Die Hexe soll brennen
dampfenden Brühe gleiten. Es zischte auf der Feuerstelle, gleichzeitig ertönte das Gluckern der Flasche, aus der sich der Auer nachschenkte.
Seine Augen waren bereits glasig, sein Schädel rot, an den Schläfen quollen die Adern. Die Magd wußte, daß der Witwer seit dem Morgengrauen, seit die bucklige Eckhin und ihr gelbäugiger Alter hier aufgetaucht waren, trank, und allmählich bekam sie es mit der Angst zu tun.
Sie wußte nicht, was im Morgengrauen zwischen dem Buckel und dem Auer gesprochen worden war, aber sie ahnte, daß es gut wäre, wenn sie den Bauern auf andere Gedanken bringen könnte, und während ein weiterer Gewichster in die Brühe glitt, sagte sie: »Wir kommen gut aus mit dem Korn in diesem Winter. Gehört hab' ich aber, daß sie drinnen im Vorwald schon Körner aus den Hamsterverstecken im Feld graben müssen.«
Der Auer, fünfzigjährig, grauhaarig, stöhnte nur. Der Schnaps brannte ihm in der Kehle, er würde sich übergeben müssen, wenn er weitertrank, trotzdem kippte er das nächste Glas. Die Magd sah es und dachte an den vergangenen Sommer, als die Auerin bereits siech in ihrer Kammer gelegen hatte. Damals hatte der Bauer sie, das Küchenmensch, auf dem Getreideboden abgepaßt, ihr den Rock gestemmt und sie bäuchlings über den Gerstenkasten gelegt. Hergenommen hatte er sie ohne ein Wort, aber noch jetzt erinnerte sich die Magd an sein erleichtertes Grunzen nach Monaten an der Seite einer Kranken, und das gab ihr jetzt den Mut, zu ihm zu gehen und ihn direkt zu fragen: »Was hast denn? Was hat das Buckelweib dir in der Früh gebracht, daß d' seitdem an der Schnapsflasche hängst?«
Zuerst schien es, als wolle der Auer sie wegstoßen, aber dann griff er auf das Brett über der Bank und holte täppisch auch für die Küchendirn einen Stamper herunter. Er füllte sich und ihr öligen Fusel auf, er kippte, sie nippte, dann hustete sie und wiederholte: »Was hast' denn?« Sie leerte den Stamper und setzte hinzu: »Daß es der Buckel mit dem Teufel treibt, hab' ich immer gewußt.«
»Sollst so etwas nicht sagen«, äußerte sich nun endlich auch der Auer. »Die Eckhin ist ein gottesfürchtiges Weib, kann so wenig für ihren Höcker wie du oder ich. Ist so gottesfürchtig, daß sie dank der Kathrin Grueber einen Blick ins Fegfeuer hat tun dürfen, und dort hat sie meine Margaret gesehen. Hat gesehen …«
»Was?« schrillte die Magd und ließ den Schnapsstamper fallen, daß er über die Dielen rollte. »Alle Heiligen loben Gott, den Herrn. Schweig, Bauer! Tu dich nicht versündigen!«
Aber jetzt konnte der Auer nicht mehr an sich halten. Beide Hände um die Schnapsflasche gekrallt, schrie er: »Hat gebrannt bis zum Hals, meine Margaret, und haben's die Teufel mit ihr mit einem feurigen Zipfel getrieben.«
Die Magd preßte sich die Fäuste auf beide Ohren und polterte aus der Küche. Draußen schlug der Hund an. In sein Kläffen mischte sich schrilles Kreischen: »Heilige Muttergottes, voll der Gnaden, erbarme dich unser …«
»Ja, erbarm dich unser«, wiederholte Johann Auer mit schwerer Zunge und erinnerte sich daran, wie er als vierjähriger Bub einen toten kroatischen Reiter in der Donaumarsch gesehen hatte, in dessen blutiger Brustwunde bereits die Maden krochen. Dieses Bild hatte ihn sein ganzes Leben verfolgt, er hatte es dennoch ertragen können. Aber das andere Bild, das ihm an diesem Morgen die bucklige Eckhin gezeichnet hatte, das ertrug er nicht. Schuldgefühle quälten ihn, weil er es im letzten Sommer mit der Magd getrieben hatte, als seine Margaret bereits siech auf dem Strohsack gelegen hatte. »Und jetzt muß sie meine Sünden feurig büßen«, murmelte er verwirrt. »Weil sie mich ins Loch der anderen getrieben hat, weil ich die Sünd' nicht einmal gebeichtet hab'.«
Er trank wieder, jetzt gleich aus der Flasche, in seinem Schädel raste es, alles war verdreht, dann ein klarerer Augenblick. »Aber die Margaret war doch unschuldig«, stöhnte er. »Ich bin der Sünder, nicht sie.« Und dachte weiter: Aber ein Fleisch, ein Leben – so hat es der Pfaff bei der Kopulation gesagt. Meine Sünden gleich wie die ihrigen. Mein Fleisch versündigt, und so brennt nun das ihrige bis in die Ewigkeit …
Er trank, dann kippte er von der Bank und schlug schwer mit dem Schädel auf. Feurig wurde alles, und über allem war ein Teufel mit feurigem Schwanz auf seiner Margaret.
So fanden ihn die Magd und der rasch herbeigeholte Knecht, und sie schlugen mehrmals das Kreuzzeichen
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