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Die Hexe soll brennen

Die Hexe soll brennen

Titel: Die Hexe soll brennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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Buckel der Eckhin, sudelte dort wie ein Kadaver im Sumpf und lockte in Schwärmen die Aasfliegen an.
    Aus dem Dorf, aus den Weilern und Einöden der Umgegend liefen sie zusammen, stahlen sich nächtens durch die Donaumarschen, tappten durch Februarfrost und patschten durch Märzkot, sammelten sich gierig, geil um die Gruebersche Hütte. Herum um die Eckbalken drückten sie sich schaudernd, am Türpfosten wetzte sich verschmutztes, verschlissenes Gewandzeug. In die einzige Stube drängten sie, schwitzend, vor Angst dampfend; strähniges Haar unter weit über die Augen gezogenen Fetzen, irrlichternde Pupillen, speichelnde Münder, das Grauen unter dem Brusttuch und das Unaussprechliche. In knotigen Fäusten, in verarbeiteten Händen hielten sie die Gaben. Brotwecken knallten auf das Gruebersche Tischholz, Geselchtes, salpeterscharf, fahle und dunkle Eier, gerupfte Hennen mit schlaffen, durchtrennten Hälsen, magerbürzelig jetzt in der Frostzeit. Rüben kollerten auf die dünngetretenen Dielen, Gansklein und Hasenschwarz rochen streng aus irdenen Schüsseln. So erkauften sie sich den Zutritt ins Unheimliche.
    Die Grueberschen, hager, fassungslos, gierig, erfreut, rafften an sich, bargen die unverhoffte Beute zwischen Herdstelle und lehmverstrichener Wand, im Stall und im Rauchfang. Mit ihrem Buckel gluckte die Eckhin in den Katen des Dorfes, zischelte, geheimniste, lockte die Menschen und ihre Gier nach dem Unheil. Mit rudernden Armen schoß das Buckelweib über Schlammpfade, paßte seine Beute ab und trieb sie hindurch zwischen den Türpfosten der Grueberschen Hütte.
    Die Eckhin erhielt ihren Tribut von den Verführten. Als Zuhälterin des Übernatürlichen sackte sie Brotlaibe ein, schlürfte zwischen lose Zähne Eidotter und Gansklein, lebte nicht schlecht von der Armen Lust auf den Tod, trieb auch den eigenen Mann, den Taglöhner Benedikt, in die Gruebersche Kate, einen mageren Strick mit gallegelben Augäpfeln und Gichtknoten an den Fingerknöcheln.
    Und auch Bauern gerieten in die Netze der buckligen Eckhin: der rundschädlige Weinzierl und dessen sechzehnjährige kurznackige, kurzgliedrige Tochter Christine.
    Das aber waren nur einige, die der Verführung erlagen. Mit anderen, vielen, zusammen drängten sie sich nun Nacht für Nacht in der Grueberschen Hütte. An die Eltern der Seelenbeschwörerin lieferten sie die Gaben ab, die sie sich vom Maul abgespart, manchmal abgehungert hatten, und dann durften sie sich um Katharina scharen, durften nahe den schmutzigen Füßen des Mädchens auf den Dielenbrettern knien, und wenn die Mitternacht kam, dann begann die Zauberin sich zu wiegen.
    Auf den Fersen kauerte Katharina, hatte den Rupfenumhang um sich gerafft und flüsterte, zischelte, verwaschen, hysterisch: »Gebedeit Muttergottes, Domkron, Jumpfengranz geborrn, vergib Unssünden, weil wir Allsündiger, sowiewir Schuldigen sin, und erlöß Unserseelen, bittfüruns und für uns nicht Inversuchung …«
    Drängender und fordernder wurde das Gemurmel des mageren Kindes; der Schatten ihres sich stoßartig wiegenden Rumpfes tanzte fledermauswirr über die verrußten Hüttenwände, fast orgiastisches Stöhnen stahl sich zwischen Domkron und Jumpfengranz, und stöhnend, heulend und zähneknirschend fiel ein die bäuerische Gemeinde der Seelenbeschwörerin.
    Und dann geschah etwas mit Katharina, das sie nun schon sehr oft erlebt hatte: Jörg, der Großahne, war jetzt wieder bei ihr, und ganz deutlich hörte sie ihn vom Fegfeuer sumsen und murmeln, von den unerlösten Seelen, die sich nicht aus den Krallen der Peinteufel lösen konnten, von Armensündern, die in der Glut tanzen mußten wie Geier.
    Ins rauchige Katendämmer keuchte Katharina ihre Visionen und tat den anderen die Fegfeuerwelt auf, die ihnen von den Pfaffen in die Gehirne gebrannt war, und nun löste sich einer aus dem Kreis um die sich Wiegende, Geifernde, packte mit zitternder Hand ihren mageren Oberarm, riß sie halb zu sich herüber. Es war ein Stellmacher, der mit der Zille vom Wörther Ufer über die Donau gekommen war. Zu Lichtmeß letzten Jahres hatte ein auskeilender Treidelgaul ihm den Bruder erschlagen.
    »Red«, forderte er, bettelte er. »Kannst den Balthes sehen? Im Fegfeuer? Und ob er den Peinteufeln auskommen kann?«
    »So viele unter der Geierklau', im roten Feuer«, stöhnte Katharina. Ihre Brust rieb sich gegen das Lederwams des Stellmachers, aber sie merkte es nicht. »Sie wuseln im Feuer wie die Ameisen …«
    »Ist ein großer Kerl,

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