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Die Hexe von Salem

Die Hexe von Salem

Titel: Die Hexe von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagte er. »Du solltest dir etwas überziehen. Und Sie, Kind«, – damit wandte er sich an Priscylla – »gehen am besten auf Ihr Zimmer und beruhigen sich erst einmal. Wir reden heute Abend noch einmal über alles. Gemeinsam.«
    Priscylla blickte ihn aus geröteten Augen an. Ihre Finger spielten nervös mit einem Zipfel ihrer Bluse. »Was gibt es da noch zu bereden?«
    »Eine Menge«, antwortete Howard. »Sie haben zwar recht, was die Hexer von Goldspie angeht, aber die Konsequenzen, die sie daraus ziehen zu müssen glauben, sind falsch. Unsere Feinde haben unsere Spur aufgenommen, und es würde überhaupt nichts nutzen, wenn Sie jetzt davonliefen. Sie würden Sie umbringen oder bestenfalls zurück nach Goldspie bringen. Ob es uns passt oder nicht, wir müssen zusammenbleiben und die Sache irgendwie durchstehen.« Er lächelte aufmunternd. »Und jetzt gehen Sie auf Ihr Zimmer und ruhen sich ein wenig aus. Es war alles zu viel, und es war noch niemals gut, einen überhasteten Entschluss zu fassen.«
    Priscylla nickte zögernd. Howard gab Rowlf einen kaum merklichen Wink, und der breitschultrige Riese begleitete Priscylla schweigend aus dem Raum. »Keine Sorge«, sagte Howard, nachdem die Tür hinter ihnen geschlossen und ihre Schritte auf der Treppe verklungen waren. »Rowlf wird sie keine Minute aus den Augen lassen.«
    Ich starrte ihn an. In meinen Gefühlen schien ein Orkan zu toben. Ich wusste ganz genau, dass er recht hatte und es nur gut mit mir meinte, aber gerade deshalb hasste ich ihn beinahe für einen Augenblick.
    »Warum gehst du nicht auch auf dein Zimmer und ziehst dich um?«, fragte er, offensichtlich darum bemüht, das Thema zu wechseln. »Der Anwalt wird gleich erscheinen, und Unterhosen und eine Wolldecke sind nicht gerade die richtige Kleidung, um eine Million englischer Pfund in Empfang zu nehmen.
    »Eine Mil …«, krächzte ich ungläubig.
    Howard zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Vielleicht auch zwei oder drei«, sagte er. »Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall solltest du dich jetzt umziehen.«
    Ich starrte ihn noch einen Moment an, erhob mich dann zögernd von meinem Platz und ging in mein Zimmer hinauf. Mein Herz begann angstvoll zu schlagen, als ich den Raum betrat. Rowlf hatte das Bettzeug entfernt und auch alle anderen Spuren der grausigen Doppelgängerin Priscyllas entfernt, aber ich vermied es immer noch fast krampfhaft, auch nur in die Richtung zu sehen, in der das Bett stand. Ich vermied es auch, in den Spiegel zu blicken, als ich ins Badezimmer ging, um mich umzukleiden. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte angefangen, wie ein kleiner Junge zu pfeifen, der Angst hat, allein in einen dunklen Keller zu gehen. Ich bin niemals ein Feigling gewesen, aber es gibt Dinge, die haben nichts mehr mit Mut oder Tapferkeit zu tun.
    Ich brauchte kaum fünf Minuten, mich umzuziehen und das Zimmer wieder zu verlassen. Auf dem Flur traf ich Rowlf.
    Ich blieb stehen, blickte ihn einen Moment vorwurfsvoll an und deutete auf die Tür zu Priscyllas Zimmer. »Sie hatten versprochen, sie keinen Moment aus den Augen zu lassen«, sagte ich.
    Rowlf grinste. »Machichauchgarnienich«, nuschelte er. »Aberse schläft nu. Unse wird auch weiterschlafn.«
    »So schnell?«
    Rowlfs Grinsen wurde etwas breiter. »Innern Tee, den H.R. ihr gegeem hat, warn Schlafmittel«, sagte er. »Un außerdem kannse das Fenster nich öffnen, dafür habich gesorgt. Is das beste so, glaubense mir.«
    Für einen ganz kurzen Moment verspürte ich Zorn, aber mein logisches Denken gewann rasch wieder die Oberhand. Howard hatte wahrscheinlich das Vernünftigste getan. Priscylla litt mehr unter den Ereignissen, als sie mir gegenüber eingestehen wollte. Sie glaubte wirklich, dass alles, was heute geschehen war, allein ihre Schuld sei. Und sie war jung genug, sich zu einer Unbesonnenheit hinreißen zu lassen. Wir gingen zurück in die Bibliothek, wo uns Howard bereits erwartete.
    Dr. Gray kam Schlag drei. Das Läuten der Türglocke vermischte sich mit dem trägen Gong der gewaltigen Standuhr, die in einer Ecke der Bibliothek thronte. Howard gab seinem Majordomus einen wortlosen Wink, strich sich noch einmal glättend über Hemd und Hose und trat dann ebenfalls in die Diele hinaus, um Dr. Gray entgegenzugehen. Ich blieb allein zurück.
    Ein unangenehmes Gefühl begann sich in meinem Magen breitzumachen. Ich spürte, dass jetzt ein ganz neuer Abschnitt meines Lebens beginnen würde. Ich war arm gewesen, als mich Andara in den

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