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Die Hexe von Hitchwick

Die Hexe von Hitchwick

Titel: Die Hexe von Hitchwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Gaede
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Zeit dehnte sich, zog sich wie Kautschuk und als Morgan wieder an der Tür stand, schienen Stunden vergangen zu sein.
    „Leonie, du musst jetzt von der Tür weggehen. Geh in die Küche und komm erst, wenn ich dich rufe!“, sagte Morgan, hielt ein r undes Amulett, das an einem roten Band hing, gegen das Türschloss, schätzte den richtigen Abstand ein und befestigte es am Türknauf.
    „Okay!“, schrie Leonie und verschwand von der Tür.
    Morgan trat einen Schritt zurück, blickte zu ihren Füßen hinab, überprüfte, ob sie nichts berührte und hoffte, wirklich geerdet zu sein, dann hielt sie einen Elektroschocker an das Amulett und flüsterte: „Sesam öffne dich!“
    Der Strom scho ss in das kupferfarbene Amulett, brachte es zum Glühen. Rote Blitze fraßen sich in die Tür, zogen sich so schnell am Rahmen entlang, dass kaum ein menschliches Auge die Bewegungen erfassen konnte.
    Morgan hatte sich abgewandt, schützend den Kopf zur Seite gebeugt und wartete auf das Verstummen des Knisterns, das von der Tür kam.
    Ein Knacken.
    Blitzschnell drehte sich Morgan um, ergriff das Amulett und stürmte durch die offene Tür.
    „Leonie!“
    Es kam keine Antwort und auch keine Leonie.
    Morgan folgte dem dunklen Flur bis zur Küche. Vorsichtig betrat sie den Raum, ließ den Blick suchend umherwandern.
    Hinter dem Esstisch stand sie. Die Hände krallten sich in die Rückenlehne eines Stuhls, den sie gleich einem Dompteure zur Abwehr benutzte.
    Was wehrte Leonie ab?
    Morgan konnte nichts Furcht einflößendes erkennen. Im Haus herrschte Dunkelheit. Möbel, Umrisse und Schatten waren kaum zu unterscheiden.
    Eine kurze Bewegung, ein Zittern in der Du nkelheit, ließ Morgan sehen, wovor Leonie Angst hatte. Am anderen Ende des Tisches hatte sich die Schwärze der Nacht zu einem Schatten mit klaren Umrissen verdichtet.
    „Ich sehe dich!“, rief Morgan.
    Der Schatten hörte, verstand und wandte sich dem neuen Eindringling zu.
    Mit rasendem Herzen und Blut voller Adrenalin trat sie von der Tür weg, auf den Schatten zu.
    Leonie riss die Augen auf, konnte nicht fassen, was Sergeant Danby da tat. Sie wollte Nein schreien, Danby irgendwie zurückrufen, da begriff sie.
    Morgan befand sich zwischen der Tür und dem Schatten, für Leonie war der Weg nach draußen frei, sie musste nur den richtigen Augenblick abwarten.
    „Was willst du hier?“, fragte Morgan und machte noch einen Schritt auf den Schatten zu.
    Der Schatten schien den Kopf le icht zur Seite zu neigen, als dachte er über Morgans Worte nach. Das Schwarz verdichtete sich, bildete immer mehr die Form eines Körpers.
    Das ist keine Hexe , dachte Morgan.
    Was war es?
    Ihre Gedanken erfroren, eine Eiseskälte zog an ihr vorbei. Zu schnell geschah es, als dass Morgan rechtzeitig reagieren konnte. Kaum hatte der Frosthauch sie berührt, traf sie etwas mit voller Wucht an der Schulter und schleuderte sie gegen den Tisch.
    Morgan keuchte, ihre Rippen hatten den Sturz abgefedert.
    „Morgan!“, schrie Leonie.
    Das brauchte sie, einen Weckruf, der ihre Schmerzen für kurze Zeit verdrängte.
    „Raus! Setzt dich ins Auto! Los!“, schrie Morgan kurz zu Leonie gewandt.
    Leonie zögerte eine Sekunde, dann rannte sie los, erwischte mit dem Ellenbogen den Türrahmen und stolperte über die Stufen vor der Tür. Sie war draußen, war frei.
    Einem Impuls nach wäre sie am liebsten weiter gerannt, aus einem Gefühl des Vertrauens heraus tat sie, was Danby ihr gesagt hatte.
    Zitternd setzte sie sich ins Auto, den Blick starr durch die Windschutzscheibe auf das Haus, die offene Eingangstür gerichtet.
    Wo bleibt sie nur , fragte sich Leonie.
    Mittlerweile stand Morgan wieder aufrecht auf ihren Füßen, versuchte nicht zu tief zu atmen und starrte auf die Szene vor sich.
    Sie hatte keine Ahnung, was der Schatten war, das Wesen, welches sie so feinfühlig aus dem Weg geräumt hatte, kannte sie.
    Wie in einen Umhang gehüllt erschien ihr Körper, einem Umhang aus Schatten. Was nicht von Schwärze verdeckt war, schien zu brennen, in Flammen zu stehen.
    Eine Hexe!
    Keine zu unrecht betitelte Kräuterfrau, keine Zaunreiterin, sondern eine Hexe, die Mittlerin, Botin und Komplizin des Bösen, der Dämonen war.
    Aber was tat sie hier? Warum war sie nicht auf Leonie losgegangen? Warum hatte sie Leonie entkommen lassen?
    Die Hexe war einzig und alleine wegen des Schattens erschienen. Er war das Ziel, das sie nun erreicht hatte und mit flammenden Händen festhielt. Der Schatten verlor seine erstarkte

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