbruch endgültig die Augen aufschlug.
Nachdem er sich angekleidet hatte, tastete er sich im Dunkeln in die Küche, wo er sogleich das Feuer in dem Lehmherd schürte, an den Flammen die Tranlampe ansteckte, und sich die für ihn bereitgestellte Grießsuppe aufwärmte. Alles so

Weitere Kostenlose Bücher