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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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zusammengerottete Wolfsrudel gemeinsam durch den Wald hoch liefen, und wenig später entdeckte er auf einem unbewaldeten Bergesgipfel eine ganze Horde Wölfe im Kreisrund daliegen, ein jeder mit der Schnauze zur Mitte, wie zu einer Dingversammlung. Ob sich hier noch mehr derartige Versammlungsplätze befinden? Zweifelsohne, meinte Waldur.
    ‚O ch, Scalla, du bist schon wieder aus dem Rhythmus’, tadelte Waldur ihn jetzt.
Ihre neue Reitweise brachte sie heute wegen des zunehmenden Schneefalls und den dadurch immer wilder durch die Luft fegenden Alben, vor denen Scalla oft erschreckt zusammenfuhr, kaum noch zustande. Waldur brannte mittlerweile die Zeit unter den Nägeln, denn die Neumondstunde stand unmittelbar bevor, die Besinnungsstunde, in der kein Tier, auch nicht Scalla, ansprechbar sein würde, und bis dahin wollte er, wenn schon nicht bis Gundholm, so doch wenigstens aus dem Wald gelangt sein. Sie könnten es schaffen, aber nur mit einem Spitzen- und Dauergalopp. Deswegen versuchte es Waldur jetzt anders: ‚Siehst du den kleinen frechen Alb da oben?’
‚Will nichts sehen.’
‚Aber der lacht dich an. Du, der lädt uns zum Wettlauf ein - machen wir mit?’
‚Wettlauf? - Ja!’
Waldur feuerte ihn an: ‚Dann los jetzt, mit dem Frechdachs um die Wette - J a a a a a -Prima, du Flitzer -j u i j j j j j ‘
Da zeigte es sich wieder, wie Waldur mit diesem eigenwilligen, feurigen Hengst umzugehen verstand, denn der sauste wie ein abgeschossener Pfeil durch das Schneegestöber.
‚Gut, Scalla,j i b i j u i i i ‘
Weiter und immer weiter ging es - vorbei an dem letzten Hügel, und immer noch weiter, ‚nicht nachlassen, Scalla, weiter, weiter, weiter . . ,und jetzt noch raus aus dem gefährlichen Wald . . .’
Aber nein, aus dem Wald gelangten sie nicht. Scalla brach den Galopp mit einem Mal ab, und während er verschnaufte, wurde sein Schritt immer gemächlicher. Der Neumond, die jetzt unsichtbare Luna, begann, die Natur mit ihrem geheimnisvollen Magnetismus zu streicheln. Dadurch wurde alles still, jedes Tier, jede Pflanze und jeder Alb. Alles. Die Flocken fielen bald senkrecht vom Himmel, auch längst nicht mehr so viele, und Scalla stapfte, verträumt Huf vor Huf setzend, fast lautlos durch den Schnee. Währenddessen rann Waldur die Zeit, die kostbare Zeit dahin, obschon sie auch bei diesem Tempo vorwärts kamen. Der Wald wurde zunehmend lichter, und nach einer Weile ritten sie an den letzten Bäumen vorbei. Danach entdeckte Waldur in der Ferne, er wagte erst nicht, seinen Augen zu trauen, den hohen Schutzwall von Gundholm.
Noch wenige Minuten, dann begann Luna, ihren ausgestrahlten Magnetismus wieder in sich zurückzuziehen. Waldur fühlte es sofort und lockte Scalla, ehe die Wölfe zu sich kämen, behutsam aus seinen Träumen.
‚Wie stimmungsvoll hier’, begann er, wobei er Scalla mit seinen Reitstiefeln kitzelte, ‚ruhig und doch belebend, was, Scalla? Erinnert an einen weiten See, finde ich. Nein, eher ans Meer mit seinem fröhlichen Wellenspiel und dem frischen Wind. Wir sind bald am Meer, kannst du es schon wittern?’
‚Riech nur Schnee.’
‚Na, dann bläh mal deine Nüstern.’
Scalla, inzwischen fast wach, hob seine Nase, und erkannte freudig: ‚Meerluft - ganz frisch.’
Mit einem anspornenden Schenkeldruck und den passenden Worten weckte Waldur ihn vollends auf: ‚Los, Scalla, wenn wir uns sputen, sind wir im Nu dort, zumindest in dem Küstendorf da vorne. Machen wir’s doch wie die Flusswellen neben uns, die plätschern, was sie können, die zieht es nämlich auch dorthin.’
Scalla trabte bereits frisch-fröhlich, wurde zunehmend flotter, und Waldur regte ihn weiter an: ‚Noch flinker, Scalla, ja? - Oh, prima, prima! - Und jetzt einen G a a a l o p p . . . ‘
Scalla wechselte tatsächlich in Galopp über, wonach Waldur ihn weiter anspornte: ‘J a a a - u i i i , du Sausewind,j i p i j u i i i i . . ‘
Sie hatten erst eine kurze Strecke zurückgelegt, als sie eine erwachte Wolfshorde erspähte, die ihnen augenblicklich gierig bellend und flink wie nie nachjagte. Das aber ließ Scallas Beine nur noch hurtiger werden, und so stoben sie in Windeseile auf das rettende Gundholm zu.
Bald vernahmen einige Gundholmer vom Wald her das wütige Wolfsgebell. - Da rennt womöglich jemand um sein Leben, meinten sie und eilten zu ihrem Westtor hin.
Sie öffneten das Tor zunächst nur einen spaltbreit, um hinauszulugen. Doch wie sie tatsächlich einen Reiter durch den Schnee anpreschen sahen, gefolgt

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