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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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an: ‚Fass deine Gegner ins Auge, schon jetzt!’
Waldur wehrte sich gegen diesen Gedanken, doch das Gespenst hatte seinen Angstnerv bereits erweckt, und über den tuschelte es ihm nun ein: ‚Das musst du. Sieh dir deine Gegner gut an - los jetzt, schau rüber!’
Darauf flog sein Blick doch zu den Wölfen, und er erkannte, dass sie geduckt über den Uferpfad hechelten - angriffsbereit!
„U a a !“, erschrak er darüber, und in dem Moment packte das Gespenst zu.Er schrie erneut auf, schüttelte und wehrte sich: „Weg, weg“, aber zu spät, die Angst war in seinen Nifelkörper gedrungen und krallte sich darin fest.
Seine Rettung war Scalla. Der spannte, seinem Instinkt gehorchend, die Muskeln zum Galopp, Waldur streckte sich vor, und im nächsten Augenblick jagten sie davon, mit ihrem kräftigsten Galopp.
Nur gut, dass Waldur nicht sah, wie sich die Wölfe indessen über den Eisfluss tasteten, wie einer nach dem anderen über die schmalste Stelle der Flussmitte sprang, um sich dann vorsichtig über die Eisschollen zum hiesigen Ufer zu bewegen.
Dadurch gewannen Waldur und Scalla allerdings Vorsprung, erreichten bald einen Waldpfad, der zu einer Berghöhle hochführte, und den eilten sie hinauf.
In der Höhle sprang Waldur aus dem Sattel und türmte im nächsten Moment einen Reisighaufen vor dem Eingang auf. Und bereits als er ihn mit seinen Zündsteinen in Brand steckte, hörte er die Wölfe den Wald hoch rennen. Darauf warf er kurzerhand seine schöne Dachsmütze ins Feuer. Das drohte daran zu ersticken, loderte gleich drauf jedoch umso höher auf. Sie waren gerettet. Waldur stand hinter dem Feuer und lauschte hinaus - Knacken, würgendes Hecheln und Kläffen. Offenkundig zogen sich die Wölfe zurück, den Berg wieder hinab bis zum Fluss. Bald vernahm er nichts mehr. Ob sie nun die Straße ein Stück zurücklaufen, von da aus den Berg hoch und sich schließlich von oben anschleichen würden? - Mit Gewissheit.
‚Will mein Futter’, knurrte Scalla aus der Höhlenecke her.
Waldur wandte sich nach ihm um, er fasste es nicht, wie konnte dieser Hengst nur in solch einem Moment an Fressen denken. - Na, wenigstens er hat die Nerven behalten, dachte er dann, trat zu ihm und hängte ihm seinen Futterbeutel um. Anschließend holte er das Messer aus der Satteltasche, das Bärenfell von Scallas Rücken und setzte sich damit in die Nähe des Höhleneingangs.
Das Feuer rußte und stank, aber wie lange noch, bei dem wenigen Fell, mit dem er es noch füttern konnte?
‚Hilf uns, Ragna’, betete Waldur verzweifelt, ‚verleihe mir wieder eine Eingebung. Bitte! Tu mir kund, wie wir hier freikommen können.’
So flehte er unentwegt, während er mit zitternden Händen das Fell klein schnitt und -riss und dann Stück für Stück in die Flammen warf. Währenddessen kaute Scalla seine Körner, graub, graub, graub . . Der hat die Ruhe weg, dachte Waldur - und diesen Gedanken hatte ihm der Himmel eingegeben.
Die Ruhe, ja, genau die fehle ihm wieder, wurde ihm dadurch klar, und gleichzeitig fiel ihm auf, wie verkrampft, wie krummrückig er dasaß, womit er seine Angst auch noch ordentlich festhielt. Loslassen, sagte er sich darauf, richtete sich gerade im Rücken auf und löste die Verkrampfung. Und je lockerer er wurde, desto mehr verlor die Angst ihren Halt in ihm, bis er sie schließlich mit einer kräftigen Ausatmung aus dem Mund stieß. Z i r r r , sauste das Angstgespenst weit durch die Luft davon, auf Nimmerwiedersehen. Ja, so befreit man sich von Angst, so hatte er das auf der Druidenschule gelernt. Doch er hatte noch etwas Bedeutsameres gelernt, allerdings nicht bis in die letzte Konsequenz begriffen, und eben das hatte Ethne bewogen, genau diesen Junkerritt für ihn auszuarbeiten. Und da Ragna seine Bittgebete erhörte, hauchte es ihm mit goldtönender Stimme ein: ‚Besinne dich, Waldur, was euch Ethne über des Menschen Aufgabe in der Natur gelehrt hat.’
Darauf tauchte er tiefer in seine Seele, und bald erinnerte er sich an Ethnes Erklärung, der Mensch solle im Midgard allen Wesen stets Vorbild sein, indem er die Naturgesetze ebenso weise wie liebevoll einsetzt, denn diese Aufgabe sei ihm einst vom Himmel erteilt worden. In keinem Wesen, nicht einmal in dem furchterregendsten Raubtier soll er einen Feind sehen, vielmehr einen Schützling. Schön, hatte sie hinzugefügt, kaum ein Mensch könne mit dieser Haltung ein größeres Raubtier bezähmen, doch ein Ritter soll notfalls dazu imstande sein.
Darauf fiel es Waldur wie

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